Wort zum Sonntag - Auf Kosten Schwächerer

Fliegenpilz
Quelle: https://static.pexels.com/photos/45162/fly-agaric-mushroom-gift-toxic-45162.jpeg 05.11.2017

In den letzten Tagen machten einige Vorwürfe sexueller Belästigung die Runde. Ein mittlerweile gefallener Hollywoodstar, das britische Parlament und nun auch Peter Pilz. Als aufgeklärter Bürger, für den die Prinzipien der Gleichberechtigung selbstverständlich sind, widert mich jede Form des Machtmissbrauchs an. Was bleibt, ist ein schauerliches Sittenbild und eine tiefe Krise der politischen Glaubwürdigkeit.

Zu welchem Preis?

Als Peter Pilz aus einer persönlichen Animosität heraus - so schien es zum damaligen Zeitpunkt - die Grünen verließ und eine eigene Liste gründete, war das Fragmentieren der Linken in Österreich an ihrem Höhepunkt angekommen. Sollten Teile der Grünen von den Belästigungsvorwürfen gewusst haben, erscheint die Nichtwahl Peter Pilz’ beim Bundeskongress seiner Partei in einem anderen Licht.

Wenn die WählerInnen, was die persönliche Integrität des „Aufdeckers Pilz“ betrifft, hinter das Licht geführt wurden und seine Mutterpartei unter anderem auch wegen seiner Kandidatur mit einer eigenen Liste nicht mehr den Sprung in den Nationalrat geschafft hat, wiegt dieser mutmaßliche Skandal umso schwerer. Denn offenbar stand die persönliche Profilierung im Vordergrund.

Münzen
Quelle: https://static.pexels.com/photos/40140/achievement-bar-business-chart-40140.jpeg 05.11.2017

Was jetzt bleibt, ist ein Scheiterhaufen politischer Realitäten. Die zersplitterte politische Linke in Österreich steht einer geeinten Rechtskonservativen gegenüber, die Grünen sind nicht mehr im Nationalrat vertreten und die Liste Pilz verliert ihren Namensgeber, Gründer und Kopf. Und was viel schlimmer wiegt: Zum Generalverdacht, die PolitikerInnen wären nur an der Vergrößerung ihrer eigenen Geldtasche interessiert, kommt nun der Vorwurf der systemischen, sexuellen Belästigung, verbal und körperlich, hinzu.

Macht und Machtmissbrauch

Wer tatsächlich Macht besitzt, braucht diese nicht auf die widerwärtigste Art zu demonstrieren. Das betrifft Hollywoodstars genauso wie Politiker (die männliche Form ist bewusst gewählt, Anm.). Wer Macht besitzt, könnte auch mit einem guten Beispiel vorangehen und seine/ihre Mitmenschen so behandeln, wie man sich selbst wünscht, behandelt zu werden. Und sexuelle Belästigung ist ein Angriff auf die persönliche Integrität einer Person.

Aber ich bin der Überzeugung, dass alles im Leben zurückkommt, positiv wie negativ. Es mutet etwas ironisch an, dass der parlamentarische Aufdecker von Skandalen in Österreich über seinen eigenen stolpert, der ihn seine politische Karriere kostet. Wer rücksichtslos gegen immigrierte MitbürgerInnen Stimmung macht und politische Gelegenheiten zur Selbstinszenierung sucht, fällt ihnen früher oder später zum Opfer.

Der Bärendienst

Teddybär
Quelle: https://static.pexels.com/photos/42230/teddy-teddy-bear-association-ill-42230.jpeg 05.11.2017

Der Diversität des österreichischen Nationalrats hat Peter Pilz, vermutlich unbewusst, einen Bärendienst erwiesen. Denn es dürfte wohl auf ihn zurückfallen, dass die politische Opposition der zu erwartenden Regierung erheblich geschwächt ist. Politische Haltung zu beweisen und im Angesicht der Vorwürfe zurückzutreten, ist nicht lobenswert, sondern eigentlich eine Selbstverständlichkeit. Die nächsten Monate werden zu Tage fördern, was der Öffentlichkeit bisher vorenthalten wurde. Dann wird sich erweisen, ob Peter Pilz aufgrund seiner Konsequenz zurückgetreten ist, oder, ob es darum ging, noch mehr Unheil von ihm abzuwenden …