WhatsApp - Ein Kriminalfall!

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Quelle: https://pixabay.com/de/whatsapp-symbol-app-892926/, 24.09.2016

Wann wird eine Grenze gezogen? Nicht nur eine normative, sondern auch eine persönliche? Wann nehmen wir als Konsument/-innen den Datenschutz ernst? Gleiches verlangen wir ja auch von großen Konzernen. Spätestens am Sonntag ist mein Gebrauch dieses Messenger-Dienstes Geschichte. Auch wenn für mich persönlich die Weitergabe meines Telefonbuchs und meiner Anrufliste kaum Auswirkungen hat, wird hier eine Grenze überschritten. Denn es geht um mehr als nur um Prinzipien …

Worum es geht!

Die User ermächtigen WhatsApp per neuer AGBs dazu, die Daten des Telefonbuchs sowie jene der Verbindungen abzugreifen. Diese Daten werden an Facebook weitergegeben und zu verschiedenen Zwecken „verwendet“. Einen Zweck können die User abstellen, indem sie im entsprechenden Privatsphäre-Bereich verhindern, Werbungen zu bekommen, die auf Daten des Telefonbuchs zurückgehen. Aber den „anderen“ Zweck, von dem ich als Benützer nicht weiß, was wirklich geschieht, kann ich nicht verhindern, außer ich melde mich von WhatsApp ab.

Empfinden wir das als okay?

Würden Sie ohne zu fragen, Daten ihrer Kontakte einfach weitergeben? Vermutlich nicht. Würden Sie es tolerieren, wenn jemand ihr Smartphone aus der Tasche holt und ihre Kontakte und Verbindungen ungefragt an Dritte weitergibt. Vermutlich auch nicht! Doch genau das macht Facebook über WhatsApp. Ihre Daten sind für Facebook deswegen interessant, weil sie mit maßgeschneiderten Werbungen ein profitables Geschäft machen können. Wenn Sie beim Möbelhaus ihres Vertrauens angerufen haben, erscheint eine Werbung auf Facebook zu den entsprechenden Möbeln. Gut, diese Funktion können wir verhindern, indem wir im Bereich Privatsphäre entsprechende Häkchen machen.

Was wir nicht verhindern können - außer wir löschen WhatsApp - ist die Erstellung eines persönlichen Profils. Somit vollzieht Facebook eine kommerzielle Form der Vorratsdatenspeicherung, die ja bekanntlich vom EuGH gekippt wurde. Ich finde es nicht in Ordnung, dass Facebook plötzlich weiß, wen ich angerufen habe. Ich finde es geht sie nichts an, welche Ärzte ich anrufe, welche Geschäftskontakte ich pflege, welche Lehrer/-innen meiner Kinder ich angerufen habe, deren Eltern oder, ob ich sonst jemanden angerufen habe. Nachdem das Internet nicht vergisst, können diese Daten auf mich zurückfallen.

Die Entrüstung müsste größer sein!

Ärger-Person
Quelle: https://pixabay.com/de/frau-smiley-emoticon-ärger-wut-1253505/, 24.09.2016

Unseren Schüler/-innen lehren wir, vorsichtig mit veröffentlichten Bildern und Inhalten im Internet umzugehen. Sie zu löschen, ist meistens zwecklos. Und Jahre später können diese Dinge für Recruiter bei der Jobsuche interessant sein. Gibt es viele kompromittierende Bilder unter Alkoholeinfluss? Jetzt geht Facebook mit WhatsApp einen Schritt weiter. Jetzt werden sogar Telefonkontakte und Verbindungen zu einem persönlichen Profil zusammengestellt. Bekomme ich dann einen Job nicht, weil ich einmal mit einer Psychotherapeutin telefoniert habe? Diese Dinge sollten uns in Aufruhr versetzen.

In Österreich benötigt die Polizei der aktuellen Rechtslage folgend einen richterlichen Beschluss, um entsprechende Daten abzufragen. Dem europäischen Gesetz nach, gehören die Daten der jeweiligen Person. Doch bis hier Verfahren zu einem entscheidenden Ende gebracht werden, ist der Schaden längst entstanden.

Fazit: Es kann nur eine Antwort geben!

Trotz allen Komforts, den WhatsApp bietet, kann die Antwort auf dieses Vorgehen nur lauten, diesen Messenger zu löschen. Nachdem ihn weltweit so viele Menschen verwenden, ist der Wille zum radikalen Schnitt vermutlich nicht besonders groß. Genau darauf baut WhatsApp oder Facebook in diesem Fall. Die Zahl der User ist so groß, dass man nachteilige AGBs in Kauf nimmt, bloß, um einen gewissen Komfort zu erhalten. Technisch gibt es viele andere Lösungen und Messenger-Dienste, die nicht so fahrlässig mit den Daten ihrer Kunden umgehen. Und wenn jede/r fünf Freund/-innen zu einem Wechsel motiviert, erlangen wir die Kontrolle über unsere Daten zurück. Gerade Eltern, die Berufs- oder Gesundheitsdaten haben, die sie nicht im öffentlichen Raum wissen möchten, sollten sich zweimal überlegen, WhatsApp zu behalten. Ich habe es bereits gelöscht …