Von Donnerstag bis Samstag hatte die Interpädagogica 2016 ihre Pforten geöffnet. Wie immer, war ich auf der Suche nach innovativen Neuerungen, die mir sofort ins Auge springen. Und derer gab es einige. Am meisten fiel jedoch das veränderte Klima Österreichs größter Bildungsmesse auf. Denn obwohl in der Nebenhalle die Buchmesse 2016 stattfand, besuchten deutlich weniger Schulklassen als in den Vorjahren die Interpädagogica. Den Innovationen im Bildungsbereich tat dies aber keineswegs einen Abbruch - im Gegenteil. Hier sind meine Eindrücke kurz zusammengefasst.
Das Bildungsministerium im Hintergrund?
In den letzten Jahren betrieb das Bundesministerium für Bildung stets einen großen Stand auf der Interpädagogica. Heuer ist dieser geschrumpft. Nicht einmal 200 Quadratmeter für alle Abteilungen eines Ministeriums. Als ich bereits Monate davor von diesen Plänen hörte, dachte ich mir, es würde von einem reduzierteren Interesse zeugen. Aber das komplette Gegenteil war der Fall. Denn das Bildungsministerium schien sich bewusst ein wenig in den Hintergrund zu stellen und die Innovationen im Bildungsbereich zu beobachten, um dann an den Schnittstellen aktiv zu werden.
Obwohl die Präsenz flächenmäßig geringer als in den letzten Jahren war, qualitativ wurde sie gesteigert. Denn es war nicht nur das Bildungsministerium, das innovative Konzepte in einem Top-Down-Prinzip vorstellte, sondern Innovationen in einem Bottom-Up-Prinzip verfolgte. Das bedeutete, dass sich andere Hersteller und Player im Bildungsbereich effektiv in Szene setzen konnten. Hersteller oder Services, die von der Aktion des Ministeriums leben, wirkten fast ein wenig passiv.
Zwei Leuchttürme der Innovation!
Ganz besonders ist der Stand der Firma projektor.at herausgestochen. War es in den bisherigen Jahren üblich, dass das Bildungsministerium eine Klasse der Zukunft aufbaute und innovativen Unterricht demonstrierte, war es diesmal die Firma projektor.at, die ein Future Classroom Lab nach den Prinzipien jenes im European Schoolnet aufbaute. Schüler/-innen des BG Klosterneuburg und der NNÖ-Informatik-Mittelschule Stockerau führten dort modernen und schülerzentrierten Unterricht vor (Bericht dazu folgt sehr bald). Nachdem ich beide Schulen relativ gut kenne, kann ich betonen, diese Unterrichtsform wird dort tatsächlich gelebt.
Auch ein anderer Anbieter erregte meine Aufmerksamkeit. Es handelt sich hier um einen Verlag, der unermüdlich versucht, ein digitales Schulbuch approbieren zu lassen und diesem Ziel um einiges näher zu kommen scheint. In den nächsten Wochen erfahren Sie hoffentlich mehr darüber. Der IKON-Verlag versucht mit seiner Inter(net)aktiv-Reihe als erster Verlag den effektiven Sprung zu modernen Unterrichtsmaterialien zu realisieren. Denn obwohl die bekannten Verlage ihre Messestände pflegten, den Zug der Zeit drohen sie zu verpassen.
Was die Lehrer/-innen wollen!
Ich bin in den letzten Tagen mit einigen Lehrer/-innen aus verschiedenen Schulen in Kontakt getreten. Deshalb ist für mich die Interpädagogica so spannend. Der Grundtenor war - und das sollte auch meine Leser/-innen durchwegs positiv stimmen - alle wollen moderneren und besseren Unterricht umsetzen. Einige haben schon das 1x1 umgesetzt. Schülerzentrierter Unterricht hat a priori nichts mit Technik oder Geldmittel zu tun. Oft reicht es, die Tische zu verstellen oder die Klassentüren zu öffnen.
Doch viele wollen nun die nächste Ebene erreichen und haben Sponsoren und öffentliche Geldmittel aufgetrieben, um moderne Technik in den Klassenraum zu bringen. Dieser Prozess dauert länger, aber er hat begonnen. Und die Basis einer erfolgreichen Integration der Technik ist ein tolles und intuitives Lernmanagement-System. In Classflow habe ich dieses gefunden und gleich nach dem ersten Tag einen detaillierten Beitrag dazu verfasst.
Fazit: Der Ausdruck des bildungspolitischen Klimas?
Als Bildungsministerin Sonja Hammerschmid ihre Pläne zur Schulreform vorstellte, war ich vorsichtig optimistisch. (Hier nachzulesen). Doch allein die Ankündigung, den Schulen würde mehr Autonomie zugesprochen werden, scheint der gesamten Bildungslandschaft einen Ruck zu geben. Sehr viele Direktor/-innen, IT-Kostod/-innen und engagierte Lehrer/-innen, die ihrer Direktion Veränderungen vorschlagen möchten, haben sich nach möglichen Innovationen für ihre Schule umgesehen. Dem Bildungssystem - und damit den Schüler/-innen - kann das nur gut tun …