Einer Demokratie unwürdig

Gesichtslose Frau
Quelle: https://pixabay.com/de/frau-gesicht-mobbing-stress-scham-2696386/ 04.09.2017

Wer die Überschrift liest, fragt berechtigt nach der neuen Erkenntnis. In diesem Artikel wird keine Partei, keine Kampagne oder gar eine Person kritisiert. Hier hinterfrage ich ein gesamtes System, das mich anwidert. Demokratie bedeutet, dass BürgerInnen eines Staates Menschen mit der Vertretung ihrer Interessen beauftragen und auf diesem Wege zu verbindlichen Entscheidungen kommen. Doch wer glaubt, dass Skandale punktuell Parteien zugeordnet werden können, nimmt uns BürgerInnen nicht mehr ernst. 

Wenn lügen systemisch ist

Natürlich können wir jetzt die Affäre um die Sozialdemokratische Partei beleuchten. Doch das wäre an das Kurzzeitgedächtnis adressiert. Genauso könnte ich hinterfragen, warum manche PolitikerInnen das Verdrehen der Wahrheit zur Kunstform erhoben haben. Oder, wieso Fakten so unterschiedlich interpretiert werden können. Der Eine lässt mutmaßlich eine Studie zu islamischen Kindergärten frisieren, der Andere soll für Dirty Campaigning verantwortlich sein (in beiden Fällen gilt die Unschuldsvermutung; Anm.). Wieder ein Anderer streift an rassistischen, fremdenfeindlichen und entwürdigenden Aussagen.

Die Nächsten versuchen die Saubermänner zu mimen und haben in ihren Reihen jemanden, die/der für die Verbrennung von nicht weniger brisanten Akten verantwortlich sein soll. Andere schmücken sich mit basisdemokratischen Mechanismen, ignorieren in Wien aber ein derartiges Votum.

Wenn Respektlosigkeit den Umgang prägt

Respektloses Smiley
Quelle: https://pixabay.com/de/farbklecks-respektlos-smilie-klecks-496003/ 04.09.2017

Geht es Ihnen wie mir? Ich bin der Diskussionen müde, in welchen sich alle ständig ins Wort fallen und mit Untergriffen arbeiten. Bei TV-Debatten habe ich oft das Gefühl, die ModeratorInnen wären nebenberufliche MediatorInnen und FamilientherapeutInnen. Wenn ein/e KandidatIn sagt, er/sie möchte noch einen Satz sagen, sollte es auch nur ein Satz und kein Epilog wie bei Shakespeare sein. Vor allem dann, wenn wir als ZuseherInnen den zuvor auswendig gelernten Text sowieso schon kennen, weil er zuvor bei jeder Gelegenheit eingebaut wurde. 

Beschämend finde ich obendrein, dass es offenbar ein Ziel der Auseinandersetzung ist, die direkten GegnerInnen zu diskreditieren und vereinzelt sogar mit Dirty Campaigning gezielt die Leute schlecht zu machen. Doch Dirty Campaigning hat mehrere Gesichter. Gerade in Zeiten der sozialen Netzwerke genügt ein Post mit Andeutungen oder nicht belegbaren Behauptungen. Natürlich werden solche Posts nach einem Tag vom Netz genommen, aber zu diesem Zeitpunkt hat die Zielgruppe diese Information bereits verarbeitet. So funktionieren soziale Netzwerke.

Ob später gelöscht wird, ist eigentlich unerheblich. Und hier wird die Respektlosigkeit und der mangelnde Umgang miteinander sichtbar. Außerdem stört mich der Habitus mancher PolitikerInnen, in einer mitschwingenden Machtarroganz so zu tun, als hätte man die Weisheit mit dem Löffel zu sich genommen, um den BürgerInnen anschließend das Blaue vom Himmel zu versprechen. Oder, wenn eine Bewegung angedeutet wird, die - das kann ich zumindest für die Bildung einschätzen - zuvor für einen blockierenden Stillstand sorgte. Glaubwürdig ist da wenig.

Ich konzentriere mich auf das Wesentliche

Magischer Würfel
Quelle: https://pixabay.com/de/zauberwürfel-würfel-geduldsspiel-378543/ 04.09.2017

Was bedeutet das für die kommende Wahl in nicht einmal zwei Wochen? Von unseren SchülerInnen erwarten wir, dass sie fundierte und rationale Entscheidungen treffen. Ich habe vor langer Zeit damit aufgehört, mich von emotionalisierenden Kampagnen in den Medien beeinflussen zu lassen. Sachlich kehre ich zu den Lösungsvorschlägen auf die bevorstehenden Herausforderungen zurück. Dabei beende ich meine Recherche allerdings nicht bei gut klingenden Stehsätzen, sondern bei den elaborierten Konzepten dahinter. Erst wenn mich diese überzeugen, nachdem ich vieles durchgerechnet und reflektiert habe, treffe ich meine Entscheidung. Und sogenannte Skandale bin ich in der politischen Auseinandersetzung leider gewöhnt. Unserer Demokratie ist das eigentlich unwürdig …

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