Was nützt dem Menschen?

Zwei Kinder in Armut
Quelle: https://pixabay.com/de/kinder-slums-armut-schlecht-2876359/ 06.01.2018

Die zentralen Herausforderungen unserer Zeit sind keine teilweise fiktiven Gefahren, geschürte Ängste oder gar die Flüchtlingsbewegung. Die primäre Fluchtursache sind weder Kriege noch unser Sozialsystem, das so attraktiv ist. Es ist der Klimawandel. Und es ist unsere - im Vergleich - dekadente Lebensweise. Wenn überhaupt, zieht Menschen aus Kriegsgebieten genau das an. Es ist Zeit, uns an der Nase zu nehmen und größer zu denken.

Wir rauben die Lebensgrundlage

Es wird immer ZweiflerInnen des Klimawandels bzw. der Rolle des Menschen bei seiner Entstehung geben. Deswegen beleuchte ich diese Thematik zunächst rein wirtschaftlich. Glaubt irgendwer mit klarem Verstand, dass das Lohnniveau in Ländern wie beispielsweise Äthiopien ausreicht, um eine Familie zu ernähren, wenn zeitgleich wertvolle Bodenschätze für unsere „Spielereien“ in der Region abgebaut werden?

Oder wenn die Fischbestände in manchen Regionen leergefischt werden und die Menschen zum Ausgleich mit zehn Cent pro Arbeitsstunde in der Bekleidungs- oder Schuhbranche abgespeist werden? Dann bekommt ein örtlicher Bewohner über einen Computer oder gar ein Smartphone mit, wie verschwenderisch wir leben. Natürlich sucht er dann gleich die entsprechende Route zu uns heraus und macht sich auf den Weg.

Die Rohstoffe, die wir brauchen

Kohle
Quelle: https://pixabay.com/de/kohle-bergleute-mineralien-1521718/ 06.01.2018

Es ist als schicksalsreiche Tragödie Afrikas zu werten, dass im Kongo, in Äthiopien und Ruanda Coltan-Vorkommen gefunden wurden. Für unsere Smartphones, Computer und beinahe alle elektronischen Geräte wird Coltan benötigt, um daraus Tantal zu gewinnen. Man könnte hier ruhig von einem Konfliktmineral sprechen, wenn man bedenkt, dass die größte Menge Coltan in Afrika aus der Krisenregion Kongo stammt. Welche Unruhen hier herrschen, ist, glaube ich, allen bekannt. 

Vielleicht denken wir das nächste Mal daran, wenn wir bei der anstehenden Vertragsverlängerung ein neues Smartphone wollen, obwohl unser altes noch sehr gute Dienste leistet. Immerhin hat der Krieg um Coltan in den letzten 20 Jahren acht Millionen Menschen das Leben gekostet. Umgerechnet sind das über 1.000 Tote jeden Tag. Aber darüber wird nicht mit dieser Sensationsgeilheit berichtet, wie über andere Katastrophen. In Wahrheit erleben wir einen Kolonialismus, der nie weg war, sondern sich als Entwicklungshilfe verkleidet.

Was ist mit der Menschheitsfamilie?

Mir stoßen unsere Ignoranz und unser Egoismus gehörig auf. Unsere Welt basiert auf der Frage, wie wir unsere Mitmenschen übervorteilen können. Brauchen wir Kleidung, muss diese billig sein. Wie jene ihre Leben meistern, die die von uns getragenen Stücke herstellen, ist uns völlig egal. Die Hauptsache ist, wir bleiben im Trend. Unsere gesamten Wirtschaftsbeziehungen sind darauf aufgebaut, Vorteile nahe der Ausbeutung zu kreieren. Ein guter Beleg dafür ist das Zinssystem. Fiktives Geld, das mit realen Händen erwirtschaftet werden muss.

Es stört mich, dass wir uns immer von anderen Menschen separat wahrnehmen, als ob wir mit ihnen nichts zu tun haben (wollen). Aber so funktioniert das auf Dauer nicht. Spätestens jetzt sind wir wieder beim Klimawandel. Denn wir alle atmen dieselbe Luft und leiden unter den steigenden Temperaturen, welche die Ernten beeinträchtigen und am Wasservorrat knabbern. Spätestens hier könnten wir uns als Menschheitsfamilie wahrnehmen, die auf ihre Mitglieder achtet. Aber das ist Theorie.

Die Übung dürfte nicht gelingen

Menschen auf Treppe
Quelle: https://pixabay.com/de/frau-geschäftsfrau-treppe-schrift-446671/ 06.01.2018

Fragt mich heute jemand, ob ich optimistisch bin, dass diese Strukturen bald aufbrechen, muss ich leider verneinen. Vermutlich sind unsere Gewohnheiten so festgefahren, dass ein Ausbrechen aus ihnen eine Herkulesaufgabe wäre. Trotzdem ist es wichtig, daran zu arbeiten. Noch schlimmer als den Status quo finde ich die fatalistische Haltung, daran nichts ändern zu können. Als positives Gegenbeispiel könnte die Mülltrennung dienen. Diese begann auch mit der Initiative einzelner BürgerInnen und dem Glauben, dass der individuelle Beitrag einen Unterschied ausmacht. Es dauerte sehr lange, bis die Mülltrennung - zumindest bei uns - zum Mainstream geworden ist. Vermutlich brauchen die heutigen Herausforderungen mindestens genauso viel Zeit. Aber leider haben wir diese nicht …