Gene oder Umwelt?

Abbildung von Genen
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Seit Jahren beschäftigt mich dieses Thema und seit Jahren finde ich keine definitive Antwort. Welcher dieser beiden Faktoren übt einen größeren Einfluss auf unser Leben und unsere Ausbildung aus? Sind es die Gene, wie manche GenetikerInnen behaupten, oder macht uns die entsprechende Umwelt  zu dem, was wir sind? Unter Umwelt verstehe ich, Ausbildungsmöglichkeiten und eine gute Erziehung. Beide Lager argumentieren schlüssig und ich selbst war mir nie sicher. Doch dann stellte ich mir die entscheidende Frage: Was ist die Funktion der Bildung?

Chancengleichheit

Wenn wir die PISA-Ergebnisse genauer studieren, stellen wir fest, dass Bildungsschichten in unseren Breitengraden dazu tendieren, sich zu reproduzieren. AkademikerInnen folgen AkademikerInnen, MaturantInnen MaturantInnen und Lehrabschlüsse folgen Lehrabschlüssen. Damit das klar ist: Ich persönlich finde alle Abschlüsse wichtig und höchst relevant. Ich finde es nur traurig, dass mehrheitlich (Anm. d. Red.: weit über 60 %) die Bildungskarrieren der Eltern verfolgt werden.

Warum sind für Kinder von AkademikerInnen nur Studien relevant und warum sind akademische Karrieren für andere Bildungsschichten weniger interessant? Von den Vorlieben und Lerngewohnheiten der Kinder habe ich noch nicht einmal gesprochen. Der Auftrag der Bildung wäre, für eine Chancengleichheit quer durch alle Bildungsschichten zu sorgen. 

Von Genen und der Umwelt

Diese Frage ist letztlich fast schon mehr eine philosophische denn eine naturwissenschaftliche. Klar, jede/r hat andere Talente und Stärken. Aber wir leben in einer Welt, in der fast alles möglich ist. Zumindest lehren wir unseren Kindern das. Vorausgesetzt, sie strengen sich nur genug an. Unsere Gene mögen bestimmen, welche Voraussetzungen wir haben, aber unsere Umwelt entfaltet unsere Möglichkeiten. Ein kleines Gedankenspiel: 

Helfen die besten Gene, wenn die Umweltfaktoren nicht stimmen? Vermutlich bleiben Potenziale ungenützt. Umgekehrt, helfen die besten Umweltfaktoren, wenn die Gene „nicht stimmen“? Eine vernünftige Basis kann vermutlich sogar dann gelegt werden, weshalb ich leichte Vorteile bei der Umwelt sehe.

Fazit: Nicht der Gegensatz entscheidet!

Wenn ich davon ausgehen würde, dass die Gene wichtiger sind, wäre ich fatalistisch. Jede Bildungsreform, jede Form des Unterrichts wäre egal, denn es wäre schon alles bestimmt, oder? Die Bildungspolitik und jede pädagogische Maßnahme gehen davon aus, dass externe Faktoren entscheidend bedeutender sind. Diesem Paradigma schließe ich mich an. Denn es geht nicht darum, Talente zu ignorieren, sondern sie zu entfalten. 

Wir erziehen Individuen und wollen, dass unsere Kinder ihr Leben selbstbestimmt führen. Wenn wir also darüber diskutieren, ob die Gene oder doch die Umwelt wichtiger sind, sage ich, dass diese Diskussion am Ziel vorbeischießt. Denn die Lernumwelt sollte derart gestaltet sein, dass individuelle Talente unvoreingenommen entfaltet werden können …