An der Pädagogischen Hochschule Wien fand gestern der letzte nationale CO-LAB-Workshop statt. CO-LAB zeigt den eindeutigen Unterschied zwischen einer Kooperation und einer Kollaboration.Vielleicht muss Pädagogik gänzlich anders verstanden werden oder vielleicht sind einige Aspekte unbeachtet. Die gewinnbringende Zusammenarbeit zwischen der PH Wien und dem Bundesministerium für Bildung trägt ihre Früchte, die bestimmt über das Projektende hinaus weiterleben werden. Für die Zukunft der Kinder ist die Kollaboration eine zentrale Kompetenz.
Die Erkenntnisse von CO-LAB
Der Unterschied zwischen einer Kooperation und einer Kollaboration begründet sich im systemimmanenten Charakter jeder/s Einzelnen wenn kollaboriert wird. Trägt ein Gruppenmitglied bei der Kollaboration nichts bei, kommt kein Projektergebnis zustande. Die Gruppe muss also als Einheit einer gemeinsamen Strategie folgen. Während bei der Kooperation das Phänomen der TrittbrettfahrerInnen auftreten kann, sollte das gemäß der Definition bei der Kollaboration nicht stattfinden.
Letztlich ist es entscheidend, den pädagogischen Prozess als ebendiesen wahrzunehmen. Als einen Prozess. Bildung ist - um es therapeutisch zu formulieren - Prozessarbeit, die auf verschiedenen Ebenen unterschiedlich aussehen kann. Eine erfolgsversprechende Variante ist die Kollaboration. Denn während des Bildungsprozesses ist es entscheidend, möglichst alle SchülerInnen abzuholen.
Die Isolation der Methode
Jedes Mal inspirieren mich Vorträge von Michael Steiner. Seiner Auffassung nach ist der Kardinalfehler im pädagogischen Diskurs ist, die Methode unabhängig von der Umgebung, in welcher die Lehrpersonen arbeiten (müssen), zu diskutieren. Die Methode muss mit der räumlichen und zeitlichen Achse harmonieren. Das bedeutet, dass die vielversprechendste Methode ihre Wirkung verfehlt, wenn das Konzept zwar stringent ist, aber der Raum fehlt oder die Zeit einen geringen Gestaltungsspielraum übrig lässt.
Um erfolgreich zu kollaborieren, sollten die Lehrkräfte in ein weniger strenges Zeitkorsett gezwungen werden. Schulstunden zu halbieren oder zu verdoppeln ist im Rahmen der Möglichkeiten einer Schule, wie uns das BG Zell demonstriert. Ob das LehrerInnen-Kollegium ausreichend dafür vorbereitet ist, neue Konzepte umzusetzen, muss im Einzelfall beleuchtet werden. Die Motivation unter unseren Pilot-LehrerInnen ist jedenfalls hoch.
Die Herausforderungen sind ähnlich
Die Atmosphäre, wenn alle beteiligten Personen eines Projekts regelmäßig zusammenfinden, erinnert beinahe an ein Klassentreffen. Man tauscht sich zu Hindernissen und kreativen Lösungen aus. Jede Lehrkraft steht vor ähnlichen Herausforderungen. Manchmal fehlt die Zeit, ein anderes Mal die räumliche Umgebung. Doch am schwierigsten ist es, Lehrpersonen aus dem Kollegium zu einer Kooperation zu gewinnen.
Denn das volle Potenzial einer Kooperation im Sinne des CO-LAB-Projekts kann unter österreichischen Rahmenbedingungen vermutlich nur in einer Doppelstunde zur Geltung kommen. Die Zusammenarbeit der SchülerInnen fängt oft beim Kooperationswillen der LehrerInnen an. Manchmal müssen auch hier Hürden überwunden werden. Für den individuellen Erfolg und für die gesellschaftliche Teilhabe ist die Fähigkeit, gemeinsam und strukturiert an einem Strang zu ziehen, entscheidend …