Im Wahlkampf wurde dieses Thema komplett ausgeblendet. Vermutlich, weil die Studierenden nicht zu den KernwählerInnen des amtierenden US-amerikanischen Präsidenten gehören. StudentInnen im ersten Semester verstehen vermutlich mehr vom Verfassungsrahmen der USA und um genau diesen geht es. Das überarbeitete Einreiseverbot, welches Menschen aus sechs überwiegend muslimischen Ländern die Einreise verwehrt, könnte den Bildungsstandort USA nachhaltig negativ beeinflussen. Denn sowohl internationale Studierende als auch ForscherInnen sind direkt und indirekt von dieser Maßnahme betroffen.
Internationale Studierende haben andere Möglichkeiten
In den USA zu studieren, ist für viele junge Menschen ein Ziel. Sie arbeiten ihre gesamte Schulzeit darauf hin. Der Abschluss ist der berühmte SAT-Test und die erreichte Punktezahl entscheidet über die Optionen. Gerade StudentInnen mit muslimischen Familienwurzeln werden sich den Schritt, in den USA zu studieren nun zweimal überlegen. Es ist ja nicht so, als ob sie keine Optionen hätten. Wenn man für eine US-amerikanische Universität zugelassen wird, hat man die finanziellen Mittel, den Willen zur Mobilität und die Bereitschaft, die akademische Laufbahn andernorts zu starten. Der Weg nach Europa, Kanada oder Australien ist eine attraktive Option.
ForscherInnen verlagern ihren Standort
Das internationale, wissenschaftliche Personal der amerikanischen Universitäten wird sich nach anderen Optionen umsehen. Viele von ihnen haben einen muslimischen Hintergrund und ihnen wird von einer kurzfristigen Heimreise abgeraten, weil nicht gesichert ist, ob sie wieder einreisen dürfen. Ihnen stehen Tür und Tor in anderen Ländern offen. Doch sie müssten ihren Lebensmittelpunkt verlagern. Wenn sie sich derartigen Anfeindungen in den USA ausgesetzt sehen, ist auch dieser Wechsel emotional gar nicht so schwer. Natürlich ist der gute Ruf amerikanischer Universitäten hinsichtlich der Forschung mit derartigen Initiativen nachhaltig gefährdet.
Fazit: Wenn Protektionismus nach hinten losgeht!
Ich bin der Meinung, dass Protektionismus in einer globalisierten Gesellschaft fast immer kontraproduktiv ist. In der Forschung und Lehre trifft das besonders zu. Denn die Abschottung eines Landes hat zur Folge, dass kein internationaler Wissensaustausch stattfindet und der intellektuelle Fluss an Reichtum verliert. Gerade der internationale Aspekt ist in der Forschung besonders reizvoll. Menschen qua ihrer Herkunft auszuschließen ist rassistisch und widerspricht sicher jeglichen Verfassungsgrundsätzen, weshalb Hawaii, New York, Oregon und Minnesota juristisch dagegen vorgehen. Man darf auf das Resultat gespannt sein.
Für die amerikanischen Universitäten bedeutet das Einreiseverbot auch einen wirtschaftlichen Verlust. Studiengelder werden durch die sinkenden Zahlen an StudentInnen fehlen, weshalb Studien für jede/n Einzelne/n teurer werden. Aber Präsident Trump und seine Bildungsministerin verfolgen sowieso einen elitären Ansatz der mit der Grundlagenbildung und dem freien Hochschulzugang sehr wenig zu tun hat …