„Nie ist zu wenig, was genügt!“ Der römische Philosoph Seneca hinterfragt mit einem Satz die Verschwendung unserer Gesellschaft. Ständig wollen wir mehr und beuten dabei die natürlichen Ressourcen unseres Planeten aus. Wir wollen mehr und haben uns nie gefragt, was wir eigentlich brauchen. Die Biosphäre der Erde verändert sich gerade deutlicher als vor der letzten Eiszeit. Wenn wir den nachfolgenden Generationen irgendeine Biodiversität bieten wollen, ist es Zeit, umzudenken.
Was gehört zum guten Leben?
Was wir brauchen ist eine Welt, in der unsere Kinder noch einiges der Biodiversität erleben werden, mit welcher wir aufgewachsen sind. Außerdem wollen wir nicht zu sehr an der Klimaerwärmung leiden und schwebende Konflikte zwischen verschiedenen Völkern, die durch die Migration zwangsläufig entstehen werden, geordnet beseitigen. Denn letztlich suchen wir alle einem Modus, um in Frieden leben zu können und dabei der Erde so viel abzuverlangen, wie sie verträgt.
Die Zahl der Weltbevölkerung steigt stetig an und es ist illusorisch zu glauben, dass sich fortan jede/r diese Verschwendung leisten kann. Wir sollen nicht in Höhlen wohnen und verfaultes Essen zu uns nehmen. Aber wir sollten uns überlegen, was wir tatsächlich brauchen. In einer heute beginnenden Serie möchte ich auf unterschiedliche Alternativen eingehen, die bereits heute gut funktionieren. Vielleicht machen wir dadurch unsere Welt ein wenig besser.
Die Nahrungsversorgung der Zukunft
Im Jahr 2050 werden 9 Milliarden Menschen auf der Erde leben und davon 70 Prozent in Städten. Um die Versorgung zu sichern und zeitgleich Potenziale zu nützen, bieten Trends wie die urbane Landwirtschaft Lösungen an. Der große Nutzen: Die CO2-Emissionen gehen deutlich zurück, weil die Versorgungswege deutlich kleiner werden und der Boden CO2 speichert. Es ist also notwendig, bei der Stadtplanung ungenützte Flächen zu adaptieren. Dächer, Höfe und leerstehende Plätze. Dabei geht es bestimmt nicht darum, die bestehenden Formen der Landwirtschaft zu ersetzen, sondern sinnvoll zu ergänzen.
Verschiedene Formen der Landwirtschaft können besser ineinander greifen. Im politischen Kontext wird dieses Prinzip Subsidiarität genannt. Jede lokale Ebene löst mit ihren Ressourcen weitestgehend ihre Probleme und wird durch ein interagierendes Netz der anderen Ebenen unterstützt. Das scheint vielversprechender als die klassische Arbeitsteilung einer globalisierten Gesellschaft zu sein. Denn diese funktioniert nur aufgrund langer Transportwege, welche die CO2-Bilanz belasten.
Die Permakultur als Lösung
Gerade in Städten wäre die effektive Nutzung der Permakultur eine funktionierende Lösung. Ein Beispiel: Man würde Paradeiser und Basilikum am gleichen Ort anbauen. Paradeiser sind Schlingpflanzen und holen sich das Sonnenlicht von oben, während sich das Basilikum in ihrem (Halb)Schatten am wohlsten fühlt. Umgekehrt profitieren die Paradeiser vom starken Geruch des Basilikums, das Ungeziefer abschreckt.
Wenn verstanden wird, wie Pflanzen miteinander interagieren, braucht diese Art der Landwirtschaft wesentlich weniger Wasser auf engem Raum, womit die künstliche Bewässerung eingespart wird. Interessant ist auch, dass durch die - nennen wir sie Miniwälder - CO2 im Boden gespeichert wird und Arbeitsplätze geschaffen werden.
Meine Gedanken zum Schluss
Noch einige Gedanken möchte ich meinen LeserInnen auf den Weg geben. In der EU verwendet ein Haushalt im Schnitt 12 Prozent seines Haushaltsgeldes für Nahrung. Würde man Transport-, Umwelt- und Sozialkosten der industriellen Landwirtschaft inkludieren, stiege dieser Anteil auf über 30 Prozent an. Ergänzende Formen der Landwirtschaft sind daher aus mehreren Gründen notwendig. Wenn Potenziale sozial verträglich genützt werden, profitieren davon nicht nur wir, sondern auch jene, die unsere Nahrung herstellen, das Klima und unsere Geldtasche. Worauf warten wir eigentlich noch? Bereits jetzt existieren funktionierende Alternativen, die Menschen entwickelt haben, die sich nicht mit dem Status quo begnügen. In den kommenden Tagen möchte ich ein paar Ideen vorstellen …