Manchmal wache ich nächtens auf. Es war ein Albtraum, mal wieder. So realistisch und dennoch nur ein Traum dankenswerterweise. Die Verlogenheit unserer Zeit hatte auf mich abgefärbt. Meine Prinzipien und den Glauben, dass doch noch alles gut werden kann - sogar muss - habe ich verloren. Ich bin zu dem geworden, was ich mein gesamtes Leben als Erwachsener bekämpft habe: Materialistisch, unehrlich, verschwenderisch und ohne Sensibilität.
Diese Angst
Kennt ihr das, wenn man unter Druck besser arbeitet und wesentlich produktiver wird? Ungeachtet der Tatsache, dass ich aus derartigen Träumen erwache und auf meine Frau und meine Tochter blicke, die mich wieder daran erinnern, wofür ich stehe, tut so etwas gut, um sich wieder neu zu ordnen.
Es ist eine Art Versagensangst. Nicht auf mein Leben bezogen, sondern auf meine Verantwortung, die mich antreibt. Es ist fünf vor zwölf und das Wasser steht uns als Gesellschaft bis zum Hals. Früher war die Situation ernst, aber nicht aussichtslos. Heute droht sie aussichtslos zu sein, aber niemand nimmt sie ernst. Diese Träume helfen, alles wieder ins rechte Licht zu rücken.
Diese Verlogenheit …
Wie kann jemand jahrelang Prinzipien vertreten und diese plötzlich über Board werfen? Natürlich spreche ich aus gegebenem Anlass von der ehemaligen Chefin der Grünen, die nun beim Glücksspielkonzern Novomatic eingestiegen ist. Oder wie können PolitikerInnen den Raucherschutz aufheben, wenn jährlich 13.000 Menschen an den Spätfolgen sterben - 1.000 davon durch Passivrauchen? Wieso gibt es vor dem Hintergrund der globalen Umweltverschmutzung noch Lebensmittel, die in Plastik gehüllt sind und warum verhindern die Interessen der Öl-Lobby den endgültigen Ausstieg aus den fossilen Brennstoffen? Wenn „Geld“ die Antwort auf all diese Fragen ist, dürfte es um uns übler bestellt sein, als angenommen.
Kein Weg zur Antwort
Nicht auf alle Fragen, die ich in meinem Blog stelle, habe ich mir eine Antwort zusammengereimt. Es gibt keinen Weg zur Antwort, denn der Weg ist die Antwort. Sprich unser Lebensstil. Vielleicht ist es in solchen Fällen einfach besser, wieder schlafen zu gehen und morgen das Beste zu hoffen und meinen Beitrag zu leisten. Wahrscheinlich stößt dieser emotionale Ausbruch manche Menschen vor den Kopf. Aber wofür gibt es sonst Blogs und soziale Medien?