Vorgestern wurde das neue Smartphone von Apple vorgestellt. Und die Werbemaschinerie läuft wieder auf Hochtouren. Wir sollen uns ohne dieses neue Gerät minderwertig fühlen und durch einen möglichen Kauf zuvor geweckte Bedürfnisse stillen. Nachhaltig ist diese Strategie längst nicht mehr. Aber was ist in unserer Konsumgesellschaft schon nachhaltig? Würde ich es kaufen, wenn ich einen Bedarf hätte? Ja. Aber den habe ich nicht und das ist der Punkt.
Von Minderwertigkeitskomplexen und Superstars
„So, wie es jetzt ist, ist es nicht gut.“ Oder: „Egal, wie blöd wir uns vorkommen, mit dem neuen Produkt sind wir der Superstar.“ So, oder so ähnlich sind die Botschaften, mit denen neue Produkte verkauft werden. Das betrifft nicht nur Apple, sondern auch andere Konsumgüter des täglichen Gebrauchs. Ich erinnere mich, als sich mein Vater im hohen Alter ein iPhone zulegte, weil jede/r um ihn herum eines hatte. Er dachte, er würde ohne etwas verpassen. Doch die Realität sieht so aus, dass meine Frau und ich den technischen Support für ihn spielen dürfen.
Durch den Kauf eines neuen Gerätes werden wir also nicht automatisch zu Superstars. Erst die entsprechende Verwendung setzt Potenziale frei, welche diese Geräte mitbringen. Ein Minderwertigkeitskomplex entsteht dann, wenn wir mit einer Situation überfordert sind, die andere Mitmenschen spielend leicht bewältigen. Ein neues Gerät löst dieses Dilemma vorerst nicht. Das spiegelt ein Grundproblem unserer Konsumgesellschaft wider. Die stete Ablenkung von unseren Unzulänglichkeiten, um uns nicht mit uns selbst befassen zu müssen. Und teure Spielereien sind da recht willkommen.
Die fehlende Nachhaltigkeit
Das Motto dieses Blogs ist „Bildung ist der nachhaltigste Lifestyle“. Themen der Nachhaltigkeit beschäftigen mich schon länger und ich bin der Überzeugung, dass durch Bildung hier sehr viel gewonnen werden kann. Deswegen ist es mir ein Anliegen, die Nachhaltigkeit ins rechte Licht zu rücken. Die Nachhaltigkeit fängt nicht bei den Firmen an, die ihre alten Produkte recyceln und ständig neue herausbringen. Auch die Verwendung von umweltfreundlichen Rohstoffen ist zwar wünschenswert, hat aber mit unserem Verhalten wenig zu tun.
Die Nachhaltigkeit fängt tatsächlich mit unserem Verhalten an. Ich versuche nur Dinge zu kaufen, die ich tatsächlich brauche und verwende sie, bis sie nicht mehr zu verwenden sind. Als Blogger muss ich natürlich von Berufswegen her technisch am Ball bleiben, aber wenn es meine Geräte noch tun, wechsle ich sie nicht aus. Nachhaltigkeit fängt auch an jenem Punkt an, an dem wir uns nicht fiktive Bedürfnisse einreden lassen. Wenn es mein Smartphone nicht mehr brächte oder mein Laptop den Geist aufgäbe, würde ich eine Neuanschaffung überlegen. Doch soweit sind meine Geräte noch lange nicht.
Was vermitteln wir unseren Kindern?
Abschließend komme ich zum wichtigsten Punkt. Wenn ich als Elternteil meiner Tochter einen Konsumwahn vorlebe, wird sie im Glauben aufwachsen, dass dies der Normalzustand ist. Das versuche ich, zu vermeiden. Doch systemisch gibt mir das neue Smartphone von Apple zu denken. Nicht, dass ich es nicht kaufen würde, wenn ich einen Bedarf hätte. Nicht, dass es nicht gut wäre.
Aber wieso brauchen wir immer das beste, schnellste und neueste Smartphone? Wieviele Smartphones hat der/die ÖsterreicherIn im Durchschnitt? Wie oft wird ein neues Gerät innerhalb von drei Jahren angeschafft und was passiert mit den alten Geräten? Wenn ich mir überlege, dass viele Rohstoffe in den Smartphones aus Konfliktregionen stammen und die Arbeitsbedingungen im Zuge der Fertigung oft fragwürdig sind, stelle ich mir schon die Frage, warum wir ständig etwas Neues brauchen …