Infrastruktur und Nutzung sind zwei Paar Schuhe

Bahnhof in schwarz-weiß
Quelle: https://static.pexels.com/photos/157030/pexels-photo-157030.jpeg 30.09.2017

Vielen wird die Breitband-Milliarde noch gegenwärtig sein. Die österreichische Bundesregierung hat sich dazu verpflichtet, den Ausbau des Breitbandanschlusses für die Nutzung neuer Medien in ganz Österreich auszubauen. Denn bisher war ein richtig schneller Internetzugang nur in der Nähe von Ballungsräumen möglich. Für die Bildungspolitik ist diese Maßnahme entscheidend, doch auch die Nutzung will gelernt sein. 

Viele SchülerInnen, „breiter“ Anschluss

Hat eine Schule mehrere hundert SchülerInnen, ist der Unterricht mit neuen Medien für rund die Hälfte nur dann umsetzbar, wenn eine entsprechende Leitung garantiert, dass die Nutzung durch mehrere Personen nicht zu erheblichen Einbußen bei der Performance führt. Denn im modernen Unterricht des 21. Jahrhunderts ist es entscheidend, dass alle SchülerInnen einen schnellen Zugang zum Internet haben, um mit Bildungsressourcen, Videos, Animationen, Bildern und Präsentationen arbeiten zu können.

Eine Leitung, die mindestens 100 Mbit/s leistet, ist da eigentlich Voraussetzung. Besser wäre sogar eine noch schnellere Anbindung. Um zu gewährleisten, dass alle SchülerInnen mit ihren Geräten einen effektiven und schnellen Zugang haben, muss folgende Herausforderung gelöst werden: Smartphones takten langsamer als beispielsweise Laptops. Wenn im Schulnetzwerk verschiedene Gerätetypen einen gleichberechtigten Zugang haben, taktet das W-LAN-Netzwerk automatisch auf die Geschwindigkeit des langsamsten Geräts herunter. Ein Laptop kann dann beispielsweise seinen Vorteil in Punkto Geschwindigkeit gegenüber dem Smartphone nicht nützen, weil die Netzarchitektur ihn daran hindert.

Platine
Quelle: https://static.pexels.com/photos/459411/pexels-photo-459411.jpeg 30.09.2017

Hierfür gäbe es zwei Lösungen. Erstens, jede/r SchülerIn wählt sich mit seinem/ihrem eigenen Gerät und dem eigenen Zugang ins Internet ein. Das geht gut, solange der Netzbetreiber dies zulässt. Erfahrungsgemäß müssen die Mobilfunker hier bei den Sendemasten Adaptierungen vornehmen. Zweitens, wenn ein gemeinsames W-LAN-Netzwerk zur Verfügung gestellt werden soll, empfiehlt es sich, Smartphones in der Priorität „nachzureihen“. So kann der Geschwindigkeitsvorteil der größeren Geräte aufrechterhalten werden. Allerdings ist eine derartige Lösung nicht gerade günstig, weshalb Schulen davor zurückschrecken dürften.

Das falsche Wording

Ein Begriff störte mich gleich zu Beginn der Debatte: „Neue Medien“! Wieso bezeichnen wir diese immer noch als neu? Arbeiten wir nicht die längste Zeit am Computer? Speichern wir nicht alles elektronisch und kommunizieren sogar virtuell? Lesen nicht viele von uns ihre Bücher als eBooks und haben nicht schon das Smartphone zur Drehscheibe unserer Lebensorganisation gemacht? Wie viele von uns buchen ihren Urlaub online oder haben ihre PartnerInnen hinter dem Bildschirm kennengelernt? Diese Medien als neu zu bezeichnen, ist daher nicht wirklich passend. Neu ist vielleicht die ständige Nutzung durch uns KonsumentInnen.

In der Schule versuchen wir den SchülerInnen ein grundlegendes Verständnis digitaler Medien zu vermitteln, um sie ein wenig aus der Rolle der „passiven“ KonsumentInnen zu bringen und mehr in Richtung bewusster AnwenderInnen zu bilden. Dass dafür Lehrkräfte gebraucht werden, die sich dieser Entwicklung bewusst sind, liegt auf der Hand. Die meisten Institutionen, welche die Lehrerinnen von morgen ausbilden, versuchen, dieser Herausforderung zu begegnen. Doch die Voraussetzung bleibt ein bestehendes Eigeninteresse der LehrerInnen.

Die Nutzung macht’s

Und genau das ist der Punkt. Die beste Anbindung an das Internet ist wirkungslos, wenn die pädagogischen Mittel dahinter veraltet sind. Umgekehrt verfehlen die modernsten pädagogischen Ansätze ihre Wirkung, wenn die dahinter liegende, technische Infrastruktur fehlt. In der Bildung geht es immer um die Herstellung von Beziehungen. Diese symbiotische Verbindung zwischen dem/r LehrerIn und den dem/r SchülerIn. Wenn eine Lehrkraft eine Schülerin/einen Schüler inspiriert, besteht eine intellektuelle Verbindung zwischen den beiden.

Nutzung eines Tablets
Quelle: https://static.pexels.com/photos/35550/ipad-tablet-technology-touch.jpg 30.09.2017

Eine ähnliche Symbiose besteht zwischen den Unterrichtsmittel und den pädagogischen Ansätzen, oder der Lernumgebung und der angewandten Pädagogik. Wir haben uns heute also über das Verhältnis der Technik und der Vermittlung durch die pädagogische Interaktion unterhalten. Und wenn wir Bildung als Symbiose scheinbar gegensätzlicher Positionen verstehen, wissen wir, in welche Richtung wir reformieren müssen … 

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