Dass ich einer derjenigen bin, die der zentralisierten Reifeprüfung zum Abschluss der Sekundarstufe II skeptisch gegenüberstehen, ist bekannt. Umso mehr mag ich Lösungen, wie diese. Eine Schülerin und ein Schüler aus Wien entwickelten ein Werkzeug zur Vorbereitung auf die Mathematik-Matura für das Smartphone. Mit ihr kann jederzeit, auf dem Heimweg, in den öffentlichen Verkehrsmitteln oder in der Warteschlange geübt werden. Auch so können SchülerInnen neue Technologien nützen.
Es muss nicht immer das Übungsbuch sein
Ich kann mich noch gut an meine Matura im Fach Mathematik erinnern. Im letzten Schuljahr wurde ich etwas Mathe-müde und meine Leistungen fielen in den Keller. Nicht bedrohlich, aber merklich. Um mich bestmöglich auf die bevorstehende Herausforderung vorzubereiten, übte ich wie ein Verrückter aus einem Buch mit Beispielen. Unzählige Seiten Papier, einige Kugelschreiber und neue Batterien für meinen Taschenrechner später sah ich mich gut gerüstet.
Der Nachteil war, dass ich, wie damals jede/r von uns, auf dem Schreibtisch „büffeln“ durfte und am Weg zur und von der Schule viel Zeit ungenützt ließ (in meinem Fall waren es fast zwei Stunden; Anm.). Es war die Zeit, als ManagerInnen begannen, in der U-Bahn auf ihren schweren Laptops die Reste ihrer Aufgaben aufzuarbeiten. „Wenn ich das nur könnte“, dachte ich mir damals. Mehr als ein Jahrzehnt später geht das.
Die Technologie dahinter
Das Ganze heißt „Maturameister“ und ist ein Chatbot. Die SchülerInnen erhalten die Aufgaben der zentralisierten Reifeprüfung des letzten Jahres inklusive der Antwortmöglichkeiten. Identifiziert man während der Übungen thematische Schwächen, können Extraübungen für diesen Themenbereich gesucht und geladen werden. Über die App „Messenger“ kann man mit dem Maturameister in Kontakt treten (Suchleiste: Maturameister; Anm.). Benötigt wird dazu lediglich ein Facebook- oder Instagram-Konto. Für jene, die es nicht wissen: Ein Bot ist ein automatisierter, dynamischer Dienst, der auf Anfragen qualitativ eingehen kann, ohne ein Mensch zu sein. Hier gibt es einige Überschneidungen zur A.I. (Artificial Intelligence; Anm.). Mehr dazu vielleicht in einem späteren Artikel.
Der Wert der Zeit
Eine der größten Herausforderungen unserer Zeit ist, dass der Tag nur 24 Stunden hat. Egal wann die SchülerInnen beginnen, sich für eine Prüfung vorzubereiten. Am Ende hätten sie immer mehr Zeit benötigt. Zumindest für diese Zielgruppe kann Abhilfe geschaffen werden. Hat das denselben Effekt, als würde man Beispiele durchrechnen? Nein. Aber die Logik und das Verständnis können auf diese Weise trainiert werden. Und ganz nebenbei wird auch die „tote“ Zeit genützt …