Gestern habe ich den eBazar der Pädagogischen Hochschule Wien besucht und mich wieder von tollen Innovationen inspirieren lassen. Zusammenfassend kann ich heute sagen, dass die Schule mit den vorhandenen Mitteln ein Lerntraum sein kann und nicht nur ein Lernraum ist. Seine Ausgestaltung ist eine Frage der Haltung und die dafür notwendigen Konzepte sind längst erdacht. Besonders inspirierend habe ich den Vortrag von Prof. Christian Kühn von der Technischen Universität empfunden, der eine gelungene Brücke zu Jan Amos Comenius schlug.
Ein Lernraum für das Leben
Ein Gemälde eines Klassenzimmers aus dem 17. Jahrhundert zeigt, dass der Lernraum nicht - wie in unserem Verständnis von Schule üblich - als geordnete Funktionseinheit, sondern als kreativer Haufen aufgefasst wurde. Natürlich war die Lehrkraft kein Lernbegleiter wie heute gewünscht, aber sie betreute die SchülerInnen (in den meisten Fällen waren diese männlich; Anm.), individuell, wo auch immer sie sich gerade im Lernraum aufhielten.
So kam es vor, dass ein Schüler auf einen Tisch sprang und ein anderer sich hinter einem Sessel versteckte. Oft waren sogar zwei Erwachsene anwesend, denn neben der eigentlichen Lehrkraft fand sich oft eine Hilfskraft ein. So gesehen war das der erste Ansatz des Teamteaching. Die zentrale Prämisse war, nicht einen gesonderten Lernraum aufzubauen, der auch als solcher identifiziert werden konnte, sondern die Wirklichkeit abzubilden.
Die Tafel und der Frontalunterricht
Wie in ähnlichen Darstellungen einer Klasse fehlt ein zentrales Element, das ab der Mitte des 19. Jahrhunderts jeden Klassenraum prägen sollte. Die Tafel. Doch bereits vorher, im Zuge der Industriellen Revolution, wurde die Lehrkraft ins Zentrum des Fokus gestellt, um die SchülerInnen möglichst effizient auszubilden, zumal man „gut“ getaktete Arbeitskräfte brauchte.
Mit der Einführung der Allgemeinen Schulpflicht zu Ende des 18. Jahrhunderts, gab es erste Ansätze der Reformpädagogik unterschiedlicher Ausprägungen. Das Ziel war, die maschinelle Ausrichtung der SchülerInnen nach vorne zu durchbrechen. Heute verständigt man sich weitest gehend darauf, dass der Lernraum von der Flexibilität, der Inklusion heterogener Gruppen, einem Treffpunk, mehreren Systemen mit derselben Mitte (Clustern) und von der Verortung der Schule als Teil eines Netzwerks geprägt sein sollte.
Neue Anforderungen für eine neue Zeit
Die OECD hat vor mehr als zehn Jahren neue Kompetenzen und Prinzipien als zentral für die Bewältigung der Herausforderungen der Moderne formuliert. Das erste Prinzip heißt „use tools interactively“. Hierbei geht es um die interaktive und vernetzte Verwendung der zu Verfügung stehenden Technologien. Sie zu kennen, reicht also demnach nicht mehr aus. Das zweite Prinzip lautet „act autonomously“. Jeder SchülerIn sollte imstande sein, autonom zu agieren.
Dieser Grundsatz muss aber um den Aspekt der Solidarität erweitert werden, zumal sonst der Samen einer egoistischen Gesellschaft gesät werden könnte. Letztlich lautet das dritte Prinzip „interact in heterogenous groups“. Im Unterricht kann die Kollaboration heterogener Gruppen am besten näher gebracht werden, wenn SchülerInnen mit unterschiedlichen Stärken eine Gruppe zur Lösung einer Aufgabe bilden. Letztlich geht es also darum, die Schule als Raum für Teams zu verstehen, zumal damit die Wirklichkeit am besten abgebildet werden kann …