Diese Zahl ist absolut erschreckend. In einem Bildungsblog, wie der Innovationsschule, werden pädagogische Konzepte zum Wohle der Kinder diskutiert. Aber wenn ich diese Zahl lese, die das UNO-Kinderhilfswerk UNICEF veröffentlicht hat, steigt die Demut. 50 Millionen Kinder sind weltweit auf der Flucht. Ein Neuntel davon lebt im Krisengebiet Syrien. Sie werden nie in den Genuss von so etwas wie einer Bildungskarriere kommen. Sie werden ihr Leben lang mit strukturellen Problemen und Benachteiligungen zu leben haben. Und wir lassen enormes Potenzial ungenützt und streiten sprichwörtlich um des Kaisers Bart. Diese Zahl ist zwar ein Weckruf für die Entwicklungshilfe, die in Österreich leider noch immer stiefmütterlich behandelt wird, aber noch viel mehr, dass wir endlich in die Gänge kommen sollten.
Die Armut und ihr Rattenschwanz!
Ein weiteres globales Problem ist die Kinderarmut. Kinder, die in Armut leben, haben strukturell eingeschränkte Möglichkeiten. Die Armut zwingt sie zu einem Lebenswandel ohne Alternativen. Weltweit haben 28 Millionen Kinder aufgrund von Konflikten und Kriegen die Flucht antreten müssen (Anm. d. Red. der Rest aus anderen Gründen wie Klima, Hunger, etc.). Das heißt, ihnen wurde ihr Zuhause weggenommen und auf der Flucht haben sie maximal einen sehr eingeschränkten Zugang zu Bildung.
Der zweite Aspekt ist, dass die Armut dazu führt, dass sich die Kinder ihre Lebensumgebung nicht aussuchen oder diese verbessern können. Daher leben beispielsweise 300 Millionen Kinder in Gebieten mit stark verunreinigter Luft. Mit erheblichen Folgen für die Gesundheit. Und 250 Millionen Kinder - die Zahl sollte uns zu denken geben - haben keine Möglichkeit, eine Schule zu besuchen. Während wir über die Digitalisierung reden, kennen diese Kinder nicht einmal eine Schulbank.
Wir können es kaum lösen - leider!
Dass Armut vererbbar ist, ist auch in unserem Mikrokosmos nachvollziehbar. Soziale Schichten haben auch bei uns die Tendenz, sich zu reproduzieren. Die Konflikte weltweit werden wir im Einzelnen leider nicht lösen können. Die Supermächte (Anm. d. Red. USA und Russland) tragen Stellvertreterkonflikte auf dem Rücken sozial schwächerer aus. Syrien ist da nur das prominenteste Beispiel. Und die Hauptbetroffenen sind nun einmal die Kinder. Wenn wir das nächste Mal eine Migrationsdebatte führen, sollten wir das nicht vergessen.
Ich selbst hatte einen Nachhilfeschüler in Englisch, der mir von seiner Flucht aus Afghanistan erzählt hat. Er erzählte mir von Fußmärschen und wie seine Familie ihre letzten Mittel aufgewendet hat, um die Schlepper zu bezahlen. Im Alter von 15 Jahren trat er in unser Schulsystem ein und tat sich in manchen Fächern schwer, darunter auch Englisch. Aber ich werde niemals die Dankbarkeit in seinen Augen vergessen. Wenn Familien nicht einmal die Mittel haben, um zu flüchten, wird Armut lebensgefährlich. Dann addieren sich soziale und politische Konflikte zu einem menschenunwürdigen Leben.
Fazit: Sensibilität in der Diskussion!
Die Aufforderung zu mehr Sensibilität in der Diskussion könnte vermutlich für die meisten gesellschaftskritischen Themen gelten. Doch wenn Kinder betroffen sind, schrillen meine Alarmglocken umso lauter. Meiner persönlichen Auffassung nach bekommt man im Leben nichts geschenkt. Man erarbeitet sich fast alles und erntet hoffentlich irgendwann die Früchte der Anstrengungen. Gleiches gilt auch für Menschen in Migration. Kindern in Armut wird aber etwas weggenommen: Die Chance, gleichberechtigt mit anderen Kindern bei null zu starten. Wenn sie also vor Klimakatastrophen, Konflikten, Krieg und Armut flüchten, sind sie nur auf der Suche nach einem fairen Start ins Leben …