Abbremsen und innehalten

Reifenspur im Sand
Quelle: https://pixabay.com/de/spur-sand-strand-reifenspur-spuren-1998194/ 04.09.2017

Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht. Wenn wir persönlich das Gefühl haben, nichts geht mehr weiter und wir sind in unserem Verhalten festgefahren, ist es Zeit, den Pausenknopf zu drücken, um zum Beispiel auf Urlaub zu fahren. Haben wir als Gesellschaft diesen Punkt erreicht? Aktuell sehe ich zwar viel Gutes, aber auch einige Baustellen systemischer Natur. In Österreich stehen wir vor einem sehr emotional geführten Nationalratswahlkampf und ich befürchte, die Gräben unserer Gesellschaft werden eher tiefer.

Ich habe Angst

Ich gebe zu, dass ich Angst habe. Nicht etwa vor Terroristen, sondern vor einer gesellschaftlichen Entwicklung, die ich seit einiger Zeit beobachte. Wir lassen uns in unseren Grundfreiheiten für ein wenig Sicherheit einschränken. Wir schotten uns ab und glauben, uns damit vor Problemen schützen zu können. Wir fordern die Solidarität von anderen Staaten, Regierungen und Menschen ein, tun aber selten mehr als das Notwendigste.

Doch am meisten bereitet mir diese Intoleranz Sorgen, die in den Aussagen vieler MitbürgerInnen mitschwingt. Und dazu kommen auch noch PolitikerInnen, die mit diesen Strömungen arbeiten, um Stimmen zu generieren, um an die Macht zu kommen. Der gepflegte Umgangston ist zwischen unseren VolksvertreterInnen auch nicht mehr zu finden.

Wo ist der Resetknopf?

Ein- und Ausschaltknopf
Quelle: https://pixabay.com/de/knopf-schalter-anschalten-finger-2563867/ 04.09.2017

Bei zwischenmenschlichen Konflikten ist es oft angebracht, kurz innezuhalten und die Emotionen abkühlen zu lassen. Selten wird etwas so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Auch unserer Gesellschaft würde es vermutlich guttun, kurz auf die Bremse zu steigen. Dann würden wir uns vielleicht bewusst, dass unsere Art zu leben, recht komfortabel und dabei wenig nachhaltig ist.

Vielleicht würde uns ferner bewusst, dass wir die Konflikte, vor denen viele Menschen zu uns flüchten, mitverursachen. Und vielleicht kämen wir dahinter, dass wir den Umgangston, mit der in der Politik umgegangen wird, unseren Kindern verbieten. Dennoch drehen wir uns weiter in unserem Hamsterrad. Albert Einstein sagte einst: „Die reinste Form des Wahnsinns ist, alles beim Alten zu belassen und zu hoffen, dass sich etwas ändert.“ Sind wir demnach wahnsinnig?

Wahnsinn, oder?

Fast jede/r von uns möchte eine Veränderung. Wir spüren alle, dass viele Dinge nicht laufen, wie sie sollten und viele Systeme unserer Gesellschaft „krank“ sind. In der Bildung wissen wir zum Beispiel, wie es besser gehen könnte, sind aber in unseren Glaubenskriegen festgefahren. In der Steuerpolitik gibt es sehr interessante Konzepte, die entwickelt wurden, aber wir scheuen die Veränderung. In der Wirtschaftspolitik haben wir einige Hebel der Veränderung identifiziert, betätigen möchte sie aber niemand.

Zeichnung einer verrückten Person
Quelle: https://pixabay.com/de/wahnsinn-psycho-angst-kopf-227958/ 04.09.2017

Als Gesellschaft durchleben wir dankenswerterweise keine existenzielle Krise, die uns zum Umdenken zwingt. Aber vielleicht wäre genau das notwendig. Es ist fast so, als ob wir in einem Zug säßen, der in nur eine Richtung fährt und wir können gelegentlich den Lokführer durch Wahlen austauschen. Auf die Fahrtrichtung hat das allerdings keinen Einfluss. Wenn das kein systemischer Wahnsinn ist, weiß ich auch nicht. Vielleicht wäre es an der Zeit, tatsächlich eine Art Resetknopf zu drücken, um die Prioritäten zu sortieren …

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