Ab heute feiern wir das Osterwochenende. Die Katholiken feiern die Auferstehung Jesu und alle anderen, dass wir einen Tag mehr frei haben. Ich persönlich bin heuer in einer eher nachdenklichen Stimmung. Mich beschäftigt die Frage, wie wir Glück oder Unglück definieren. Ist Glück die Abwesenheit von Unglück und umgekehrt? Warum beobachten wir so viele Menschen, die auf der Suche sind und wieso gibt es mittlerweile spezielle Glücksseminare? Und was hat der Überfluss, in dem wir leben, damit zu tun?
Ein wenig sind wir wie Kinder
Ich halte wenig davon, Kindern jedes Spielzeug zu kaufen, dass sie haben wollen. Als wir Kinder waren, hat meine Generation weniger gehabt als die Kinder heute und Kindergeburtstage wurden noch mit traditionellen Spielen verbracht und waren lange nicht diese Events, die sie heute sind. Glücklich waren wir trotzdem und wussten das zu schätzen, was wir hatten.
Wir sind mit den Möglichkeiten der Gesellschaft gewachsen und genießen den Konsumüberfluss der Globalisierung. Exotische Lebensmittel, die meine Großeltern nur aus dem Lexikon kannten und eine Produktvielfalt, die ihres Gleichen sucht. Und wenn bei einem Online-Riesen sogar ein blauer Pfeil neben dem Produkt aufscheint, habe wir es innerhalb von zwei Arbeitstagen. Es ist genau diese Vielfalt an Möglichkeiten, die uns möglicherweise überfordert.
Glücklicherweise haben wir mehr Optionen
Spätestens die Digitalisierung hatte eine Art der Vernetzung der globalisierten Gesellschaft zur Folge, deren Annehmlichkeiten man gerne genießt, solange man auf der Seite der GewinnerInnen dieses Prozesses steht. Darüber hinaus suggeriert die Logik der Konsumgesellschaft, dass wir uns „glücklich kaufen“ können. Heutzutage ist es ja möglich, Konsumbedürfnisse zu stillen, von deren Existenz wir noch gar nichts wussten. Das bedeutet, dass wir Güter auf einmal unbedingt brauchen, ohne deren Existenz wir wunderbar auskommen würden. Und noch viel schlimmer: Wir glauben, mit uns stimmt etwas nicht, wenn wir nicht das neueste Smartphone haben oder bestimmte Güter nicht brauchen.
Das zu wollen, was man hat statt das zu haben, was man will!
Die Fastenzeit hat einen wunderbaren Effekt. Durch den bewussten Verzicht auf bestimmte Lebensmittel, soll der Geist gleichsam gereinigt werden. Perioden des Fastens finden wir in fast allen Religionen in der einen oder anderen Form. Es ist der Versuch, des bewussten Zurückschaltens, um danach wieder ein Gefühl für die rechten Relationen im Leben zu finden. Heute bewegen wir uns in der Nachrichtengeilheit unserer Gesellschaft zwischen mehreren „Bad und Fake News“. Unser tägliches Ausstiegsszenario: Der Konsum. Alles ist in Ordnung, solange wir Produkte kaufen können, die wir nicht wollen, mit Geld, das wir eigentlich nicht haben, um Menschen zu beeindrucken, die wir nicht mögen.
Auch gibt es mittlerweile viel mehr Lebenskonzepte, die für jede/n unterschiedlich gut funktionieren. Durch die Digitalisierung können wir Arbeitszeiten und -plätze so individuell gestalten, dass wir unsere Produktivität maximieren können und uns somit mehr Freiräume schaffen. Doch genau diese Menschen - und ich würde mich auch zur Risikogruppe zählen - verfallen regelmäßig in Identitäts- und Sinnkrisen. Dann suchen wir nach einfachen Strategien, um dieses Überangebot zu ordnen. Hier kommen Konzepte wie die Simplifizierung zum Tragen. Auch dieser Trend lehrt uns letztendlich, mit dem zufrieden zu sein, was wir haben - es sogar zu wollen. Die Antwort ist also nicht mehr, sondern die Besinnung auf das, was vorhanden ist und in unserer Gesellschaft ist das viel …