Heute findet die Abschlusskonferenz zur eSkills For Jobs - Kampagne statt. Eine Kommunikations-Kampagne der Europäischen Kommission, welche die Wichtigkeit digitaler Fertigkeiten in der heutigen Gesellschaft, insbesondere in Bezug auf den Arbeitsmarkt, herausstreichen soll. In verschiedenen Abstufungen besteht die Kampagne seit dem Jahr 2009 (Anm. d. Red.: damals eSkillsWeek 2010). Und obwohl einige Ziele erreicht wurden, darf ein größeres Fragezeichen hinter den Langzeiterfolg dieser Kampagne gesetzt werden. Denn was ich hier in Bratislava erlebe, stimmt mich zum Teil nachdenklich …
Eine Kampagne als Wake-Up-Call!
Ein Vertreter der Europäischen Kommission hat es gestern inoffiziell sehr gut zusammengefasst. Die eSkills-Kampagne wurde 2009 als Weckruf ins Leben gerufen. Den politischen Entscheidungsträger/-innen wurde bewusst, dass vermehrt Expertise nach Fernost abwandern wird und in Europa viele Arbeitsplätze, die digitale Kompetenzen voraussetzen, nicht besetzt werden können. Gerade der zweite Aspekt ist vor dem Hintergrund der steigenden (Jugend)Arbeitslosigkeit besonders wichtig. Im Rahmen der „New Skills Agenda“ der Europäischen Kommission wurde diese Kampagne finanziert.
Anfangs war noch nicht klar, wie eine erfolgreiche Kommunikationskampagne aussehen kann und über die Jahre hat sie sich auch verändert. Arbeiteten wir zu Beginn weitestgehend mit einer zentralen Website, die alle Initiativen unter dem eSkills-Dach integriert hat, so ist der Fokus in den letzten Jahren vermehrt auf die sozialen Netzwerke gelegt worden. Denn hier interagieren die Menschen viel aktiver miteinander. Zwar gibt es noch theoretisch eine nationale eSkills-Website, aber die Besucherzahlen sind vernachlässigbar. Facebook, Twitter und externe Beiträge über die Mobilitylounge oder die Innovationsschule sind wesentlich erfolgreicher.
Was erreicht wurde!
Der Erfolg der verschiedenen eSkills-Kampagnen ist sicht- und messbar. 2010 gingen wir gestützt durch eine IDC-Studie noch davon aus, dass im Jahr 2014 etwa 900.000 Arbeitsplätze in Europa aufgrund mangelnder digitaler Kompetenzen nicht besetzt werden können. Heute, im Jahr 2016, sind es etwa 400.000. Bedenkt man, dass der Arbeitsmarkt auf diesem Gebiet eher größer wurde (Anm. d. Red.: Auch in den Krisenjahren der Weltwirtschaft war der Technologiesektor der einzige, der stetig gewachsen ist.), ist diese Zahl recht beeindruckend. In den Mitgliedsländern gibt es mittlerweile fast flächendeckend Initiativen zur Stärkung der digitalen Kompetenzen.
In Österreich fallen mir ad hoc die eFit21-Strategie und eEducation ein. Das Bewusstsein der Stakeholder ist insofern gestiegen, als auch sie wieder mehr in die Ausbildung ihrer Mitarbeiter/-innen investieren. Von einem Idealzustand sind wir aber noch weit entfernt. Und letztlich ist der Erfolg auch am gestiegenen Bewusstsein in den Europäischen Institutionen zu erkennen. Das Parlament behandelt das Thema in mehreren Ausschüssen, die Europäische Kommission hat eine eigene Generaldirektion dafür und sogar der Europäische Rat befasst sich immer öfter mit diesem Thema.
Fazit: Das Potenzial ist riesig!
Auf etwas wird hier im Rahmen der Konferenz immer wieder hingewiesen. Das Potenzial für den digitalen Arbeitsmarkt ist sehr groß. Digitale Kompetenzen werden auf allen Ebenen benötigt und es erschließen sich große Wachstumsfelder. Insbesondere durch die Ereignisse der letzten zwei Jahre (Flüchtlingsbewegung und Terror) ist der Bedarf an digital Jobs im Bereich der Sicherheit stark angestiegen. Auf dem Wunschzettel der Kommission stünde sowieso, dass Europa hier einen Pool an kompetenten Arbeitskräften hätte, auf den weltweit zugegriffen wird. Aber auch die Sektoren Bau, Gesundheit und Ökologie haben ein großes Potenzial an digital Jobs. Es geht also längst nicht mehr darum, dass digitale Fertigkeiten zwingend etwas mit Programmierung oder Informatik zu tun hätten. Es sind Fertigkeiten, die wir alle benötigen und, die in allen Lebensbereichen notwendig sind. Doch wir dürfen nicht den Drive verlieren und wenn ich mir die aktive Beteiligung der Stakeholder in dieser Kampagne ansehe, entsteht aber genau dieser Eindruck. Von der anfänglichen Euphorie sind wir mittlerweile weit entfernt, denn wir können den Firmen keinen neuen Unique Selling Point anbieten. Daher steht und fällt der Erfolg derartiger Initiativen mal wieder mit den im Bildungssystem agierenden Personen …