Wird in der Bildungspolitik den Kindern gedient, oder den eigenen, parteipolitischen Interessen? Mit großer Aufmerksamkeit verfolge ich, dass das Wort „Demut“ in politischen Ansprachen oder Reden häufig gebraucht wird. orf.at schaltete diesbezüglich sogar kürzlich eine Meldung. Es scheint, als müssten große, ideologische Gräben überwunden werden, um einen politischen Konsens zu erzielen. Während dies in anderen Bereichen verständlich ist, hält sich mein Verständnis in der Bildung in Grenzen. Denn die Opfer sind Kinder!
Wir möchten den Menschen dienen …
Tatsächlich? Dann sollte bei der Bildung unserer Kinder begonnen werden. Ihnen nicht die bestmöglichen Voraussetzungen zu bieten, beraubt sie ihrer Zukunft und in weiterer Folge auch der Zukunft unserer Gesellschaft und unserer Demokratie. Wenn ich höre, dass uns, den BürgerInnen, gedient werden soll, wäre dieser Schritt längst notwendig. Symptome zu bekämpfen dient unserem Gemeinwesen bestenfalls kurzfristig.
Die Mähr der Evaluation
„Internationale Beispiele, die sehr gut funktionieren, könnten auf Österreich nicht übertragen werden. Das muss zuerst evaluiert werden.“ Kommt Ihnen diese Aussage bekannt vor? Vermutlich, weil auf Reformvorschläge in unserem Staat stets mit der gleichen Antwort reagiert wird. Was auf parlamentarischer Ebene der Arbeitskreis ist, dürfte in der Bildung die Evaluation sein. Frei nach dem Motto: Wenn man nicht mehr weiter weiß, wird mit einer Evaluierung verschleppt. Auf parlamentarischer Ebene reagiert man mit dem berühmten Arbeitskreis oft auf Reformvorschläge.
Natürlich gibt es Unterschiede zwischen den Nationalstaaten - niemand wird das leugnen. Und selbstverständlich können Reformen nicht 1:1 umgelegt werden. Aber wie sie umgesetzt werden, entscheidet sich bestimmt nicht im Zuge einer Evaluation oder eines Arbeitskreises. Gerade in der Bildung müssten Reformen einfach umgesetzt werden. Verlieren sie ihre Aktualität, werden sie durch etwas Neues ersetzt. In den skandinavischen Ländern ist dieser Prozess Usus. Deshalb auch die guten P.I.S.A.-Ergebnisse.
Niemandem geht es besser …
… wenn es jemand Anderem schlechter geht. Doch dieser Zusammenhang dürfte im politischen Diskurs oft vergessen werden. Der alleinerziehenden Mutter, die mit ihrem zu geringen Einkommen die Wohnung, die Kinder und sich selbst erhalten muss, ist nicht geholfen, wenn die Mindestsicherung für AsylwerberInnen gekürzt wird. Es ändert sich an ihrer Situation nichts. Ähnlich bei der Bildung.
Unseren Jüngsten ist nicht damit geholfen, dass die Bildungssituation in anderen Ländern oft noch schwieriger ist. Ich wünsche mir eine politische Realität, in der es im Interesse unserer politischen VertreterInnen ist, tatsächlich uns und damit auch unserer nachkommenden Generation zu dienen. Wenn besonders nach Wahlen von Demut gesprochen und zeitgleich um Posten gestritten wird, täte ein Blick in eine Brennpunkt-Schule gut, um die politischen Prioritäten einem Realitätscheck zu unterziehen, anstatt reflexartig die verpflichtende Wiedereinführung der Schulnoten als Reform zu verkaufen …