Man gibt sich in der westlichen Welt zur Begrüßung die Hand. Das haben wir schon von unseren Eltern gelernt. Naja, offenbar nicht alle. Dass der amerikanische Präsident Donald Trump der deutschen Kanzlerin Angela Merkel im Weißen Haus den Handshake verweigert hat, ist nicht nur ein Zeichen einer fehlenden Kinderstube, es handelt sich um den Gipfel der diplomatischen Respektlosigkeit. Dass Trump für dieses Amt in keiner Weise qualifiziert ist, wurde hier wieder unterstrichen. Doch was bedeutet der fehlende Handshake politisch und wem nützt er?
Angela Merkel souverän wie immer
Innenpolitisch bin ich nicht der größte Fan von Angela Merkel. Doch außenpolitisch agierte sie souverän wie immer. Man könnte sagen „routiniert“. Der verweigerte Handshake wurde mit einem milden Lächeln quittiert, um danach Sachthemen in den Vordergrund zu stellen. Als gewählte Volksvertreterin weiß sie, dass sie an der Sachpolitik gemessen wird. Doch was ist mit dem Chauvinist im Weißen Haus?
Vergisst man im Zuge des Machtrausches auf elementare Umgangsformen? Nein, man hatte sie nie. Die Riege der politischen Feinde für Trump wird durch diese Aktion bestimmt nicht kleiner. Sein Glück war, dass er eine Gesprächspartnerin einlud, die über derartigen Dingen steht. Ein anderer Staatschef hätte da vielleicht empfindlich anders reagiert.
Die tickende Zeitbombe Trump
Damit wurde belegt, dass es sich bei Donald Trump um eine tickende Zeitbombe handelt. Es ist eine Frage der Zeit, bis er eine Aktion liefert, die seinem Land enormen Schaden zufügen wird. Seine politischen GegnerInnen in den USA sammeln vermutlich schon fleißig Daten und Dokumente für ein Impeachment (Anm. Verfahren zur Amtsenthebung). Ein derartiges Verfahren wäre aus heutiger Sicht notwendig, bevor Trump seinem Land oder sich selbst größeren Schaden zufügen kann.
Die Bedeutung für die Bundestagswahl
Vermutlich hat dieses Ereignis keinerlei Bedeutung für den Ausgang der Bundestagswahl. Doch egal, wer gewinnt (Anm. Merkel oder Schulz), sie/er wird sich noch einige Jahre mit und über Donald Trump ärgern. Martin Schulz hat in seiner Funktion als Präsident des Europaparlaments seine konsequente Haltung des gegenseitigen Respekts demonstriert. Vermutlich würde er nicht ganz so schmerzbefreit wie Angela Merkel agieren. Meiner Auffassung nach, müsste er das auch gar nicht.
Fazit: Trump isoliert die USA!
Eines wurde durch diesen stümperhaften Auftritt Donald Trumps deutlich. Durch seine diplomatisch ungehobelte Art isoliert er die USA anstatt sie zu einem Big Player der Geopolitik zu machen. Er baut lieber Mauern statt Brücken. Nicht nur im übertragenen Sinn. Die Geschichte zeigt, dass von den USA stets eine Art Vorreiterrolle in der Welt erwartet wurde. Durch die Politik „America first“ besteht dieser Anspruch jedenfalls nicht mehr. Doch viel schlimmer ist, dass Trump offenbar die geopolitischen Zusammenhänge in der Welt nicht versteht. Über China zu schimpfen und nachweislich den größten Teil der amerikanischen Auslandsverschuldung in China zu haben, ist unklug.
Mit dem Nachbar Mexiko, der immer eine Art Schutzwall zu Südamerika war, auf Konfrontation zu gehen, ist dumm, wenn es sich um den einzigen südlichen Nachbarn handelt. Mit Russland auf Kuschel-Kurs zu gehen und gleichzeitig eine Aufrüstung der NATO vorzuschlagen, wohlwissend, dass Russland dementsprechend reagieren würde, zeugt von wenig politischem Verständnis. Denn der Konflikt mit Russland ist da vorprogrammiert. Schwierig, wenn die personifizierte Inkompetenz im Oval Office sitzt. Vielleicht wäre ein Handshake für ihn angemessen - nämlich der Golden Handshake ...