Für mich war immer der Geist entscheidend. Was dieser zu leisten imstande ist, verwundert mich regelmäßig. Ein prominentes Beispiel war der kürzlich verstorbene theoretische Physiker Stephen Hawking, der laut ärztlicher Prognose den Kampf gegen seine Krankheit (ALS; Anm.) schon in den 1960er Jahren hätte verlieren sollen. Dass dies nicht der Fall war, ist bestimmt auch seinem herausragenden Geist zu verdanken.
Die Harmonie ist entscheidend
Kennt ihr das? Man sieht relativ schnell, ob sich jemand in seiner Haut wohl fühlt und ob diese Person mit sich im Reinen ist. Die individuellen Defizite, die jede/r von uns hat, zu akzeptieren und mit ihnen zu leben, ist eine Eigenschaft, die auch ich mir erst erarbeiten musste, zumal ich oft an meine Grenzen stoße. Regelmäßig rufe ich sie mir ins Bewusstsein. Innerhalb dieser zu arbeiten und die individuellen Möglichkeiten auszuschöpfen, hält sehr viele Potenziale bereit. Wenn diese Möglichkeiten genützt werden und dieser Rahmen bewusst wird, bin ich erst mit mir selbst in Harmonie.
Weisheit, Mut und Gelassenheit
„Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, die Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das Eine vom Anderen zu unterscheiden.“ Der amerikanische Theologe und Politikwissenschafter Reinhold Niebuhr bringt mit diesem Satz eine Geisteshaltung zum Ausdruck, die von der Kontrolle des Kontrollierbaren ausgeht. Alles kontrollieren zu können, ist eine Illusion und das zu erkennen, ist vielleicht der wesentlichste Lernprozess, den wir individuell durchlaufen müssen, zumal er für unseren persönlichen Lernerfolg entscheidend ist.
Wir sollten uns auf unsere Möglichkeiten konzentrieren, denn diese sind gewaltig. Es ist erstaunlich, welche Potenziale hier schlummern und nützt man sie, werden Kräfte mobilisiert, aus welchen viel persönlicher Stolz erwächst. Das ist ein Lernprozess, der lohnend ist. Zu lernen ist eben nicht nur das Akquirieren von Wissen, viel mehr hat es mit uns selbst zu tun.
Meine persönliche Herausforderung
Auch ich werde in den kommenden Tagen einen Klinikaufenthalt absolvieren. Ich kenne den Feind in meinem Körper, der mein Gleichgewicht stört. Würde ich mir wünschen, ich könnte mir diesen Prozess ersparen? Natürlich. Aber ich sehe tatsächlich jede Herausforderung positiv. Die Kenntnis darüber, wo die individuellen Grenzen liegen, macht mich stärker. Auf gewisse Weise bin ich sogar dankbar. Ich würde mir wünschen, ich hätte diese Erkenntnis schon vor elf Jahren gehabt, als ich vor derselben Herausforderung gestanden bin. Aber ein Mensch kann sich weiterentwickeln …