Das Paradoxe unserer Zeit: „Große Häuser, aber kleine Familien. Mehr Bildung, aber weniger gesunder Menschenverstand. Erweiterte Medizin, aber schlechter Gesundheitszustand. Beim Mond gewesen, aber den Nachbarn nicht kennen. Hohes Einkommen, aber wenig Seelenfrieden. Höchster IQ, aber weniger Emotion. Ständig Erkenntnisse, aber weniger Weisheit.Viele Menschen, aber weniger Menschlichkeit.“ (Quelle: 3c.gmx.net) Diese Worte haben mich inspiriert.
Das ist doch absurd, oder?
Gestern hat mir eine liebe Freundin diese Zeilen in einem Bild gezeigt und ich habe den ganzen Tag darüber nachgedacht. In Zeiten der steten gesellschaftlichen Veränderung drücken diese Zeilen wunderbar aus, dass oft die menschlich emotionale Komponente fehlt. Wir haben das Gefühl, dass gewisse Sachen einfach nicht gehen. Zum Beispiel informieren wir uns in den sozialen Medien über die emotionalen Ergüsse jener Menschen, die irgendwann unsere Freundschaftsanfrage beantwortet haben, stehen aber schweigend im Lift, wenn wir mit unserem NachbarInnen peinliche 20 Sekunden Zeit verbringen müssen.
Uns stehen wesentlich mehr Medikamente als unserer Elterngeneration zur Verfügung, jedoch sind wir kränker. Wir gehen im Alltagsstress unter und versuchen die Anzeichen unseres Körpers, kürzer zu treten, mit Pillen zu unterdrücken. Und letztlich streben wir alle nach materiellen Zielen, größere Wohnungen, Häuser und dicke Autos, vereinsamen aber am Weg dorthin, weil wir verlernen, Beziehungen aufrechtzuerhalten. Das Internet belebt die Illusion, dass es ohnehin auch virtuell ginge. Doch virtuelle Freuden sind nicht existent und virtuelle Freunde suchen wir vergebens, wenn wir sie tatsächlich bräuchten.
Bei der Bildung stockte mir der Atem …
Der Satz über die Bildung brachte mich am längsten zum Nachdenken. Quantitativ haben wir tatsächlich mehr Bildung. Würde ein/e SchülerIn den Stoff beherrschen, der ihm/ihr im Lehrbuch vermittelt wird, es liefen lauter kleine Humboldts auf unseren Straßen. Den gesunden Menschenverstand suchen wir vergebens. Mir fehlt die emotionale Komponente, die Empathie auf jemand anderen einzugehen. Ehrlich, aufrichtig und interessiert.
In meinen Augen fängt das bei der Bildung an. Wir sind dabei, den Kindern immer mehr „standardisierte“ Tests angedeihen zu lassen und vernachlässigen dabei vielleicht ihre emotionale Erziehung. Am Ende der Schulzeit verlassen nicht kritische, sensible und emotional feinfühlige Menschen die Schule, sondern oftmals auf ihren Vorteil bedachte SchülerInnen, denen es nicht mehr wichtig zu sein scheint, wie sie mit ihren Mitmenschen interagieren.
Denke nur ich so?
Während ich diese Zeilen in meinen Computer tippe frage ich mich, ob nur ich so denke. Ich vermute nicht. Viele Menschen werden ähnlich empfinden. Sie bemerken das Paradoxon der Zeit, das höchstwahrscheinlich in der unstillbaren Illusion begründet ist, ständig mehr zu wollen aber nicht mehr damit anfangen zu können. Sie bemerken auch, dass uns die sogenannten neuen Medien näher bringen, uns aber emotional voneinander trennen. In unserem Konsumwahn versuchen wir, innere Löcher der Unzufriedenheit mit Materiellem zu stopfen und stellen dabei fest, dass diese Löcher bestenfalls größer werden. Wohin führt das? Bei der Beantwortung dieser Frage werden wir in der Bildung neues Terrain betreten müssen und möglicherweise Schwerpunkte verlagern …