Wo findet die Integration am effektivsten statt? In der Schule und im Kindergarten. Integration ist ein sozialer Lernprozess, der am besten in der Schule gelingt. Wenn Kinder die Möglichkeit haben, voneinander zu lernen, kann das Erlernte besser umgesetzt werden. Aus diesem Grund war ich bestürzt, als ich vom Vorhaben der Bundesregierung hörte, die Mittel für die Integration in den Schulen ab 2019 zu halbieren.
Kein Interesse?
Dass diese Mittel gekürzt werden, kann nur als absolutes Desinteresse gewertet werden. Offenbar ist das Ziel, Mittel einzusparen, um das Prestigeprojekt dieser Bundesregierung, ein Entlastungspaket, umzusetzen. Wieder einmal wird bei der Bildung gespart. Das ist ebenso traurig wir kurzsichtig (das Wortspiel ist passend; Anm.).
Gelder aus der einen Tasche zu ziehen, um sie andernorts großzügig zu verteilen, ist als Populismus in Reinkultur zu interpretieren. Wer jetzt noch glaubt, es ginge tatsächlich um Inhalte des Fortschritts, hat die Zeichen der Zeit nicht erkannt. Denn bei den Kindern und ihrer Integration zu sparen, ist widerlich und feig, weil hier der Weg des geringsten Widerstands gegangen wird. Vielleicht - und das mag sehr provokativ formuliert sein - hat die aktuell regierende „Elite“ (dieser Begriff steht zur Diskussion; Anm.) kein Interesse daran, Menschen erfolgreich in unsere Gesellschaft zu integrieren.
Populistische Parolen finden effektiver ihre Adressaten, wenn die Integration nicht gelingt und individuell gefühlte Spannungen bestehen. Eine erfolgreiche Integration schwächt beide Regierungsparteien, weil ihre WählerInnen abwanderten. Das ist sicher nicht in deren Interesse.
Welche Priorität hat die Bildung?
Offenbar keine, leider! Ich habe bereits an früherer Stelle mehrmals moniert, dass die Bildung im politischen Diskurs keine Priorität genießt. Mit ihr können keine Wahlen gewonnen werden, weil die Effekte bildungspolitischer Maßnahmen erst viele Jahre später sichtbar werden. Folglich ist es populistisch opportun, wenig Energie und Geld in die Bildung zu investieren. Aber bestehende Mittel zu kürzen? Das sieht eher nach dem Versuch aus, sogar auf dem Rücken unserer Schwächsten politisches Kleingeld zu schlagen.
Da werde ich depressiv
In meinem Brief an die Bildung habe ich die systemischen Defizite und meine Ohnmacht, dagegen zu arbeiten, dargelegt. Aktionen wie diese lassen meinen Glauben an positive Veränderungen gegen den Nullpunkt gehen. Positive Effekte sind Bildungspolitisch erst spät zu messen, aber fünf Jahre einer Regierungszeit genügen, um SchülerInnen negativ zu beeinflussen und einen veritablen Schaden anzurichten. Im Interesse unserer Kinder wird hier längst nicht mehr gearbeitet …