Uns steht das Wasser bis zum Hals

Wasserfall
Quelle: https://www.pexels.com/photo/close-up-of-water-drops-on-rainy-day-315752/ 20.11.2017

Wir spielen mit der Zeit, die wir nicht haben. Wir sind stolz darauf, auf dem Pannenstreifen zu parken, während uns die Anderen überholen. Wir wissen, dass wir unseren Kindern mehr bieten sollten, vertrauen aber darauf, dass sie sich schon irgendwie durchwurschteln werden. Wir kennen moderne, pädagogische Ansätze, setzen sie aber nicht um, weil mit ihnen kein politisches Kapital geschlagen werden kann. Es ist fünf vor zwölf!

Die Illusion

Eines gleich vorweg: Die Mittel und die Pädagogik, mit denen wir unterrichtet wurden, reichen für unsere Kinder nicht mehr aus. Wer das Gegenteil glaubt, hat die Zeichen unserer Zeit noch nicht verstanden. Die „Was-für-uns-gut-war-kann-nicht-für-unsere-Kinder-schlecht-sein-Illusion“ muss endlich aufgegeben werden. Vor 30 oder 40 Jahren haben wir in einer anderen Gesellschaft gelebt.

Wir waren nicht in diesem Maße vernetzt. Uns standen nicht die gleichen Formen der Kommunikation zur Verfügung und die Welt war bei weitem nicht so schnelllebig. Zu glauben, alte Konzepte können unsere Jugend auf eine veränderte Lebensrealität vorbereiten, ist daher so wahrscheinlich, wie eine Schülermannschaft, welche die Champions League gewinnt.

Illusion
Quelle: https://www.pexels.com/photo/assorted-color-stained-glass-window-38602/ 20.11.2017

Aus nostalgischen Gründen den SchülerInnen ein traditionelles Werkzeug an die Hand zu geben, ebenso. Ob meine Kinder in einem eBook-Reader, einem Bildschirm oder in einem Buch lesen, ist unerheblich. Hauptsache, sie lesen. Ich lege auf das Ziel besonderen Wert, nicht auf die Methode. Sie sollen schreiben können, aber mittels mehrerer Medien. Wenn wir einen Einkaufszettel ins Handy tippen, brauchen wir von unseren Kindern nicht zu erwarten, alles handschriftlich zu erledigen.

Es tut sich etwas

Viele Eltern bevorzugen es, ihren Kindern die Bildung in Privatschulen zu ermöglichen. Sie vertrauen dem staatlichen System nicht mehr. Das Problem ist aber nicht der Staat, sondern die Pädagogik. Schulen, die hier außerhalb gewohnter Normen denken, sind für mich interessant. Ein besonderes Augenmerk lege ich auf pädagogische Konzepte, welche die Individualität unserer Kleinsten fördern und ins Zentrum stellen.

Ich verwehre mich dagegen, dass alle SchülerInnen zu einem einheitlichen Brei faschiert werden. Sie sollen am Ende eines pädagogischen Prozesses in der Schule ebenso neugierig wie zu Beginn sein. Wünschenswert wäre, wenn sie ihre Individualität als Stärke wahrnehmen. Dass etwa 20 Prozent der Eltern ihre Kinder in Privatschulen unterrichten lassen, zeigt, dass etwas Anderes als das Bekannte gewünscht wird.

Der Handlungsbedarf

In meiner Studienzeit habe ich die Lissabon-Strategie eingehend studiert. Ihr zufolge sollte Europa bis 2010 der innovativste, wissensbasierte Raum der Welt werden. Dass das etwas mit Bildung zu tun haben wird, war von Beginn an klar. Doch in den letzten Jahren scheint es, als wäre der europäische Gedanke der Bildung verloren gegangen. Das mag vor allem daran liegen, dass für Projekte auf schulischer Ebene kaum noch europäische Gelder locker gemacht werden.

Mann auf Fahrrad
Quelle: https://www.pexels.com/photo/man-riding-bicycle-on-city-street-310983/ 20.11.2017

Die Bildungspolitik fällt in den Kompetenzbereich der Mitgliedsstaaten. Das ist aufgrund der nationalen Unterschiede nachvollziehbar. Doch wenn es keine europäischen Ziele mehr gibt, verlieren unsere SchülerInnen die europäische Orientierung und das wäre fatal. Sowohl national als auch europäisch besteht Handlungsbedarf. Und da heißt es, anzupacken und nicht danach zu trachten, wem eine Umsetzung von Maßnahmen politisch nützt. Denn übrig bleibt die nächste Generation …