Es war eine Maßnahme zur politischen Bildung. Die Schüler/-innen der zweiten Klassen des BG Klosterneuburg simulierten eine Woche vor der Wiederholung der Stichwahl zwischen Alexander van der Bellen und Norbert Hofer ihre eigene Wahl. Mag. Eva Strotzka, Lehrerin für Geschichte, Sozialkunde und politische Bildung, setzte diese innovative Idee gemeinsam mit Mag. Markus Gruber, Lehrer für Geschichte, Sozialkunde und politische Bildung sowie Biologie und Umweltkunde, um. Durchgeführt wurde die Wahl von den sechsten Klassen. Das Ergebnis: Bei unseren jüngsten besteht ein hohes Interesse an der Politik!
Der Ablauf
Um vor der Wahl ein fundierteres Bild zu bekommen, haben die Schüler/-innen der zweiten Klasse eine TV-Diskussion, die noch vor der ersten Stichwahl auf Puls4 ausgestrahlt wurde, verfolgt. Dass nicht jene Diskussion von vor einer Woche verwendet wurde, war zwar in dieser Form gar nicht geplant, tat der Aktion aber keinen Abbruch. Die Positionen der Kandidaten sind gleich. Nach etwa 40 Minuten wurde abgebrochen und der Wahlmodus erklärt.
Wählen durften nur jene Schüler/-innen, die einen Lichtbildausweis dabei hatten. Vorab erhielten sie eine „Wahlinformation“, in der sie einem von drei Sprengeln zugeteilt wurden. Die drei Sprengel haben sich auf 3 Stockwerken verteilt, wobei jeweils zwei Wahlkabinen aufgebaut wurden. Zeitgleich fand auch eine „Nachwahlbefragung“ vor den Wahllokalen zum Zwecke der Motivforschung statt.
Die Wahl
Nachdem das TV-Duell anhand eines zuvor konzipierten Fragebogens (siehe Abbildung) von den Zweitklässler/-innen analysiert wurde, begann die Wahl. Zuvor wurden die Schüler/-innen über den Wahlmodus von Eva Strotzka und Markus Gruber aufgeklärt. Diese gaben einen kurzen geschichtlichen Abriss zum Wahlrecht und strichen die demokratiepolitische Bedeutung von Wahlen heraus. Ungültig zu stimmen, darauf wurde hingewiesen, ist in einer Demokratie erlaubt, aber für die Entwicklung dieser nicht förderlich. Vor der Wahl fanden lebhafte Diskussionen unter den Schüler/-innen statt, zumal sie verantwortungsvoll wählen wollten.
Danach schritten sie zu den Wahllokalen in den jeweiligen Sprengeln und warteten dort geduldig auf ihre Stimmabgabe. Aufgebaut wurden jeweils zwei Wahlkabinen und Schüler/-innen der sechsten Klasse bildeten Wahlkommissionen nach dem originalen Vorbild. Formal ist hier alles rechtens abgelaufen. Es gab aber auch keine Wahl mit Wahlkarten, die angefochten werden konnte. Das wäre noch eine Variante zur Steigerung.
Die Analyse
Die Stimmen wurden von Schüler/-innen der sechsten Klasse ausgezählt und zeitgleich fand eine Nachwahlbefragung für die Motivforschung statt. Diese wurde nach den gängigen Kategorien aufgeschlüsselt (beispielsweise weiblich vs. männlich und die Festlegung auf Wahlmotive). Drei Schüler/-innen waren alleine für die Motivforschung zuständig. Etwa eine Stunde später gab es dann auch erste Ergebnisse. 80,3 Prozent der gültig abgegebenen Stimmen entfielen auf Alexander van der Bellen, 19,67 Prozent auf Norbert Hofer. Die Wahlmotive werden noch ausgewertet. Eingedenk des Alters der Schüler/-innen (Anm. d. Red. 11 bis 12 Jahre) liegt es aber auf der Hand, dass die Prägung durch das Elternhaus eine zentrale Rolle spielt.
Fazit: Zuversichtlich für die Zukunft!
Die Schüler/innen in Klosterneuburg entstammen allen Familien mit einem gebildeten, akademischen und bürgerlichen Hintergrund. Daher war das Ergebnis vorauszusehen. Was aber Mut macht ist, dass ein sehr hohes Interesse unter den Zweitklässler/-innen an der Entwicklung unserer Demokratie besteht und unter Schüler/-innen der sechsten Klasse auch ein Verständnis zum Wahlprozess und der Auswertung besteht. Es bewahrheitet sich eine alte Weisheit in der Bildung: Sobald die Schüler/-innen das Gefühl haben, sie werden ernst genommen, steigt die Produktivität und die Aufmerksamkeit.
Eva Strotzka sagte, dass Schüler/-innen der zweiten Klassen in der Masse üblicherweise laut sind. Doch in diesem Fall hielt sich das in Grenzen. Mit politischer Bildung sollte recht früh begonnen werden, zumal das politische Verständnis mit 14 Jahren geprägt ist. Bekommen die Schüler/-innen vorher noch möglichst viel Informationen, können sie sich ein differenziertes Bild machen und der Entwicklung unserer Demokratie kann mit Optimismus begegnet werden. Demokratische Strukturen müssen mit Schule Hand in Hand gehen, damit sie wirklich verstanden werden …