Verbot oder Update? Wer übernimmt die Kosten und werden die AutofahrerInnen benachteiligt? Ich selbst habe ein Dieselfahrzeug. Mein Vater trat es mir ab, weil er nicht mehr fährt. Würde ich mir einen Diesel zulegen? Nein! Die Diskussion um Diesel-Fahrzeuge verdeutlicht nur, dass wir früher oder später auf Alternativen zu den klassischen Verbrennungsmotoren setzen müssen.
Ein Update soll es richten
600.000 Dieselfahrzeuge sollen in Österreich ein Software-Update erhalten, um den Ausstoß von Schadstoffen zu reduzieren. Zwar gelten Dieselfahrzeuge als sehr verbrauchsarm, der Ausstoß von Stickoxiden soll aber deutlich höher als bei den Benzinmotoren sein. Das äußert sich vor allem in den Städten.
Unter den Kindern (aber auch unter den Erwachsenen) ist der Prozentsatz jener, die an chronischen Atemwegserkrankungen wie Asthma leiden, gestiegen. Ein wesentlicher Faktor dafür dürfte der Individualverkehr sein. Jetzt soll ein Update Abhilfe schaffen und mit einem Gutscheinsystem der Umstieg auf umweltfreundlichere Fahrzeuge schmackhaft gemacht werden. Wenn ein Update wirklich die Lösung aller Probleme wäre, hätte es schon längst durchgeführt werden können.
Wieder nur eine 1:1 Lösung
Letztlich geht es darum, den Verkehr generell nachhaltiger zu organisieren. Das bedeutet, dass ein Gesamtkonzept allumfassend angedacht werden sollte. Vermutlich ist das eine unpopuläre Forderung, aber es sollte auch über Maßnahmen diskutiert werden, wie der öffentliche Verkehr als attraktive Alternative ausgebaut werden könnte. Mein Lieblingsbeispiel ist die Zugverbindung auf Österreichs Weststrecke. Zwischen Wien und Salzburg ist es sinnbefreit, das Auto dem Zug vorzuziehen, außer man hat viel zu transportieren.
Wenn ich also über Prämienzahlungen der Hersteller nachdenke, wieso zahlen diese nicht in eine Art Pot, der zum Ausbau des öffentlichen Verkehrs genützt wird? Wenn es attraktive, d.h. günstige und schnelle Alternativen zum Auto gibt, fällt der Umstieg umso leichter. Nachdem der öffentliche Verkehr nicht mit fossilen Brennstoffen betrieben wird, wäre das auch eine umweltfreundliche Option. 1:1-Lösungen (ein altes Auto wird durch ein neues ersetzt) sind mir zu populistisch und trachten eher danach, die WählerInnen nicht zu vergraulen. Mir schwebt ein Topf mit Kompensationsleistungen vor und jede Bürgerin und jeder Bürger kann abwägen, welche Transport-Strategie persönlich am sinnvollsten ist. Über die Pendlerpauschale hätte man sogar einen wirksamen Hebel.
Wenn Äpfel mit Birnen verwechselt werden
Während der gesamten Diskussion habe ich darauf gewartet, bis hochrangige VertreterInnen der „Dieselindustrie“ die Arbeitsplätze und die Wirtschaftsleistung ins Treffen führen. 250.000 Arbeitsplätze seien direkt oder mittelbar vom Diesel betroffen. Welches Potenzial in den erneuerbaren Energien steckt, wird im gleichen Atemzug verschwiegen.
Das sieht für mich eher danach aus, als ob man die Arbeitskräfte bei ihrer gegenwärtigen Qualifizierung und Bezahlung halten möchte. Ein wenig erinnert mich das an Donald Trump. Auch er hat versprochen, die Kohle-Industrie zu beleben, um Arbeitsplätze zu sichern. Aber die Veränderungen unserer Zeit fordern eben Adaptierungen.
Diesel höher besteuern
Ich hätte kein Problem damit, wenn der Dieselkraftstoff höher besteuert wird. Chemisch gibt es für eine niedrigere Besteuerung sowieso keinen Grund. Ich würde noch öfter nachdenken, bevor ich in mein Auto einsteige. Im letzten Artikel sprach ich davon, dass eine wirklich nachhaltige Veränderung nur auf einer persönlichen Ebene stattfinden kann, manchmal aber ein externer Stein des Anstoßes notwendig ist.
Die höhere Besteuerung wäre so einer. Spannend finde ich, wie sich eine Partei um eine eindeutige Stellungnahme zu diesem Thema drückt, weil sich unter ihren Sponsoren VertreterInnen der Autoindustrie befinden und im Herbst gewählt wird. Diese Causa kann offenbar keiner schnellen, politischen Lösung zugeführt werden.
Und wieder auf persönlicher Ebene
Wieder bewahrheitet sich, dass nachhaltige Veränderungen nur auf persönlicher Ebene stattfinden können und an die Eigenverantwortung appelliert werden muss. Es liegt in der individuellen Verantwortung, meinen Diesel „upzudaten“. Es liegt an mir, die richtige Dosis im Umgang mit meinem Fahrzeug zu finden und ich bin auch verantwortlich, wieviele Schadstoffe mein Fahrzeug emittiert.
Meine bevorzugte Auto-Reisegeschwindigkeit in Österreich ist auf der Autobahn 100 km/h - verbrauchs- und schadstoffarm. Meistens teile ich mir die Termine so ein, dass hier kein Zeitdruck entsteht und sicherer ist es auch. Gerade als Familienvater ein wesentlicher Punkt. Und wenn 2030 keine Verbrennungsmotoren mehr zugelassen werden und ich umsteigen muss, weil mein Auto dann zu alt ist, werde ich auch mit dieser Veränderung leben …