Gestern hatte ich die Gelegenheit, einer tollen Veranstaltung beizuwohnen. Alljährlich veranstaltet die Pädagogische Hochschule Wien einen Schaufensterbummel der etwas anderen Art. Während des sogenannten eBazars zeigten vor allem Wiener Schulen, wie innovativ Unterricht sein kann und gar nicht großer Mittel bedarf. Dass auch noch alle wichtigen VertreterInnen des Bildungsressorts anwesend waren, strich die Bedeutung dieser Veranstaltung hervor. Obwohl ich mich über diese Entwicklungen freue, frage ich mich schon, warum wir in Österreich so zaghaft Reformen im Bildungsbereich angegangen sind.
Was alles passiert ist
Zunächst wurde die Veranstaltung von Rektorin Mag.a Ruth Petz eröffnet und die Ehrengäste begrüßt. Bildungsministerin Dr.in Sonja Hammerschmid fand inspirierende Worte mit Blick auf die Zukunft. 60% der SchülerInnen in den ersten Klassen werden Berufe ausüben, die es heute noch gar nicht gibt. Bildungsstadtrat Jürgen Czernohorszky schlug in die selbe Kerbe und der amtsführende Präsident des Stadtschulrats, Heinrich Himmer, unterstrich, dass sich Wien mittlerweile auf einem guten Weg befindet.
Bildungsministerin Hammerschmid eröffnete anschließend das sogenannte EIS (Education Innovation Studio) der PH Wien nachdem Klaus Himpsl-Gutermann die pädagogische Bedeutung von Lernlabors und ihren Reiz der geschützten Lernumgebung herausstrich. Dass Bart Verswijvel vom European Schoolnet und Gary Jones von Lego Education Europe anwesend waren, rundete die Riege der Ehrengäste ab. Nach kurzen Programmhinweisen von Michael Steiner, zeigten vor allem Wiener Schulen im Stationsbetrieb (= Schaufenster), welche Innovationen in den Klassenraum getragen werden können.
Spannend war aus meiner Sicht, dass die Idee des Future Classrooms (Anm. Klassenzimmer der Zukunft) mit einem tollen Beispiel aus der Praxis zum Leben erwachte. Die Stationen Beteilige Dich + Plane, Forme + Gestalte, Zeige + Reflektiere und Verändere wurden anhand des Beispiels Hausbau dargelegt. Von der Konzeption, über 3D-Simulationen, Gruppenarbeit der SchülerInnen, Berechnungen und einem 3D-Ausdruck wurde der gesamte pädagogische Prozess abgebildet.
Pädagogische Veränderungen sind notwendig
Natürlich wurden kleine Roboter gezeigt und wie einfach es ist, diese zu programmieren. Junge SchülerInnen sollten hier die Grundzüge des Codings erfassen, die sogar ich die nachvollziehen konnte und ich bin wahrlich kein Programmier-Experte. Interessant war, was die BesucherInnen zu den gezeigten Beispielen zu sagen hatten und hier offenbarte sich eine tiefe Kluft. Ich hörte Sätze wie „Das kann ich schon mitnehmen, aber eigentlich fehlen uns die Mittel“ oder „Ich brauche einen einfachen Anknüpfungspunkt für meine LehrerInnen, weil sie Angst vor vielen Dingen haben, die hier gezeigt werden.“
Doch wer glaubt, der Unterricht der Zukunft hätte a priori irgendetwas mit Technik zu tun, irrt. Denn es sind vor allem die pädagogischen Veränderungen, die mich während meines Besuches gestern fasziniert haben. Die Selbstständigkeit der SchülerInnen oder die Umkehr der Interaktion in der Klasse. Die Lehrkraft ist eben nicht mehr der/die allwissende ExpertIn, sondern das kooperative Verhältnis der Bildung wurde Herausgestrichen. Wir lernen über Beziehungen und je besser diese sind, desto erfolgreicher die Bildung. Was wir brauchen, ist eine andere Haltung in der Bildung. Die LehrerInnen, die den eBazar besuchten, haben das mehrheitlich verstanden. Doch was ist mit den anderen 80 Prozent?
Verantwortungsvolle Individuen
Der verantwortungsvolle Umgang mit neuen Technologien hat nur bedingt etwas mit technischen Kenntnissen zu tun. In der Anfangszeit des Automobils waren die meisten AutofahrerInnen eben auch ein Stück weit MechanikerInnen. Einfache Einstellungen konnten vorgenommen werden. Heute können wir kaum noch ein Licht tauschen. Aber wir fahren besser Auto. Mit den SchülerInnen und ihrem Umgang mit Devices wird es sich ähnlich verhalten.
Fazit: Wenn alle an einem Strang ziehen!
Wir arbeiten seit Jahren unermüdlich für pädagogische Veränderungen im Klassenzimmer. Die Technik war oft jenes Medium, das Veränderungen anstoßen sollte. Früher waren es reine Computerräume, danach Laptops und nun Tablets. Wenn nun immer mehr Stakeholder auf den Zug der Veränderung aufspringen wollen, können wir vielleicht eine pädagogische Revolution einläuten. Denn der Grund, warum die skandinavischen Länder in den PISA-Tests immer besser abschneiden als wir, ist, dass dort der pädagogische Wandel verstanden wurde.
Das kooperative Verhältnis zwischen SchülerInnen und LehrerInnen und die aufgeteilte Interaktion, die vor allem die Kooperation und Eigenverantwortung in den Vordergrund stellt, sind der Schlüssel einer modernen Bildung. Technische Hilfsmittel entfalten erst in diesem Umfeld ihr volles Potenzial. Diese veränderte Haltung fängt allerdings bei jedem/r LehrerIn selbst an und setzt sich danach fort. Eine Firma, wie projektor.at, die sich massiv an der Gestaltung des eBazars beteiligt hat, hat diesen Zusammenhang früher als andere TechnikanbieterInnen verstanden. Die österreichische Version des Klassenzimmers der Zukunft wurde wegen der Initiative von projektor.at in die Breite getragen.
Übrigens: Die Firma Promethean dürfte die Zeichen der Zeit auch verstanden haben und bietet allen LehrerInnen an pädagogischen Hochschulen ihre ActiveInspire Software als Übungsversion für den Hausgebrauch an (Informationen finden sie hier). Die Ausrede, man kenne sich damit nicht aus, lasse ich somit nicht mehr gelten …
Mit freundlicher Unterstützung der Firma projektor.at