Brauchen wir noch dieses antiquierte Gerät? Unsere Großeltern verwendeten mehrheitlich den Rechenschieber. Meine Generation verwendete schon einen Taschenrechner. Einen nicht programmierbaren wohlgemerkt. Er war also wirklich nur als Rechenhilfe gedacht. Bei den Taschenrechnern gab es tolle Entwicklungen und einige sahen bereits wie kleine Computer aus. Ich selbst habe ihn noch während der Mathematik-Matura verwendet. Und heute? Gibt es bessere Alternativen? Gerade, wenn ich die technischen Möglichkeiten von heute betrachte, haben unsere Kinder ganz andere Möglichkeiten.
Elektronisches Potenzial nutzen
Um es gleich vorweg zu nehmen: Ja, es gibt Alternativen und die sind äußerst attraktiv. Wichtig ist, welches Gerät man nutzt. Ist es ein Laptop, ein Tablet oder ein Smartphone? Welches Betriebssystem läuft auf ihnen? Was die Nutzung des Computers betrifft, ist es ratsam, ein onlinebasiertes Programm zu verwenden. Fragen der Hard- und Software sind dann weitestgehend irrelevant. Man braucht nur einen funktionierenden Web-Browser und einen Zugang zum Internet.
Auf den portablen Geräten verhält es sich ähnlich. Jedes Programm, das auch über den Web-Browser verwendet werden kann, hat enorme Vorteile. In vielen Fällen werden aber dennoch sowohl in Googles Android-Welt, als auch in Apples iOS-Kosmos tolle Apps angeboten. Wenn die Zukunft des Unterrichts elektronische Unterstützer sind (Anm. d. Red. Notebook, Tablets und Smartphones), sind auch Services, die bisher gewohnte Helfer ersetzen, attraktiv. Damit nur noch ein Gerät in die Schultasche gepackt werden muss.
Das Kostenargument
Von den VerfechterInnen des Taschenrechners und vielen Eltern wird verständlicherweise das Kostenargument ins Treffen geführt. Ein Taschenrechner ist verglichen mit einem Rechner oder Tablet einfach sehr, sehr günstig. Wie bei allen technischen Anschaffungen, beleuchte ich gerne die Systemkosten. Also was kostet mich das Gerät im täglichen Umgang und welche Potenziale lasse ich dadurch liegen? Wenn ich meinem Kind einen Taschenrechner kaufe, hat es ein Spezialgerät in der Schultasche, das keine andere Verwendung haben kann.
Potenziell kann es keine Schulbücher ersetzen, es können keine Texte mit ihm geschrieben werden und es fügt nur Gewicht zur Schultasche hinzu. Aber es bleibt kostengünstig und funktioniert immer. Aber führt mein Kind nicht sowieso ein passendes Gerät mit sich? Aja, das Smartphone. Die Rechenleistung der Handys heute lässt meinen Schul-Taschenrechner vor Neid erblassen.
Pädagogisch gesehen
Doch mein Plädoyer für ein ersatzloses Streichen des Taschenrechners geht weiter und hat zwei Anknüpfungspunkte. Erstens, die Möglichkeiten des Einsatzes in anderen Fächern sind bei einem Laptop/Tablet/Smartphone wesentlich breiter. Das Tablet könnte dann zusätzlich auch die Funktion eines Taschenrechners übernehmen, muss es aber nicht. Es obliegt der Lehrkraft, den Einsatzbereich zu definieren. Die Schultasche sollte damit tatsächlich leichter werden, zumal auch in Österreich endlich die „offizielle“ Möglichkeit der Schulbuchverlage besteht, elektronischen Content zu beziehen.
Zweitens, auch TraditionalistInnen sollten sich gegen einen Taschenrechner stellen. Wenn wir analog arbeiten wollen und das zum Ziel erklärt würde (Anm. d. Red. Nicht meine Haltung), ist eigentlich ein Taschenrechner eine Rechenhilfe, die abzulehnen ist. Ein Blatt Papier muss es dann auch tun. Also kein Platz für dieses Hybrid-Gerät?
Fazit: Kein Gerät des 21. Jahrhunderts!
Es gibt eine vorinstallierte Rechner-App auf meinem Smartphone. Drehe ich mein Handy in Landscape-Mode (Anm. d. Red. Querformat), habe ich einen wissenschaftlichen Rechner, der meinen Taschenrechner aus der Schulzeit in den Schatten stellt. Und gibt es jetzt eine Empfehlung der Innovationsschule für ein Programm, das sowohl online als auch in Form einer recht gelungenen App zur Verfügung steht? Ja! GeoGebra. Dieses Programm ermöglicht Mathematikunterricht, den ich mir schon gewünscht hätte, bietet sehr viele Funktionen an, auf seiner eigenen Plattform verfügt es über unzählige Materialien und es ist sowohl online als auch als App verfügbar. Also warum sollte ich noch einen Taschenrechner benötigen?