Liebe Bildung,

Füllfederhalter und Blumen
Quelle https://www.pexels.com/photo/blossom-bouquet-card-color-356331/ 07.03.2018

Seit meiner Studienzeit versuche ich, Dich zu verstehen und zu verbessern. Ich habe gelernt, welche Faktoren Deine Weiterentwicklung verhindern und welche AkteurInnen welche Interessen verfolgen. Dass das Wohl der SchülerInnen nicht in Zentrum aller Überlegungen steht, war eine Erkenntnis, die ich heute noch nicht verstehen will.

Wir beide wissen, was wir verbessern könnten. Die Beispiele in anderen Ländern zeigen uns das. Einst wurdest Du erdacht, um eine Generation auf die Herausforderungen des industriellen Zeitalters vorzubereiten. Fast 300 Jahre später sollst Du mit ähnlichen Methoden Generationen für unsere Zeit wappnen. Doch die Welt hat sich verändert. Wir haben uns geändert. Du verstehst nicht, warum neue Technologien in unsere Wohnzimmer, aber nicht in die Schulen wandern. Uns beiden leuchtet nicht ein, wie Millionen in einer Bank versenkt werden können und gerade bei Dir jeder Euro mehrmals umgedreht wird.

Du hast das Gefühl, dass die systemischen Herausforderungen des Alltags Dich bei Deiner Pflichterfüllung hindern. Das verstehe ich gut. Bei mir hast Du einst Dein Bestes gegeben und gehofft, ich würde den Rest meines Bildungsweges ohne Dich gehen können, weil Deine Mittel beschränkt waren. Ich habe es geschafft und eile Dir zu Hilfe. Seit neun Jahren arbeite ich auf europäischer Ebene an Deiner Weiterentwicklung. Doch so recht greifen die Dinge hierzulande nicht. Man sagt, dass Prediger in der Heimat zuletzt gehört werden und das können wir beide unterschreiben.

Hoffentlich geht niemandem von uns die Luft aus, während wir diesen Marathon laufen, denn diese Angst ist mein Wegbegleiter. Auch wenn ich davon überzeugt bin, dass wir das Ziel letztlich erreichen werden, habe ich das Gefühl, gegen eine Mauer aus Glas zu laufen. Du sollst wissen, dass ich Dich immer unterstützen werde, auch wenn sich meine Rolle ändern könnte … 

A. Z.