Die falsch interpretierte Freiheit

Zigarettenrauch
Quelle: https://www.pexels.com/photo/white-smoke-37727/ 13.12.2016

Wäre ein generelles Rauchverbot eine Einschränkung der persönlichen Freiheit oder gar eine Bevormundung? In den letzten Tagen wurde die geplante Aufhebung des generellen Rauchverbots in Lokalen heiß diskutiert. Die Polemik, mit der hier in Foren diskutiert wird, ist unerträglich. Natürlich ist ein derartiges Gesetz bildungspolitisch relevant. Doch eigentlich bin ich als Vater verstört.

Es geht um Schutz

Während der Diskussion wird gerne vergessen, dass das geplante Rauchverbot dem Schutz der ArbeitnehmerInnen dienen sollte. Bedenkt man, dass die Feinstaubbelastung in Raucherlokalen höher als auf der Straße ist, bedeutet das im Umkehrschluss, dass der Beruf einer Kellnerin gesundheitsschädlicher als der einer Person ist, die auf der Straße arbeitet. Wenn ich die Studien lese, dass der Nichtraucherbereich in einem Lokal, in dem auch geraucht werden kann, eine fast siebenmal höhere Feinstaubbelastung aufweist, als in einem mit generellem Rauchverbot, alarmiert mich das als Vater.

Freiheit oder Narrenfreiheit?

Jeder kann und darf rauchen. Keinesfalls ist ein/e RaucherIn in den eigenen vier Wänden bevormundet. Man ist frei, sich für das Rauchen, seine Vorteile und auch seine Nachteile zu entscheiden. Ein Nachteil wären beispielsweise gesetzliche Beschränkungen. Aber um die Freiheit aller in einer Gesellschaft zu gewährleisten, benötigt man Spielregeln des individuellen Verhaltens. Denn sonst mutiert die Freiheit zur grenzenlosen Narrenfreiheit.

Hofnarr
Quelle: https://pixabay.com/de/narr-hofnarr-narrenspiegel-clown-140229/ 13.12.2017

Zu behaupten, ein generelles Rauchverbot schränke die persönliche Freiheit ein, ist - mit Verlaub - absurd. Ich kann mich nicht erinnern, dass das Rauchen ein Teil der Menschenrechte wäre. Die Gesundheit allerdings schon. Wenn ich mich dazu entscheide, Alkohol zu trinken, ist mein Gegenüber davon nicht betroffen und ihre/seine Leber wird nicht zu leiden haben. Rauche ich allerdings, ist auch die Lunge meines Gegenübers belastet und auch dann - so zeigen jetzt die aktuellen Studien - wenn man sich in einem Lokal mit räumlicher Trennung befindet. Diese Form der Freiheit würde also die Freiheit der Anderen einschränken.

Ein anderes Beispiel, das mir spontan einfällt, wäre der Straßenverkehr. Auch hier gibt es Regeln, damit die Gesundheit aller TeilnehmerInnen gewährleistet ist. Niemand würde im Ernst behaupten, es schränke die persönliche Freiheit ein, nicht so schnell fahren zu dürfen, wie man möchte, oder? Doch in genau diese Kerbe schlagen die Argumente jener, die ein Rauchverbot in Lokalen - und es handelt sich nur um Lokale - als einen Eingriff in die persönliche Freiheit erachten. Immerhin, und das ist gesundheitspolitisch alarmierend, sterben an den Folgen des Rauchens jährlich fast 14.000 Menschen.

Die verlorene Kunst der Diskussion

Dass in vielen Diskussionen Fakten mit Meinungen verwechselt werden, ist ein Grundübel unserer Zeit. Gepaart mit einer gehörigen Portion Polemik und Realitätsverzerrung, was zu einer unangebrachten Vermischung verschiedener Aspekte führt, wird ein Bild unserer Gesellschaft gezeichnet, auf das wir nicht stolz zu sein brauchen. 

Kompass in Hand
Quelle: https://www.pexels.com/photo/adult-background-ball-shaped-blur-220147/ 13.12.2017

Im Bildungskontext wäre es aus meiner Sicht natürlich wünschenswert, der nachkommenden Generation einen gesünderen Lebensstil vorzuleben. Aber während der gesamten Debatte bin ich ebenso über die Art der Argumentation in vielen Beiträgen entsetzt. Oder um in meinem Beispiel zu bleiben: Wir sollten nicht die Raser, sondern alle VerkehrsteilnehmerInnen schützen …