Folgt man dem Buchstaben des Gesetzes, sollte die Schule ein werbefreier Raum sein. Daher wäre jede Form der Werbung eigentlich nicht zulässig. Dennoch werden auch in Schulen vermehrt leere Flächen zur Werbung verwendet. Sei es auf Getränkeautomaten oder Informationstafeln. Oft sind derartige Maßnahmen die einzige Möglichkeit, Gelder, die sonst fehlen, zu generieren. Derartige Maßnahmen zu verbieten, wäre aus mehrfacher Hinsicht ein Akt der Scheinheiligkeit.
Werbung allumfassend verstehen
Durch den Kauf und die Nutzung bestimmter Marken werden wir alle automatisch zu BotschafterInnen der Produkte unseres Alltags und bezahlen dafür auch noch. Bei SchülerInnen ist dem nicht anders. In Wahrheit laufen sie als lebende Litfaßsäulen umher, tragen die Kleidung und Schuhe von bestimmten Marken, verwenden das neueste Smartphone oder EDV-Gerät und tragen trendige Kopfhörer.
Realiter ist ein/e SchülerIn bereits heute eine lukrative Werbefläche, handelt es sich doch um eine besonders leicht zu beeinflussende Zielgruppe. Ein umfassendes Werbeverbot müsste auch diesen Aspekt berücksichtigen. Es gibt weltweit Beispiele von ärmeren Schulen, die bewusst auf eine einheitliche Schuluniform setzen, um ökonomische Unterschiede zwischen den SchülerInnen zu verdecken. Als ich von dieser Funktion der Schuluniform gehört habe, wurde ich hellhörig.
Werbung finanziert
Ein Café- oder Getränkeautomat, der als Werbefläche genutzt wird, fällt in diesem Setting also kaum mehr auf. Vor einiger Zeit bin ich durch die Gänge einer Schule gegangen und bemerkte elektronische Info-Tafeln. Ihnen konnte man entnehmen, ob ein/e LehrerIn krank wäre, heute besondere Ereignisse anstünden oder wie die Einteilung zur Supplierung aussähe.
Nachdem es sich um elektronische Tafeln handelte, lief unten ein Band mit Werbung mit. Oder wie verhält es sich mit Interactive Panels oder Whiteboards? Auch diese werden von Firmen teilweise prominent beworben. Durch diese Maßnahmen haben Schulen die Möglichkeit, fortschrittliche Unterrichtsmittel trotz fehlender Gelder zu beziehen. Solange systemisch nicht mehr Mittel zur Verfügung stehen, werden diese Möglichkeiten gerne genützt.
Fortschritt nicht anders finanzierbar
Letztlich sollen allen SchülerInnen die besten Materialien zur Verfügung stehen. Gerade die Ausstattung mit neuen EDV-Geräten ist meistens eine Frage der Kooperationen mit den jeweiligen Firmen. So gibt es Schulen, die von Samsung, Apple, HP oder Intel unterstützt und gesponsert werden. Obgleich das dem Buchstaben des Gesetzes widerspricht und diesbezüglich klare Richtlinien und Weisungen seitens des österreichischen Bildungsministeriums formuliert wurden, hege ich eine Sympathie für jene Direktionen, die dennoch derartige Kooperationen suchen. Denn die Alternative wäre in vielen Fällen, dass den SchülerInnen wenig Fortschrittliches zur Verfügung stünde …