Back to the roots! Es scheint mehr als ein Trend zu sein. Vielleicht ist es sogar eine gesellschaftliche Notwendigkeit. Immer mehr Menschen verspüren den Drang, sich von der Technik zu lösen. Ein altes Handy, mit dem man nur telefonieren kann und höchstens SMS schreiben. Und eigene Camps ohne Internet-Zugang für den Urlaub. Sind wir überladen von der Technik, die wir nur bedingt verstehen? Oder handelt es sich um eine humanitäre Notwendigkeit, die sich aus der digitalen Möglichkeit ergeben hat?
Die Missinterpretation der Zeit
Die Technik sollte uns eine erhebliche Zeitersparnis bringen. Wir sollten mehr Zeit für uns haben, weshalb die Technik als revolutionäre Errungenschaft gesehen wurde. Doch was passierte? Die Zeitersparnis wurde in eine gesteigerte Produktivität umgewandelt, die sich für uns kaum noch auszahlt. Denn in der gleichen Zeit erledigen wir mindestens doppelt so viel. Verdienen wir deshalb doppelt so viel? Verdienen würden wir es vermutlich, aber wir bekommen es nicht.
Doch, wir bekommen mehr! Mehr Emails, mehr Anrufe und mehr Aufgaben. Wir bekommen so viel mehr, dass wir bis spät nächtens vor dem Rechner sitzen. Die Lebensqualität wurde durch die Technik also nicht verbessert, sondern eher verschlechtert. Dass wir da ausbrechen wollen, ist verständlich. Wir gleichen fast Hamstern, die nicht mehr in ihrem Rad laufen wollen.
Philosophisch betrachtet
Ab wann kontrolliert uns die Technik und nicht wir sie? Der Mensch erschafft viel. Wir erschaffen unsere Gesellschaft und unsere Kultur. Und unsere Kultur bringt technische Errungenschaften hervor, die uns dienen sollten. Und als Gesellschaft fordern wir stets, dass sich die Technik verbessert. Verkürzt könnte man sagen, dass wir uns in einem nie endenden Kreislauf aus Mensch, Kultur, Technik und Gesellschaft befinden. Selbst können wir nur einen Aspekt steuern: Den Menschen!
Die Kultur, die Technik und die Gesellschaft können diesen Kreislauf nicht verbessern oder kurzfristig gestalten. Wir Menschen schon. Und es ist genau diese Selbstbestimmung, die wir nie aufgeben sollten. Solange das der Fall ist und wir uns dessen bewusst sind, kontrollieren wir die Technik, nicht umgekehrt. Moderne Bildung hat die Aufgabe, diese Selbstbestimmung zu nähren.
Fazit: Keine Abkehr, aber (Selbst)Bewusstsein!
Wer jetzt erwartet, ich würde für eine Abkehr von der Technik plädieren, den muss ich enttäuschen. Ich gehe zwar mit der Einschätzung konform, dass wir uns von der Technik - zumindest temporär - abwenden wollen, weil wir überfordert sind. Doch für mich ist die Lösung keine komplette Abkehr, sondern eine gesunde Integration in unseren Alltag. Es geht um einen maßvollen Umgang und dem Selbstbewusstsein als menschliche Entität, die nicht von der Technik regiert wird, sondern die Technik beherrscht.
Es geht um die wesentliche Erkenntnis, dass die Technik weder Ursache noch Lösung der Probleme ist. Ursprung und Lösung aller Probleme ist noch immer der Mensch. Niemand würde das Bergsteigen verbieten, weil es außer Kontrolle geriet und einige Menschen zu Tode kamen. Nicht der Berg trägt Schuld, sondern wir. Wenn der selbstbewusste Mensch einen maßvollen Umgang mit der Technik lernt, ist ein Ziel erfolgreicher Bildung erreicht …