Bildungsministerin Sonja Hammerschmid (SPÖ) will bei der Umsetzung des Autonomiepakets für die österreichischen Schulen keine Zeit verlieren. Die hätten wir auch nicht. Bis Ende Jänner soll ein Grundkonsens in einen Begutachtungsentwurf gegossen sein. In dieser Frage gilt mehr denn je: Zögern verboten! Im Schuljahr 2017/18 soll die Umsetzung erfolgen. Dabei gehen die Regierungsparteien in für Österreich ungewohnter Einigkeit in die gleiche Richtung. Doch auch Themen der Digitalisierung und der Ganztagsschule rücken wieder ins Zentrum der Aufmerksamkeit.
Start 2017
Das neue Autonomiepaket soll 2017 umgesetzt werden. Zur Erinnerung: Es enthält mehr Entscheidungsbefugnisse für die Direktion am Schulstandort, mehr pädagogische Freiheiten und eine - meiner bescheidenen Auffassung nach - noch nicht endgültig durchdachte Cluster-Lösung. Dass die Unterrichtszeit flexibilisiert werden soll, ist längst an der Zeit. Gerade projektorientierter Unterricht passt oft nicht in ein 50-Minuten-Korsett.
Auch, dass der Direktion bei der Auswahl der LehrerInnen mehr Möglichkeiten geboten werden, ist eigentlich logisch und folgerichtig. Die „Cluster-Lösung“ sollte vielleicht doch mehrere Schulformen umfassen. So könnte ein/e SchülerIn problemloser zwischen verschiedenen Bildungsschienen wechseln und es entstünde weniger Konkurrenz zwischen den Schulen.
Fokus auf Digitalisierung
Zeit wird’s. Auf den - politisch gesehen - unteren Ebenen werden seit Jahren die digitalen Kompetenzen in den Fokus gerückt. Verschiedene Initiativen des Bildungsministeriums und seiner Vorgänger und zuletzt auch die Digi.Komp-Modelle sind hier nur ein Ausdruck dessen. Aber, dass die Bildungsministerin digitale Kompetenzen ins Zentrum des Fokus rückt, hat eine neue Qualität und tut gut. Gerade in Zeiten, in denen wir alle mit unserem Smartphone verwachsen zu sein scheinen und uns digital fast mehr bewegen als analog, sollten digitale Kompetenzen in den Fokus rücken.
Ganztagsschule
In den letzten Jahren wurde über dieses Thema mit fast religiöser Überzeugung, sowohl von den BefürworterInnen als auch von den GegnerInnen, diskutiert. Jetzt soll, zumindest in Niederösterreich, die flächendeckende Wahlfreiheit der Eltern umgesetzt werden. Das heißt, dass in zumutbarer Nähe zueinander sowohl eine Ganztagsschule als auch eine gewöhnliche Form zu Verfügung stehen. Pädagogisch macht eine Ganztagsschule mit verschränktem Unterricht sehr viel Sinn, zumal die einzelnen Konzentrationsfenster der SchülerInnen besser genützt werden können. Aber auch hinsichtlich der Vereinbarkeit von Beruf und Familie aus Sicht der Eltern, hat eine ganztägige Schulform enorme Vorteile.
Fazit: Der Veränderungswunsch ist real!
Als die neue Bildungsministerin ihr Amt angetreten ist, war ich voller Hoffnung, aber als gelernter Österreicher etwas skeptisch. Anschließend wurden tolle Maßnahmen angekündigt, die Optimismus aufkommen ließen. Jetzt dürfte es belegt sein: Der politische Wille zur Veränderung, zur Verbesserung ist da. Sonja Hammerschmid genießt offenbar über die Parteigrenzen hinweg entsprechendes Ansehen und besitzt die Fähigkeit, ideologische Diskussionen im Keim zu ersticken. Denn daran scheiterte bisher jedes Reformvorhaben in der Bildung. Sollte das Autonomiepaket in seiner angedachten Form tatsächlich umgesetzt werden, wäre das ein entscheidender Schritt in die richtige Richtung. Nämlich vorwärts …