Der 9. November 2016 ist ein denkwürdiger Tag. Die Polarisierung der Gesellschaft erreicht den Kulminationspunkt. Wenn Political Correctness der Mainstream des gesellschaftlichen Umgangs war, ist Donald Trump die Antithese einer humanistischen Gesellschaft. Dürfen wir so arrogant sein und annehmen, das Wahlergebnis in den USA wäre ein Ausdruck einer Bildung, die nicht mehr lehrt, zu differenzieren? Ist das Ergebnis Ausdruck eines politischen Mainstreams, der den Transport von (negativen) Emotionen vor die Auseinandersetzung mit Inhalten setzt? Vielleicht war die Wahl in den USA Ausdruck einer Misere in der Bildung, oder doch des Gesellschaftsbildes. Wir sollten uns sorgen. Aber nicht wegen Trump per se, sondern wegen des gesellschaftlichen Klimas, das hinter einem derartigen Phänomen steckt. Wir müssen uns nun die Frage stellen, welches Klima wir in den Schulen fördern. Aufeinander zugehen, oder Mauern hochziehen? Und das meine ich nicht nur im übertragenen Sinn.
9/11 und jetzt 11/9!
Am morgen war es dann (traurige) Gewissheit. An diesem 9.11.2016 waren die Terroristen, die am 11.9.2001 in die Zwillingstürme flogen, erfolgreich. Das mag provokant erscheinen. Aber das Ziel der Terroristen war doch nie ernsthaft, die USA zu zerstören oder in einen Krieg zu verwickeln. Das Ziel war die Spaltung der westlichen Gesellschaft. Der Hang zur gesellschaftlichen Spaltung und zum Radikalismus, der sich an den beiden Polen der Gesellschaft zu entladen scheint, ist spürbar. Donald Trump ist hier nur die Spitze des Eisbergs. Und bevor wir mit tadelndem Finger auf die USA herabblicken, sollten wir zunächst vor unserer europäischen Haustüre kehren.
Denn es ist zu beobachten, dass es sich hier um einen weltweiten Trend handelt. Egal, ob wir von Fernost, Mitteleuropa, den USA oder Südamerika sprechen. Überall scheint das populistische Element zu dominieren. Dass viele Menschen dem Populismus auf den Leim gehen, liegt in einer verkürzten Darstellung emotionaler Inhalte. Gegen Emotionen kann schwer argumentiert werden. Und genau das ist das Geschäft der Populisten. Wenn die emotionale Ebene angesprochen wird, kann in der gleichen Zeit mehr Unsinn behauptet als sachlich widerlegt werden. Fest steht allerdings, dass Donald Trump der vorläufige Höhepunkt dieser gesellschaftlichen Tendenz ist. Darum sollten wir uns sorgen.
Vom Twitter-Account zu den Atom-Codes!
Wenn der Kontrollverlust nach persönlicher Kritik in einem verbalen Ausrutscher endet, weiß man, es handelt sich mit großer Wahrscheinlichkeit um Donald Trump. Der Trotz eines Volksschulbuben wird hier mit einigen Jahrzehnten des kommerziellen Erfolges multipliziert. Das Resultat ist eine labile Person, die nicht einmal ihren eigenen Twitter-Account im Griff zu haben scheint. Genau diese Person hat ab dem 20. Jänner 2017 (Anm. d. Red. Tag der Vereidigung) Zugriff auf alle Nuklearsprengköpfe. Wenn beispielsweise Kim Jong-Un mit einem weiteren Atomtest provoziert, wie reagiert jener Mann, der auf alles loszugehen scheint, das Trump-kritisch ist?
Die geopolitische Ordnung, sofern man überhaupt von Ordnung sprechen kann, ist nachhaltig gefährdet. Doch eine Demokratie bekommt immer jene Volksvertreter/-innen, die sie verdient. Wenn dem so ist, sagt Trump mehr über die USA aus, als er über sich selbst, was bei einem Narzissten an sich schon schwierig ist. Doch was sagt er über die USA aus? Ein Volk von Egoisten, Rassisten und eingleisig denkenden? Oder ist es vielleicht ein Land, in dem soziale Unterschiede eine Trennlinie zwischen Verlierer/-innen und Gewinner/-innen in aller Deutlichkeit zieht.
Der Schlüssel heißt Bildung!
Klar, mit guter Bildungspolitik werden keine Wahlen gewonnen, weshalb sie nie oberste Priorität genießt. Gerade in diesem Feld sind die Effekte erst Jahre später zu erkennen. Dafür sind diese Veränderungen nachhaltig. Genau diese Nachhaltigkeit brauchen wir jetzt. Genau diese Nachhaltigkeit kann Brücken innerhalb der Gesellschaft aufbauen, die in letzter Zeit niedergerissen wurden. Aus Kalkül, Angst oder Missachtung des Gegenübers. Doch das benötigt Zeit. Zeit, die uns vielleicht ausgeht, weil die globalen Herausforderungen mehr denn je ein Miteinander statt einer Abschottung bedürfen.
Donald Trump selbst hat hier das ideale Bild geliefert: Grenzkonflikte, Drogendelikte und illegale Migration in Zusammenhang mit Mexiko können nur durch Kooperation gelöst werden, nicht durch die Abschottung hinter einer Mauer. Doch anders kennt es dieser Mann nicht. Bei jeder Bedrohung ist er weggelaufen und hat sich hinter den Mauern seines Trump-Towers versteckt.
Fazit: Bildung braucht Zeit und wir brauchen Geduld!
Wollen wir globale Herausforderungen wie Fluchtbewegungen, Krisenherde, Klimawandel und faire soziale Teilhabe lösen, brauchen wir eine Gesellschaft, die dahingehend sensibilisiert ist. In der Pädagogik sprechen wir von Selbstbestimmung, die unseren Kindern beigebracht werden soll. Doch wir Erwachsenen schaffen das offenbar kaum, zumal wir immer nach politischen Leitfiguren zu suchen scheinen, denen wir blind vertrauen können und, die uns das Denken abnehmen. Eine Lösung gelingt eigentlich nur durch eine entsprechende Bildung, die humanistische Werte der Aufklärung mit der heutigen Zeit in Einklang bringt. Das wäre die Schutzimpfung gegen Demagog/-innen, die uns ein X für ein U verkaufen wollen. Und Donald Trump hat derer schon einige verkauft …