Ich bin gestern über Nachrichten von mdr.de gestolpert. Ich schiele gerne nach Deutschland und verfolge die aktuelle Bildungsdiskussion aufmerksam. Darin erklären deutsche Politiker/-innen und Bildungsexpertinnen und -experten ganz stolz, dass die schülereigenen Smartphones und Computer im Unterricht eingesetzt werden sollen. Na da schau her. Manche kommen wirklich spät zur Feier. Dass die berühmte Bring-Your Own Device-Strategie angesichts der prekären finanziellen Lage vieler Länder seine Vorteile hat, ist längst bekannt. Auch pädagogisch wäre es höchst sinnvoll, endlich das vorhandene Potenzial zu nutzen.
Worum geht es?
Das Ganze geht auf den Vorschlag des Hamburger Bildungssenators Ties Rabe (SPD) zurück. Die Länder könnten es sich schlichtweg nicht leisten, alle Schüler/-innen flächendeckend mit elektronischen Geräten auszustatten. Und das in jenem Land, das budgetär um einiges besser dasteht als wir. Es wäre daher nur folgerichtig, die privaten Smartphones und Computer der Schüler/-innen einzusetzen. Doch die wahre „Bombe“ ließ die Präsidentin der Ministerkonferenz, Bremens Kultussenatorin Claudia Bogedan (SPD), platzen.
Handy-Verbote wären von vorgestern! Das sollte sie vielleicht ihren bayrischen Kolleg/-innen zu allererst mitteilen, denn dort gibt es noch ein flächendeckendes Handy-Verbot. Bedenkt man, dass ein Drittel der Geräte an Schulen nicht genutzt werden, weil sie nicht aktualisiert oder technisch überholt sind, wäre es nur logisch, die Verwendung der privaten Geräte der Schüler/-innen zu erlauben. Denn da fällt dieser Aspekt weg.
BYOD in den „Digitalpakt“!
In Deutschland wird aktuell der Digitalpakt für die Schulen verhandelt. Es soll der Leistungsrahmen derart gestaltet sein, dass möglichst alle Schüler/-innen erfasst werden, aber die Kosten nicht explodieren. Bring Your Own Device bringt hier ein enormes Sparpotenzial. Ich bin nicht der Meinung, dass die Schüler/-innen oder Eltern zwingend diese Unterrichtsmittel kaufen sollten. Dieser Weg wäre falsch. Aber wenn die vorhandenen Geräte genutzt werden, entsteht weniger Aufwand bei der Finanzierung der „Ausgleichsgeräte“, die angeschafft werden müssen, damit alle Schüler/-innen inkludiert werden.
Fazit: Es geht um Inklusion!
Viele sehen BYOD als eine zusätzliche Belastung für die Eltern. Plötzlich müssten derartige Geräte auch noch für unsere Jüngsten gekauft werden. Dem entgegne ich, dass es nur darum geht, die bereits vorhandenen Geräte zu nützen. In Österreich gibt es mehr Smartphones als Bürger/-innen und ältere Computer gehören heutzutage noch lange nicht zum alten Eisen. Sie müssen nur technisch gut integriert werden und dafür gibt es eine Lösung! Dieses Potenzial sollte angezapft werden. Der finanzielle Ausgleichs-Aufwand ist dann weit weniger hoch. Und dass es offenbar noch immer Handy-Verbote gibt, hat mit Fortschritt so viel zu tun, wie Nordkorea mit einer offenen Gesellschaft. Ich möchte nie wieder hören, die Schüler/-innen würden ja sowieso nur damit spielen. Denn dann haben die Verantwortlichen das Potenzial dieser Geräte noch immer nicht erkannt. Gespielt haben wir in meiner Schulzeit auch. Nur damals war es eben noch auf Zettel. Eine gute Lehrkraft gestaltet ihren Unterricht so, dass gar nicht Zeit zum Spielen vorhanden ist …