Verkehr neu denken

Verkehr
https://www.pexels.com/photo/architecture-auto-automobiles-bridge-210182/ 08.01.2018

Anlässlich der Autoshow in Detroit wird der Individualverkehr neu gedacht. 30 bis 50 Prozent der AutohändlerInnen werden in den nächsten zehn Jahren verschwinden. Das besagen Studien der Autoindustrie. Wenn ich mein Transportverhalten beleuchte, kann ich diese Tendenz gut nachvollziehen. Aber es ist längst kein Trend mehr, sondern Realität. Aber wie kam es dazu? Es ist an der Zeit für einen ehrlichen Blick in den Spiegel.

Steh- und kein Fahrzeug

Vielleicht sollte ich mich gleich zu Beginn des Beitrags disqualifizieren. Ich lebe in der Stadt und bin glücklicherweise auf kein Auto angewiesen. Mit einem Kind ist es dennoch manchmal praktisch, obwohl es auch dafür Lösungen (Stichwort Car-Sharing) gäbe. Über alle gemeldeten Fahrzeuge hinweg sind die Zahlen dennoch sehr aussagekräftig: In über 90 Prozent der Zeit stehen sie. Effizient ist das keineswegs. 

In der Privatwirtschaft würde jede Firmenchefin und jeder Firmenchef spätestens jetzt die Kosten abwägen. Höhere Transportkosten mögen hier für einen eigenen Fuhrpark sprechen. Aber privat? Vermutlich sind andere Lösungen kostenschonender.

Das Auto wird zum Luxusgut

Diamant
Quelle: https://www.pexels.com/photo/diamond-68740/ 08.01.2018

Für das Jahr 2018 nehme ich mir vor, die Zeit in meinem Auto genau zu dokumentieren. Schon länger habe ich den Verdacht, dass die Verwendung der öffentlichen Verkehrsmittel in Kombination mit einer punktuellen Nutzung eines Car-Sharing Dienstes wesentlich günstiger ist. Daher wird das kommende Jahr von dieser Warte aus sehr interessant. Doch abgesehen davon sollten wir vielleicht über ein effizienteres Verkehrskonzept nachdenken. In der Früh stehen wir auf der Südosttangente regelmäßig im Stau und ich traue mich zu wetten, dass man jeden Tag fast die gleichen Personen hinter dem Steuer sieht. Wäre es da nicht sinnvoll, über Alternativen nachzudenken, anstatt alleine im Auto zu sitzen?

Vielleicht könnten sich mehrere Personen zusammenschließen und einander mitnehmen. Alleine im Auto zu sitzen, ist nicht nur eine Verschwendung unserer Zeit, es ist außerdem hoch ineffektiv und teuer. Man könnte spätestens zu diesem Zeitpunkt sagen, das wäre Luxus. Wer kann es sich heutzutage leisten, entweder so viel Zeit ungenutzt im Stau zu verbringen oder die hohen Fixkosten eines „Stehzeugs“ in Kauf zu nehmen? Vernünftig ist das sicher nicht. Es sei denn, die öffentlichen Verkehrsmittel haben keine gute Anbindung an den jeweiligen Wohnort.

Das emotionale Gut

Der Tag, an dem wir zum ersten Mal unseren Führerschein in Händen halten, markiert einen Meilenstein auf dem Weg zur individuellen Freiheit. Sehr wahrscheinlich wird das Auto noch immer so wahrgenommen. Darauf zu verzichten, würde für viele Menschen bedeuten, auf ein Stück der persönlichen Freiheit zu verzichten. Aber vielleicht können wir diese ehrlicher definieren. Ich bin zu jenem Zeitpunkt frei, an dem mich nichts mehr belastet. Doch ein Auto zu erhalten mit seinen Services, Vignetten, Tankfüllungen, Winterreifen und kleinen Reparaturen ist das Gegenteil der Freiheit. Damit aber überall hinfahren zu können, fast deren Inbegriff.

Ambivalenz durch Vernunft abgelöst?

Entstehung der Vernunft
Quelle: https://pixabay.com/de/erfahrung-bewußtsein-erleuchtung-407738/ 08.01.2018

Vermutlich hindert mich diese Ambivalenz, mein Auto zu verkaufen. Vielleicht benötige ich noch etwas Zeit, um auf die Stimme der Vernunft zu hören - besonders aus der Sicht des Umweltschutzes und der Nachhaltigkeit. Gerade vor dem Hintergrund, dass sich innerhalb der nächsten zehn Jahre die Antriebskonzepte endgültig von den fossilen Brennstoffen verabschieden werden, dürfte ein Abschied von unserem Fahrzeug unumgänglich sein. Dass der Individualverkehr in zehn Jahren anders als heute aussehen wird, ist wahrscheinlich. Aber nur, wenn sich die Anbindung durch die öffentlichen Verkehrsmittel weiter verbessert. Je früher wir die Umstellung in unserem Kopf vollziehen, desto leichter werden wir auf die Veränderungen vorbereitet sein und desto mehr Raum werden wir der Vernunft geben …