Das wird kein hochtrabend philosophischer Beitrag, nur eine Frage, die ich mir als Elternteil stelle. In den Sommerferien verfasse ich bewusst weniger Artikel und nachdem wir im Juli unseren Umzug über die Bühne gebracht haben, blieb abends sowieso wenig Energie übrig. Doch als ich gestern mit meiner Tochter auf der Mariahilferstrasse spazieren ging, stellte ich mir die Frage, wem oder was wir durch den Konsum motiviert nachlaufen. Denn wir kaufen Dinge, die wir nicht brauchen, von Geld, das wir nicht haben, um Menschen zu beeindrucken, die wir nicht mögen. Also warum eigentlich?
Für so etwas habe ich kein Geld
Als ich aufwuchs, hörte ich meine Eltern oft sagen, wenn sie sich mit Freunden unterhielten, „Für so etwas habe ich kein Geld“. Man war stolz darauf, nicht bei jedem Konsumwahnsinn mitzumachen und das hart erarbeitete Geld sinnvoll auszugeben. Vielleicht ist das auch meine subjektive Wahrnehmung, aber in den Haushalten lagen, so weit ich mich erinnern kann, früher weniger bedeutungslose Gegenstände herum, die mit der Zeit zu Staubfängern mutierten.
Heute höre ich diese Worte kaum. Der Satz „Für so etwas habe ich kein Geld“ scheint vielen Menschen peinlich zu sein. Warum? Ist eine derartige Aussage nicht ein Ausdruck definierter Prioritäten, Ausdruck eines intakten Werte-Kompasses? Für unsere Kinder wünschen wir uns auch, dass sie die Relationen und Prioritäten im Leben kennen. Dass sie beispielsweise ihre Hausaufgaben erledigen, bevor sie spielen gehen. Also wäre es an der Zeit, sich selbst an der Nase zu nehmen.
Manipulierte Lemminge
Es ist schwer, sich in der heutigen Zeit nicht gering zu schätzen. Ständig redet uns die Werbung Produkte ein, die wir „unbedingt“ benötigen und ohne diese wir fast wie Menschen zweiter Klasse sind. Dabei gelingt es diversen Werbesujets stets, die emotionale Ebene anzusprechen und eine scheinbar rationale Lösung anzubieten. Seit Jahrzehnten funktioniert dieser Trick und seit jeher fallen wir auf diese Taktik herein. Es werden eben keine Mittel und Wege gescheut, um den Umsatz zu steigern. Dass wir dabei unsere Mündigkeit aufgeben, scheint uns ebenso wenig zu beschäftigen, wie die Frage, was wir tatsächlich benötigen.
Was brauchen wir?
Diese Frage kann und muss jede/r für sich selbst beantworten. Eine allgemein gültige Antwort gibt es nicht und wenn jemand behauptet, sie/er hätte eine, handelt es sich vermutlich um eine Werbefachfrau/einen Werbefachmann. Vielleicht fängt es wieder bei dem Satz meiner Elterngeneration an: „Für so etwas habe ich kein Geld!“ Wenn es uns in der Erziehung gelingt, dass dieser Satz eines Tages mit Stolz von unserer Tochter vorgetragen wird, haben wir vieles richtig gemacht. Denn letztlich konsumieren wir - und das sollten wir nie vergessen - um unser Leben zu bereichern und nicht, um es zu definieren.