Wie viele Social Media Accounts habt ihr? Ist allen bewusst, was dort passiert? Wir reden gerne über die Gleichberechtigung der Geschlechter und sind moralisch entrüstet, wenn wir eine Benachteiligung erkennen. Aber wenn ich mir mit Verstand ansehe, welche Beiträge gerade auf Instagram besonders populär sind, handelt es sich hierbei um das Bedienen alter Geschlechter-Stereotypen.
Die Qualität der Selbstdarstellung
Ein wesentlicher Unterschied zwischen den Geschlechtern ist die Form der Selbstdarstellung. Während Männer gerne ihren Status mit Autos, Mode, Uhren oder sonstigen Luxusgütern zur Schau stellen, wird bei Frauen vorrangig der eigene Körper inszeniert. Ein Selfie hier und ein Lächeln da werden mit einer effektiven Zurschaustellung des Körpers, entweder in Aktion oder vor traumhafter Kulisse, garniert. Als normale BürgerInnen hinterfragen wir danach oft unser eigenes Leben. Um qualitative und effektive Inhalte geht es schon längst nicht mehr.
Eine Frage der Popularität
Das Wort „Popularität“ stammt vom lateinischen Wort populus (= Volk; Anm.) ab. Wer sich einer hohen Popularität erfreut, spricht den Geschmack eines größeren Querschnitts der Bevölkerung an. Nachdem wir in einer Zeit leben, in der wir dem „Gefällt mir“, dem Herz oder sonst einem Response-System nachlaufen, verwundert es nicht, dass wir der Volksmeinung eine größere Bedeutung geben, als ihr zustünde. Wenn die Darstellungen des Körpers und des Status so beliebt sind, spiegeln sie eine Geisteshaltung der Gesellschaft wider, die sich dieser Stereotypen bedient.
Weil wir glauben, das nicht ändern zu können, machen wir da mit. Das Problem ist jedoch, dass auf den sozialen Netzwerken ein Teil des Lebens in Hochglanz dargestellt wird. Anzunehmen, das wäre das tatsächliche Leben, kreiert einen unbeschreiblichen Druck auf alle anderen Menschen. Um in diesem Spannungsfeld aufzufallen, greift man lieber auf „funktionierende“ Vorurteile.
Es fängt bei uns an
Wenn ich jedes Mal einen Euro bekommen hätte, als ich diesen Satz formulierte, wäre ich jetzt vermutlich Millionär. Doch es sind tatsächlich wir, die den Konsum auf Instagram und Co. bestimmen. Die dahinter liegenden Algorithmen haben keine Vorurteile. Unser Suchverhalten schon. Je mehr wir nach anderen Dingen Ausschau halten, desto eher wird sich der Fokus dorthin verschieben. Natürlich wirft das die Frage auf, wie und ob sich die Gesellschaft entwickelt hat …