Wenn sich gleich ein Land mit einem Tech-Unternehmen zum Wohle der VerbraucherInnen anlegt, werde ich hellhörig. Im Jahr 2015 verabschiedete der französische Gesetzgeber Paragraphen, welche die geplante Obsoleszenz von Geräten verbieten. Laut einer Untersuchung könnte Apple mit der Leistungsdrosselung alter Modelle ihres iPhones dagegen verstoßen haben. Und noch ein Vorwurf steht im Raum: Die Irreführung der KonsumentInnen.
Drosselung zugegeben
Apple hatte die Drosselung seiner älteren iPhones zugegeben. Der offizielle Grund: Damit die Akkus nicht massiv unter den Systemupdates leiden und auf diese Weise ihre Lebensdauer verkürzt wird, drosselt man die Leistung der Smartphones von vorn herein. Es stehen zwar die meisten neuen Features zur Verfügung, nur läuft alles etwas langsamer als bei den neueren Modellen. Die französische Justiz sieht darin eine mögliche Täuschung der KonsumentInnen. Denn in jenem Moment, in dem diese ein neueres Gerät in Händen halten, wird der Leistungsunterschied deutlich. Man tendiert danach zu einem neuen iPhone.
Trägt nicht zur Nachhaltigkeit bei
Eine derartige Taktik - gewollt oder ungewollt - trägt nicht gerade zur Nachhaltigkeit bei. In einem früheren Artikel habe ich aufgezeigt, dass für jedes Smartphone der Abbau von Coltan notwendig ist. Um hier zu bremsen, sollten wir selbst die Lebensdauer dieser Geräte verlängern. Denn weder die Industrie, noch die Mobilfunkanbieter werden sich dieses Geschäft entgehen lassen und von sich aus bremsen. Es liegt also an uns, den hoffentlich mündigen KonsumentInnen, korrigierend einzugreifen.
Die falsche Message
„So, wie es jetzt ist, ist es nicht gut“, oder „Egal, was ich für ein Depp bin, mit dem neuen Gerät bin ich der Superstar“. So oder so ähnlich lautet die Botschaft hinter den Werbekampagnen der neuen Smartphones. Nicht nur, dass diese Botschaft sehr problematisch für den eigenen Selbstwert ist, es wird auch eine Erwartung geschürt, die niemals erfüllt werden kann. Denn es gibt immer ein neueres Gerät, das die alte Generation prähistorisch aussehen lassen soll. Natürlich spielen die Mobilfunker dieses Spiel mit.
Bei einzelnen Anbietern können sogar jährlich neue Geräte im selben Tarif bezogen werden. Damit möchte man die KundInnen besser binden. Man treibt sie in ein Hamsterrad hinein, in welchem sie der Wegwerfgesellschaft huldigen und ihren gesunden Hausverstand umgehen. Immer wieder geht es um diese geschürte Spannung zwischen gesundem Hausverstand und einen Minderwertigkeitskomplex, der durch die Werbung entsteht.
Meine Herangehensweise
Ich selbst habe ein iPhone, das von der Drosselung betroffen ist. Lege ich mir deshalb ein neues Gerät zu? Sicher nicht. Denn meiner bescheidenen Auffassung nach ist das Tempo nicht alles. Vor einigen Jahren habe ich diesbezüglich einen netten Spruch gehört: „Wir wissen nicht, wo wir hinwollen. Aber die Hauptsache ist, wir sind schneller dort.“ Mir ist völlig klar, wohin dieser orientierungslose Weg führt. Ins Leere. Als Blogger, dessen Arbeitsgeräte der Laptop und das Smartphone sind, merke ich die Leistungseinbußen nicht. Denn es geht nicht um die reine Geschwindigkeit, sondern um das Wissen, was man macht. Das spart wesentlich mehr Zeit, als ein schnelleres Gerät. Und vermutlich ist ein gedrosseltes iPhone (zumindest für mich) wahrscheinlich besser, als die Konkurrenz …