Die individuelle Freiheit
Wendet man sich vom Staat ab, spielen meistens enttäuschte Erwartungen eine entscheidende Rolle. Vielleicht wurde eine Leistung wegen kleinlicher Formalitäten durch das System zurückgehalten. Oder möglicherweise hinterfragen wir es in seiner Gesamtheit, so wie ich gerade fundamental das Bildungssystem. Nicht, weil es so ist, wie es ist. Sondern weil zaghafte Reformen stets mit veralteten Begründungen und Weltanschauungen im Keim erstickt werden.
Weil nicht der Inhalt der Reformen, sondern deren politische Couleur entscheiden und unsere Gesellschaft empfänglicher für populistische Argumentationen wird. Gerade hier spielte das Bildungssystem eigentlich eine aufklärende Rolle. Aber der systemische Aufschrei bleibt aus. Vermutlich könnte ich in vielen Bereichen ähnlich argumentieren. Genau das ist der Punkt. Wäre es hier nicht das Recht des Individuums zu sagen, „es genügt mir“? Natürlich wäre diese Haltung nur konsequent, wenn man gleichzeitig auf alle Leistungen und Services verzichten würde - auch auf den individuellen Schutz.
Mein Verständnis
Ich fühle mich längst nicht mehr vertreten. Im politischen Diskurs findet keine sachliche Debatte statt - schon gar nicht von den Regierenden - und wenn ich beispielsweise das Pensionssystem heranziehe, weiß ich, dass ich vermutlich keine Leistungen mehr erhalten werde. Natürlich ist mein Stein des Anstoßes die Bildung, aber das Thema ist austauschbar. Ich habe Verständnis für jene, die sich in ihrer Konsequenz abwenden wollen. Aber wissen sie, was das bedeutet? Keine Benefits, keinen Schutz und keine Reisen ins Ausland. Dafür keine Steuerleistungen. Wer den neoliberalen Diskurs der letzten Jahre - und insbesondere jetzt - verfolgt, kann diese Haltung als konsequent einstufen. Wenn wir vieles selbst leisten müssen, warum nicht gleich alles und dafür keine Verpflichtungen haben?
Teilweise heute (möglich)
All jenen, die glauben, das wäre neu, möchte ich mitteilen, dass das teilweise heute passiert. Man kann sich vollständig selbst versichern, womit dem Krankensystem viel Geld entgeht. Weiters agieren wir alle - und das aus gutem Grund - steuerschonend und wenn es eine Möglichkeit der Umgehung gibt, nützen wir sie. Abschließend gibt es noch jene, die die Zahlungen ihrer Steuer verweigern und diese hinterziehen. Eigentlich handelt es sich hierbei auch um StaatsverweigererInnen. Vermutlich schädigen diese das System weit mehr, als jene, denen der Prozess (Stichwort Staatsverweigerer; Anm.) gemacht wird. Mal wieder geht es mir um die Verhältnismäßigkeit …