Dem Entsetzen, dass Donald J. Trump die Wahl zum Bundespräsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika gewonnen hat, wich bei mir schnell die nüchternen Haltung, dass Suppen normalerweise nicht so heiß gegessen wie gekocht werden. Jetzt, einige Wochen nach der Inauguration dieses Medienclowns, beschleicht mich die Gewissheit, dass Suppen tatsächlich genauso heiß gegessen wie gekocht werden. Die political correctness ist weg. Der Respekt vor MedienvertreterInnen nicht existent. Schriftlich festgehaltene Gesetze maximal Empfehlungen, die alte Menschen vor langer Zeit aufgeschrieben haben. Sind wir von Donald Trump so schockiert, weil er unkonventionell ist? Nein! Unkonventionell war die Einbindung der sozialen Medien beim Wahlsieg Obamas. Trump gibt den Wörtern Inkompetenz und Respektlosigkeit eine neue Bedeutung und führt gleichzeitig die „alternativen Fakten“ ein.
Kein Respekt (vor der Realität)
Donald Trump behauptete lautstark, er hätte die meisten Stimmen im Electoral Vote seit Ronald Reagan erhalten. Als ihn ein Journalist damit konfrontierte, das sowohl George W. Bush als auch Barack Obama mehr Stimmen bekamen, war seine Antwort lediglich, dass dies die Fakten wären, die man ihm gegeben hätte. Dieser Satz sollte bei allen AmerikanerInnen die Alarmglocken laut schrillen lassen. Bedeutet das, dieser Präsident ist von seinem Umfeld sehr leicht manipulierbar oder bedeutet das, eine einfache Google Suche mit dazugehörigen Bildern auf der ersten Seite würde diesen Mann überfordern?
Beide Antworten führen zur Erkenntnis, dass vermutlich noch nie jemand für dieses Amt derart ungeeignet war. Und eine Peinlichkeit folgt der nächsten. Personen scheiden aus ihrer Funktion im Kabinett aus, bevor sie ihren Job angetreten sind. Die Bildungsministerin glänzt mit gnadenloser Ahnungslosigkeit und der nationale Sicherheitsberater lebte noch in einem anderen Jahrzehnt. Wenn unter „Let’s make America great again“ verstanden wird, dass man sich auf alte Rezepte aus alten Zeiten beruft, die schon vor einigen Jahrzehnten keinen Erfolg hatten, Mission erfüllt.
Gefährlich ahnungslos
Weltpolitisch beunruhigt mich die fachliche Ahnungslosigkeit am meisten. Auf der einen Seite solle die NATO aufrüsten, auf der anderen Seite wird ein enges Verhältnis zu Russland gesucht. Wer bis drei zählen kann weiß, dass Russland in dem Moment aufrüstet, in dem die NATO aufrüstet. Donald Trump züchtet sich damit sein eigenes Dilemma. Denn für Russland wäre er verantwortlich dafür, dass dieses sensible Gleichgewicht zwischen Ost und West durch Aufrüstungstendenzen aus der Ruhe gebracht wird. Vielleicht sollte er sich lieber mit den Grundzügen der Geopolitik befassen, als sich von tatsächlichen Fake-Medien, wie Breitbart, beeinflussen zu lassen, oder seine Zeit dem nächsten Tweet zu widmen.
Fazit: Kann das gut gehen?
Die Beantwortung dieser Frage hängt vom jeweiligen Ausgangspunkt ab. Aus amerikanischer Sicht, könnte dieses Experiment dann gut gehen, wenn Trumps wirtschaftlicher Protektionismus aufginge. In einer globalisierten Wirtschaft scheint das zwar sehr unwahrscheinlich zu sein, bestimmt kann das aber niemand sagen. Es ist auch denkbar - oder sogar sehr wahrscheinlich - dass die Reformen unter Barack Obama erst in der Amtszeit Donald Trumps zu wirken beginnen. Verkauft er diese dann als eigenen Erfolg, ist sogar eine Wiederwahl denkbar.
Aus internationaler Sicht gesehen, kann dieses Experiment eigentlich nicht gut gehen. Wer sich auf dem Parkett der Diplomatie und der Außenpolitik wie ein Trampeltier bewegt, hinterlässt eine Spur der Zerstörung. Die Zerstörung des Vertrauens, vereinbarter Abkommen und koordinierter Strategien. Wenn auf jede noch so kleine Maßnahme, die nicht im Interesse Trumps ist, reflexartig mit einem Tweet geantwortet wird, gute Nacht. Dieser Präsident kommuniziert seine Politik tatsächlich über Twitter, anstatt ernsthaft zu arbeiten. Und das ist der Paradigmenwechsel, den niemand will …