Die Jugend glaubt an Europa!

Alexander van der Bellen vor dem europäischen Parlament
Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=BhGaxO13q84 16.02.2017

Unser Bundespräsident, Alexander van der Bellen, wurde eingeladen, vor dem europäischen Parlament zu sprechen. Und es war eine flammende Rede für die „zivilisatorische Leistung“ des geeinten Europas. Gleichzeitig folgte eine Absage dem Nationalismus, dem Populismus und der Verzwergung der Einzelstaaten. Denn man kann sein Heimatland lieben und trotzdem ein/e glühende/r EuropäerIn sein. Das ist kein Widerspruch und bedingt einander sogar. Hier kann von der Jugend gelernt werden.

Herausforderungen einschätzen

Die Rückkehr zum Nationalismus löst keine einzige globale Herausforderung. Sei es der Klimawandel, die Migration, die Herausforderungen der Globalisierung oder Bedingungen eines weltweit fairen Handels. Die Verzwergung der Nationalstaaten löst jedenfalls nichts. Oder glauben wir ernsthaft, dass Österreich bessere Handelsbedingungen mit China aushandeln kann, als ein geeintes Europa? Glauben wir ernsthaft, Donald Trump hört eher auf Österreich als auf die Europäische Union? Transnationale Gebilde wie die Europäische Union sind da sehr hilfreich - trotzdem muss die EU reformiert werden.

Man kann entweder aktiv diese Union verändern, oder schreiend und feig davonlaufen. Veränderungen brauchen Zeit und für diesen Zusammenhang hat Alexander van der Bellen einen wunderbaren Vergleich geliefert: Ein Baum braucht mehrere Jahrzehnte, um zu wachsen - gefällt ist er binnen Minuten. Europäische Errungenschaften sind nicht selbstverständlich - daran müssen wir uns immer wieder erinnern. Offene Grenzen, ein geeinter Wirtschaftsraum mit einem gemeinsamen Arbeitsmarkt und einer Währung. Und ab Sommer können wir in Europa zum selben Preis wie zu Hause mit unseren Handys telefonieren. Geht das alles nationalstaatlich gelöst besser?

Europa als Chance

1-Euro-Münze
Quelle: https://pixabay.com/de/münze-euro-europa-frankreich-geld-155597/ 16.02.2017

Wir sind weit weg von einem Idealzustand der EU. Aber das heißt nicht, dass wir alles schlechtreden müssen. Wenn ein Bein gebrochen ist, legen wir auch einen Gips an und amputieren es nicht gleich. Die Jugend ist sich dieses Potenzials bewusst und begreift Europa als Chance der individuellen Entwicklungen, aber nicht als gemachtes Bett. Das fängt schon bei einem gemeinsamen europäischen Arbeitsmarkt an. Wenn wir unseren Kindern die entsprechenden Basiskompetenzen mitgeben können, kann die europäische Idee noch mehr wachsen. Daher ist die Entwicklung Europas untrennbar mit einer guten Bildungspolitik verbunden.

Auch ich bin ein Kind Europas. Ich erlebte den Fall der Berliner Mauer und die Auflösung der Sowjetunion. Ich sah einen zerstörerischen Krieg im ehemaligen Jugoslawien und war Zeuge des Beitritts Österreichs zur EU. In meiner Schulzeit war ich europäischer Jungparlamentarier und seit 2009 bin ich in europäischen Bildungsprojekten aktiv, deren Lehren ich in diese Seiten einfließen lasse. 

Fazit: Das Potenzial, an das erinnert werden muss!

Wir leben in einer Zeit des Überflusses an Möglichkeiten, um die uns unsere Großeltern vermutlich beneiden würden und sehen bestimmte Errungenschaften als selbstverständlich. Aber dass für ein geeintes Europa zwei Weltkriege, eine Teilung Europas, Bürgerkriege, verschiedene Aufstände gegen das kommunistische Regime, Wirtschaftskrisen und ein langer Einigungsprozess notwendig waren, wird oft vergessen. Die Chance Europas liegt in seinem gewaltigen Potenzial und am Bildungsmarkt können wir dieses am leichtesten beobachten.

Chancen
Quelle: https://pixabay.com/de/karriere-leiter-aufstieg-beruf-1020030/ 16.02.2017

Die selbstverständlichen Kooperationen zwischen mehreren Schulen in Europa, Initiativen wie das Future Classroom Lab, eine leichtere Vergleichbarkeit der akademischen Ausbildung und das europäische Bewusstsein, das immer wieder zu Tage tritt, wenn sich SchülerInnen mehrerer Länder treffen oder wir in Europa reisen. Dieser Spirit ist offensichtlich und dürfte sich in den kommenden Jahrzehnten durchsetzen, wenn Reformen gestartet werden. Die Frage ist nur, wie viel die verbohrte Kleinstaaterei zuvor zerstören kann …