Bereits zu einem früheren Zeitpunkt habe ich die mögliche Verwendung eines iPads im Unterricht thematisiert. Für mich war in meiner damaligen Analyse die Verwendung eines iPads an die Kosten- und Umgebungsfrage gekoppelt. Können sich die Eltern der SchülerInnen ein iPad leisten und welches Lernmanagement-System steht dahinter? Eigentlich trifft dieser Befund auch heute zu. Aber vielleicht ändert sich das jetzt.
Praktikabler weil größer?
Lange Zeit galten Notebooks in der Schule als das bevorzugte Gerät. Sie sind ausreichend groß und leistungsstark. Die Displays der neuen iPad-Pro-Generation messen nun mindestens 10,5 Zoll. Das ist deswegen wichtig, weil die virtuelle Tastatur am Display ab einer Größe von 10,5 Zoll genauso groß ist, wie ihr „echtes“ Pendant. Die Finger finden also bequem Platz. Und wenn man doch einen Eingabestift benötigt, bietet Apple mit dem Apple Pencil auch hierfür eine innovative Lösung. Der Eingabe-Prozess dürfte also von zwei Seiten gelöst worden sein.
Wie sieht es mit der Dateiverwaltung aus? Mit „Files“ soll eine neue App geschaffen werden, die alle Dokumente übersichtlich an einem Ort bereitstellt. Bisher galt die Verwaltung von Daten für alle, die nicht Apple-Lösungen gewohnt waren, als das größte Manko. Diese waren nämlich in den jeweiligen Apps gespeichert und man musste wissen, welches Programm zu welcher Datei gehört. Die Eingabe und die Dateiverwaltung sind jetzt jener der Notebooks sehr ähnlich. Vorteil iPad?
Schulbuch, Notizheft und Prüfungsunterlage
Das iPad hätte das Potenzial eines schulischen All-in-One-Geräts. Schulbücher können interaktiv gestaltet und über das iPad zugänglich gemacht werden. Vorbei wären die Zeiten schwerer Schultaschen aufgrund unzähliger Bücher. Die SchülerInnen könnten entweder handschriftlich mit einem Stift oder über die zuvor angesprochene Tastatur ihre Texte, Hausübungen oder Schularbeiten (vorausgesetzt, es stimmt die Prüfungsumgebung) verfassen.
Technische Herausforderungen sollten lediglich ein Problem der Programmierung sein. Vielfach wird bereits diskutiert, wie Finnlands Haltung zu bewerten ist, die Schulfächer abzuschaffen. Das iPad wäre wie geschaffen für einen themenorientierten Unterricht und könnte eine führende Rolle bei der Planung des Unterrichts der Zukunft einnehmen. Auch privat recherchieren wir themen- und nicht fächerorientiert. Man wäre näher an den realen Bedingungen, auf die wir unsere Kinder letztlich vorbereiten.
Das Potenzial war immer da
Als das iPad im Jahr 2010 von der Apple-Legende Steve Jobs vorgestellt wurde, war ich sofort vom Potenzial für die Bildung überzeugt. Damals galt die Investition in Netbooks als zielführender. Der ersten Generation des iPads fehlten zwar noch Kameras, aber mit ein wenig Vorstellungskraft konnte man schon damals die Möglichkeiten der Verwendung erahnen. Wenig später sollte ich in meiner Haltung bestätigt werden, zumal Tablets im Primarbereich und in der Sekundarstufe I ihre Verwendung finden. Gerade bei Projektarbeiten, fächerübergreifenden Initiativen und individuellen Lerngeschwindigkeiten überzeugen die Geräte auf der ganzen Linie.
Mit der neuen Pro-Variante von Apple dürften auch jene langsam überzeugt werden, die bisher technische Vorbehalte hatten. Doch ein zentrales Gegenargument bleibt aus meiner Sicht bestehen: Der Preis! Geräte mit dem Apfel sind schlichtweg teuer. Zwar kann man einen privaten Kauf mit der Langlebigkeit und dem Wiederverkaufswert dieser Produkte rechtfertigen (wir verwenden zu Hause noch immer ein iPad aus dem Jahr 2012), im schulischen Bereich muss aber anders argumentiert werden, zumal die Geräte einer anderen Belastung ausgesetzt sind. Preise ab 729,00 Euro sind dann wohl zu hoch …