Im Jahr 2010 wurde offiziell die Post-PC-Ära eingeleitet. Der damalige Apple-CEO Steve Jobs hat ein revolutionäres Gerät vorgestellt, das nicht nur unser Arbeitsleben, sondern auch die Unterrichtsmittel in der Schule verändern sollte. Schon bei der Vorstellung dieses Geräts war ich damals Feuer und Flamme. Allein, welches pädagogische Potenzial für die Interaktion im Unterricht enthalten ist, war schon früh erkennbar. Doch wie ist es um die Produkte des Branchen-Revolutionärs für den Unterricht bestellt?
Apples Vorteil relevant für die Schule?
Apples großer Vorteil war stets, die Hardware und Software perfekt aufeinander abzustimmen. Nachdem alles aus einem Haus kommt, funktionieren die Geräte in aller Regel einwandfrei. Sie sind intuitiv und können in kürzester Zeit von den Anwender/-innen verstanden werden. Ich persönlich bin schon vor über zwölf Jahren auf Apple umgestiegen (eine sicherlich kostenintensive Entscheidung) und benötigte damals zwei Stunden, um alles zu verstehen. Und in all den Jahren ist nie ein Gerät abgestürzt.
Im Schulbetrieb werden diese Aspekte wichtig. Technisch laufen diese Geräte, also auch das iPad, absolut stabil. Damit ist gewährleistet, dass fast nie ein Lernprozess unterbrochen wird. Die Lehrkraft sollte sehr selten mit technischen Herausforderungen konfrontiert sein.
Vielfach kopiert, nie ganz erreicht!
Googles Android-System ist mittlerweile Marktführer, weil es auch auf günstigeren Geräten integriert wurde. Und bei 95 Prozent der Anwendungen funktioniert es einwandfrei. Aber es gibt zwei entscheidende Nachteile, die auf der anderen Seite als Vorteile bei Apple verstanden werden können. Zunächst, und dieser Aspekt kann nicht genug betont werden, wäre da das Sicherheitsrisiko. Android-Geräte können noch immer relativ leicht gehackt werden. Dass unsere Kinder dann leicht geortet werden können (und weiter möchte ich nicht denken), finde ich erschreckend.
Der zweite Aspekt zielt auf die Qualität der verwendeten Apps ab. Zugegeben, Apple hat relativ strenge Auflagen für die Entwickler/-innen, die Apps einschicken möchten. Der Vorteil ist aber, dass die durchschnittliche Qualität der Apps stets sehr hoch ist. Ein Blick in die Geschichte des Unternehmens zeigt, dass Apple über die Jahre ein Naheverhältnis zur Bildung pflegte. Konsequenterweise hat Apple 2011 - kurz nach dem Tod von Steve Jobs - seine Version des Textbooks vorgestellt. Es handelt sich hier um ein wirklich interaktives Schulbuch, das mit dem iPad gelesen wird.
Die 2 wesentlichen Nachteile Apples!
Die beiden wesentlichen Nachteile Apples sind das proprietäre System und die überhöhten Preise. Die Erstellung der sogenannten Textbooks funktioniert nur mit Apple-Geräten, was hohe Systemkosten zur Folge hat. Und die kann sich eine durchschnittliche Schulgemeinschaft schlicht nicht leisten. Apple kann somit nach wie vor der Vorwurf gemacht werden, ihre Produkte wären elitär und aufgrund ihrer hohen Preise nicht mehrheitsfähig. Zumindest bei uns. Denn der österreichische Staat finanziert im Rahmen der Schulbuchaktion des Familienministeriums die Schulbücher. Müssten diese von den Eltern übernommen werden, wie zum Beispiel in den USA oder in Italien, kommt man schnell dahinter, dass ein iPad günstiger ist als die Anschaffung der jeweiligen Schulbücher (Anm. d. Red. Es wird immer mit einem Zeitraum von mindestens zwei Jahren kalkuliert).
Fazit: Scheitert es am Geld?
Ja! Wirtschaftliche und politische Langzeitrechnungen haben im österreichischen Bildungssystem fast keine Chance. Wenn ein beinahe gleichwertiges Gerät die Hälfte kostet, muss ich als Education Consultant dazu raten. Abgesehen davon, haben die österreichischen Schulbuchverlage wenig Interesse, die derzeit laufende Schulbuchaktion zu reformieren, zumal ihre wirtschaftlichen Interessen im Weg stehen. Die Schulbuchaktion läuft und solange es Gratis-Schulbücher gibt (und das ist auch gut so!), wird sich nichts ändern. Mein Vorschlag wäre, die Kosten für Schulbuch-ähnliche Materialien staatlich zu übernehmen und die Schulen im Zuge ihrer neu gewonnenen Autonomie entscheiden zu lassen, welche Materialien sie verwenden. Denn sie wissen um die wirtschaftlichen Kapazitäten der Familien noch am ehesten Bescheid. Wenn der Wettbewerbsvorteil der Verlage (Anm. d. Red. Schulbuchaktion) in seiner derzeitigen Form fällt und die Geldmittel verlagert werden, hätte das iPad eine Chance …