„Mit 1. Jänner höre ich auf zu rauchen, nehme fünf Kilo ab und ernähre mich gesünder.“ Kommt Euch das bekannt vor? Würden alle Neujahrsvorsätze umgesetzt werden, die Welt wäre ein besserer Ort. Was am 1. Jänner noch feierlich verkündet wurde, ist in den meisten Fällen nach spätestens einem Monat obsolet. Warum dient der Jahreswechsel stets für einen angestrebten Paradigmenwechsel? Vielleicht sind ein paar Tipps hilfreich.
Die extrinsische Motivation
Aus irgendeinem Grund übt der kalendarische Jahreswechsel eine Faszination aus, die uns glauben lässt, dass morgen alles besser wird. Die Realität ist nur, dass Änderungen noch immer von einem selbst ausgehen. Selbst entscheidet man über die eigene Entwicklung. Ich lebe eher nach einer Weisheit von Konfuzius, der sagte: Wenn du vorhast, dich zu erneuern, tue es jeden Tag. Es kann hilfreich sein, Ziele und vorhaben zu definieren, aber in den seltensten Fällen werden sie mit einer Deadline versehen - nur mit einem Anfangsdatum.
Es müsste also nicht heißen „Mit 1. Jänner mache ich …“ sondern „Bis zum Tag X erreiche ich …“. Dann wechselt nämlich die Art der Motivation. Von einem externen Faktor, in den alle Erwartungen gesetzt werden - in unserem Fall der Jahreswechsel - wechselt man auf die intrinsische Motivation, die das eigene Verhalten zum Dreh- und Angelpunkt macht.
Nicht das Verhalten, die Einstellung entscheidet
Ein weiterer Grund, warum die hehren Neujahrsvorsätze scheitern, ist, dass sie stets eine Verhaltensänderung heraufbeschwören, aber nie eine Änderung der eigenen Einstellung umfassen. Vermutlich liegt das daran, dass unsere Einstellung ein Teil unseres Charakters ist und daher nicht auf Knopfdruck geändert werden kann. Denn abzunehmen, aufhören zu rauchen oder gesünder zu leben sind primär Fragen des Charakters, nicht des Verhaltens. Dieses ändert sich nämlich automatisch, wenn die Einstellung stimmt.
Nicht unmöglich, aber ambitioniert
Ziele, die ich sowieso erreiche oder leicht erreichen kann, sind bestenfalls Vorhaben. Für einen Vorsatz muss, zumindest für mich, die Herausforderung schon etwas größer sein. Nachdem ich meine Vorsätze laufend während des Jahres entwickle und formuliere, beginne ich auch sofort mit der Umsetzung. Nur für den Fall, dass jetzt manche verwirrt sind, weil ich eigentlich nichts von Neujahrsvorsätzen halte, aber dennoch Vorsätze habe. Damit diese eine realistische Chance zur Umsetzung haben, müssen sie sich für mich in diesem Sweetspot zwischen „einfach“ und „unrealistisch“ befinden.
Sie dürfen nicht so leicht sein, dass ich sie ohne Herausforderung in die Tat umsetzen könnte, aber auch nicht so unrealistisch, dass ich schon zu Beginn den Glauben an eine Umsetzung verliere. MotivationstrainerInnen sagen, dass etwas 21 Tage hintereinander gemacht werden muss, damit es zur Gewohnheit und damit automatisiert wird. Daher lohnt es sich, eine Änderung zumindest für einen Monat konsequent zu verfolgen. Wenn es also ein Neujahrsvorsatz sein muss, scheint eine Realisierung wahrscheinlicher, wenn man bis Februar am Ball bleibt …