Wort zum Sonntag: Das Leben im kalten Rauch

Anzünden einer Zigarette
Quelle: https://www.pexels.com/photo/man-lighting-up-a-cigarette-during-nighttime-in-tilt-shift-lens-photograhy-722229/ 18.02.2018

Ist ein Privileg der Freiheit, zu rauchen und andere Menschen einzuschränken oder gar zu schädigen? Abends nachhause zu kommen, die Haare und Kleidung vom abgestandenen Rauch zu befreien und den Geruch des Ungesunden herunter zu waschen, bevor man zu Bett geht, sollte ab der Mitte des Jahres endgültig der Vergangenheit angehören. Dass es eigentlich um den Schutz der ArbeitnehmerInnen geht, scheint bei der Widerrufung des geplanten Gesetzes ebenso egal zu sein, wie die unzähligen Studien bezüglich der Gefahren für die Gesundheit.

Wann schränken wir einander ein?

Auch wenn Lokale eine räumliche Trennung zu den RaucherInnen haben, wir kennen das alle. Der Rauch setzt sich auch im Nichtraucherbereich in der Kleidung und in den Haaren fest. Wie sieht es dann eigentlich mit unserer Lunge aus? Natürlich kann ich zuhause bleiben und diese Lokale schlicht meiden. Das tue ich auch. Aber treibt das nicht einen Keil in die Gesellschaft? Wird automatisch zwischen Raucher- und NichtraucherInnen unterschieden?

VertreterInnen der einen Fraktion sehen VertreterInnen der anderen als Menschen zweiter Klasse. Diese Kritik ist an beide Seiten gerichtet. Braucht unsere Gesellschaft noch eine zusätzliche Trennlinie? Wäre es nicht schöner, alle kämen miteinander gut aus? Vielleicht ist Rücksicht und Toleranz der Schlüssel. Manchmal benötigen wir leider zur Einhaltung dieser Grundsätze Gesetze. Doch damit wäre der Gesundheit aller gedient.

Immer diese schwindligen Vergleiche

Schreibmaschine
Quelle: https://www.pexels.com/photo/black-and-white-blur-close-up-fingers-388241/ 18.02.2018

Natürlich habe ich die Unterstützungserklärung für das Volksbegehren sofort elektronisch per Handysignatur unterschrieben. Zu oft habe ich gesehen, wie Lungenkrankheiten Menschen dahinraffen und ich bin nicht einmal Arzt. Jede/r kann sich individuell einer gesundheitlichen Gefahr aussetzen. Das gilt für Extremsportarten ebenso wie für die Ernährung und den Straßenverkehr. Doch üblicherweise betreffen diese Lebenseinstellungen die Mitmenschen nicht. Mir ist schon klar, dass jetzt unzählige Vergleiche mit dem Verkehr kommen könnten.

Aber kaum ein Bereich hat so strenge Regeln, wie der Straßenverkehr. Würden sich tatsächlich alle an diese halten, wäre der Verkehr sicherer. Wie mit allen Gesetzen ist die Frage der Kontrolle entscheidend. Beim Rauchen wäre das relativ leicht, denn entweder raucht jemand, oder nicht. Es geht nicht darum, ein paar km/h zu schnell zu fahren und anschließend darüber zu streiten. Der Raum für Interpretation fällt weg. Tatsächlich fällt mir kein schlüssiger Vergleich ein.

Der Aschenbecher Europas

Österreich bleibt in der Außenwahrnehmung etwas sonderbar. Während andere Länder längst das generelle Rauchverbot in der Gastronomie umgesetzt haben, suchen wir nach Möglichkeiten, rückschrittlich zu bleiben. Wir pfeifen auf die Gesundheit der Kinder, die mit ihren Eltern essen gehen und auf ältere Menschen, die versuchen, ihre Leiden zu minimieren. 

Aschenbecher voller Zigaretten
Quelle: https://www.pexels.com/photo/dirty-addiction-cigarette-unhealthy-46183/ 18.02.2018

Meiner Auffassung nach ist es auch eine Fehleinschätzung, dass der Umsatz der GastronomInnen einbräche, würde das Rauchverbot umgesetzt werden, zumal vermehrt NichtraucherInnen den Restaurants und Wirten fernbleiben. Abgesehen davon ist ein/e KundIn, der/die isst, besser für das Geschäft, als jemand, der statt einer weiteren Speise lieber beim Kaffee und der Zigarette bleibt. Wenn ein derartiges Gesetz in Italien oder in Irland mit seiner Pub-Kultur umgesetzt werden kann und die GastronomInnen lediglich eine Umschichtung der Gästestruktur beobachten, braucht Österreich keine Angst zu haben …