Um den Wert einer Ware zu objektivieren, ist ihr Preis in einem Zahlungsmittel angegeben. Dem Geld. Obgleich es unzählige Währungen gibt, das Prinzip ist dasselbe. Ein Gegenstand hat aufgrund einer Konvention den gleichen Wert wie das Papier in unserer Brieftasche. Doch wer bringt Geld in Umlauf? Die SchweizerInnen stimmen bald über einen sehr interessanten Vorschlag ab.
Die Wiedererlangung der Kontrolle
Jedes Mal, wenn eine Bank einen Kredit vergibt, schöpft sie entsprechend der Kreditsumme Geld, um die Liquidität zu erhalten. Allerdings hat dieses Geld keinen tatsächlichen Gegenwert, sondern basiert auf Forderungen gegenüber den KreditnehmerInnen. Die Kritik lautet, dass diese Praxis zur Blasenbildung beiträgt. Platzt eine solche Blase, wird das Wirtschaftssystem in eine veritable Krise gestürzt. Die Immobilienblase und die darauf folgende Weltwirtschaftskrise vor einigen Jahren sind dafür ein treffendes Beispiel.
Das Epizentrum der Geldschöpfung
Entsprechend einer Initiative soll die Vergabe von Krediten neu organisiert werden. Die Banken sollen nicht daran gehindert werden, selbige zu vergeben, müssen allerdings vorab ihre Finanzierung organisieren. Das bedeutet, dass das Geld von SparerInnen, AktionärInnen oder der Notenbank kommen soll. Die Bank darf nicht mehr das Geld einfach generieren. Die Bildung von Blasen soll verhindert werden, zumal das Geld real bestehen und daher einen tatsächlichen Gegenwert haben muss.
Aus diesem Grund wird dieses Begehren „Vollgeldinitiative“ genannt. Dass die Initiative gerade von einer Schweizer BürgerInnenbewegung ausgeht, finde ich besonders interessant, galt die Schweiz bisher doch eher als Epizentrum des Geldkapitalismus. 90 Prozent des in der Schweiz befindlichen Geldes entstand durch die Schöpfung der Banken. Der politische Widerstand ist daher vorprogrammiert. Denn die Perfektionierung derartiger Praktiken stärkte die Schweiz als „sicheren Hafen“ für Geldinvestitionen.
Alternativen gefordert
KritikerInnen des traditionellen Geldsystems bemängeln seit einiger Zeit, dass dieses - nennen wir es - Luftgeld obendrein noch Zinsen für die Banden abwirft. Doch diese Zinsen müssen wieder realwirtschaftlich generiert werden. Im Umkehrschluss formuliert: Das Geld aus Zinsen ist real. Die wirtschaftliche Generierung der Zinsen ist ebenfalls real (oft auf dem Rücken jener, die sich nicht zu wehren wissen; Anm.). Nicht real ist jenes Geld, das die Banken schöpfen dürfen. Dass diesem System ein strukturelles Problem innewohnt, liegt auf der Hand. Im Laufe des Jahres 2018 stimmen die SchweizerInnen über die Vollgeldinitiative ab. Eine Zustimmung wäre ein erster Schritt in Richtung einer systemischen Lösung, die noch offen ist …