IdealistInnen und Weltverbesserer haben beim Umgang mit ihrem Müll die Chance, Farbe zu bekennen. Es ist leicht, von abstrakten Zielen in Bezug zur Nachhaltigkeit zu sprechen. „Wir bräuchten einen höheren Anteil erneuerbarer Energien … Leistbar soll es bleiben … Elektromobilität schränkt noch ein und ist zu teuer.“ Doch wenn wir auf den Abfalleimer unter der Abwasch blicken, zeigt sich unsere Haltung. Wie halten wir es mit der Mülltrennung? Können wir generell unseren Verbrauch einschränken? Diese Fragen sind zentral und das individuelle Verhalten hat sofort einen Effekt. Es ist also auch das Argument unzulässig, es hätte eh keinen Sinn, solange das nicht flächendeckend passiert. Jede/r, die/der Müll reduziert, trägt etwas bei.
Die Fakten
Im EU-Vergleich produzieren wir ÖsterreicherInnen mit 587 Kilogramm pro Kopf und Jahr sehr viel Müll. Tatsächlich liegt der EU-Schnitt 2013 unter 500 Kilogramm, wobei Dänemark negativer Spitzenreiter mit über 700 Kilogramm ist und Länder wie Rumänien, Estland und Polen unter 300 Kilogramm liegen (https://www.kommunalnet.at/news/einzelansicht/oesterreich-produziert-mehr-muell-als-der-eu-durchschnitt/news/detail.html). Zwar wird in Österreich sehr viel Müll getrennt, recycelt und wiederverwertet, das Problem liegt aber tatsächlich auf der Seite der Müllproduktion.
Allein die WienerInnen benötigen im Schnitt 900 Plastiksackerl pro Kopf in fünf Jahren. Ein einzelner Einkaufskorb würde diesen Zweck auch erfüllen. Und das Faktum, das mich am meisten abschreckt, ist, dass wir pro Kopf und Jahr 40 Kilogramm originalverpackte oder nur teilweise verbrauchte Lebensmittel in den Müll werfen. Das ist ein Resultat des fehlenden Bewusstseins und der gnadenlosen Fehlkalkulation.
An der Nase nehmen
Ich brauche nicht mehr zu erklären, wie der Hausmüll getrennt werden soll, oder? Überall gibt es in bewohnten Gegenden Gelegenheiten der Mülltrennung. Hier wird Plastik, Glas (bunt und weiß), Papier, Kompost und Hausmüll fachgerecht entsorgt. Dieses Angebot sollte jede/r nutzen. Spannender ist die Frage der Müllvermeidung! Statt der gewohnten Plastiksackerl kann jede/r vor dem Einkauf eine Tasche, einen Korb oder eine Kiste Karton, welche die meisten Supermärkte sonst entsorgen würden, benützen.
Zugegeben, die Kalkulation des Wocheneinkaufs ist oft nicht so leicht. Aber 40 Kilogramm pro Jahr? Hier können vielleicht zwei Fliegen mit einer Klatsche geschlagen werden: Dass in der Statistik oft ärmere Länder bei der Müllproduktion positiv die Nase vorne haben, könnte daran liegen, dass sie mehr saisonal und regional einkaufen. Bestimmte Produkte gibt es im Winter einfach nicht. Greifen wir wieder mehr auf saisonale und regionale Lebensmittel zurück, reduzieren wir auch signifikant unseren ökologischen Fußabdruck und dabei auch unseren Müll. Wenn es möglich ist, kaufe ich lieber einmal pro Woche öfter ein und habe dafür weniger Müll.
Der nächste Aspekt umfasst die Verpackung und da müssen auch ProduzentInnen von Lebensmittel in die Pflicht genommen werden. Muss alles in eine Kunststoffverpackung rein? Gibt es keine Glasalternativen? Auf Märkten wird das Gemüse auch offen verkauft. Letztens stand ich im Supermarkt an der Kasse und musste mir die Frage gefallen lassen, warum ich meine Tomaten nicht in ein Plastiksackerl gebe. Meine Antwort: „Man braucht nicht für alles ein Sackerl und ich habe auch meine eigene Einkaufstasche.“ Genau hier fängt es an.
Fazit: In den Spiegel sehen können!
Am Ende des Tages zählt für mich immer, ob ich mir selbst in den Spiegel sehen kann. Das betrifft alle Facetten des Lebens, nicht nur den Müll. Wenn ich sage, dass die Einstellung zum Müll eine sehr individuelle Frage ist, dann deshalb, weil hier am leichtesten Veränderungen passieren. Ich möchte meiner Tochter keine noch verschmutztere Welt hinterlassen und meinen Beitrag leisten. Und genau darum geht es: Um einen Beitrag! Nicht mehr, aber vor allem nicht weniger. Gibt es offenes Gemüse, greife ich dazu. Gibt es Alternativen aus Glas, werden diese gekauft. Plastiksackerl werden vermieden. Nach Verbrauch wird alles fein säuberlich getrennt. All diese Maßnahmen schränken weder meinen Genuss noch meine Gewohnheiten ein. Sie bedürfen nur etwas mehr Bewusstsein …