Die letzte Woche stand ganz im Zeichen der Terroranschläge vom 11. September 2001. Fernsehsender und ihre Redakteure haben die Ereignisse von damals nochmals für uns durchlebt und erinnerten sich lebhaft daran. Jede/r weiß heute noch ganz genau, wo sie/er war, als die Flugzeuge in dieses monströse Symbol der westlichen Hegemonie geflogen sind. Wir alle erinnern uns noch an die Bilder, als diese beiden Türme in sich zusammenfielen. Aber wir wurden auch schmerzlich daran erinnert, dass hunderte Menschen den Freitod wählten weil sie oberhalb des Feuers gefangen waren und keine Möglichkeit zur Flucht bestand. Sie stürzten mehrere hundert Meter in den Tod. Diese Bilder haben mich tief bedrückt. Auch heute noch. Ich frage mich, ob wir wirklich aus den Ereignissen von damals gelernt haben und, ob wir die Opfer tatsächlich ehren.
Wenn das Leben egal wird …
Gemeinhin halten wir das Leben für das höchste Gut. Es ist schützenswert und Ausdruck der vielen Möglichkeiten, die wir als Kinder haben. Wir alle verfolgen unsere Träume - auf unsere eigene Art - und haben Pläne. Die Freiheit, unser Leben zu gestalten darf niemals durch andere Mitmenschen eingeschränkt werden. Das sind Werte der Aufklärung und für diese haben viele Menschen ihr Leben gelassen. Doch genau das passierte! Als die Flugzeuge in die Wolkenkratzer rasten, war das letzte Kalkül der Entführer das Leben der Menschen an Bord und in den Türmen. Auch jenen, die oberhalb des Feuers gefangen waren, wurde die Freiheit auf Leben genommen. Sie sprangen in den Tod. Das Erschreckende war, dass wir „dank“ unserer Mediengesellschaft Zeugen dieser Tragödien wurden. Und es waren so viele.
Als ein Symbol einstürzte …
Schön waren diese Türme nicht. Sie waren auch aus Baustoffen, die sogar als gesundheitsgefährdend einzustufen sind. Aber das World Trade Center war ein Symbol. Ein Symbol der weltwirtschaftlichen Macht der USA, ein Symbol der Hegemonie, ein Symbol der Vormachtstellung des Westens gegenüber den „Verlierer/-innen“. Und diese Verlierer/-innen setzten sich zur Wehr. Ihre Mittel waren nackte Menschenleben und Angst. Doch auch der Westen hat durch Einmischungen in Kriege vielerorts Menschenleben geopfert. Die Motive waren sicher unterschiedlich und darüber möchte ich jetzt nicht spekulieren - das wäre respektlos. Doch was einstürzte waren nicht nur Türme: Es stürzten auch Werte wie Respekt, Freiheit, Menschenwürde und Toleranz ein. Heute leben wir in einem vergifteten Klima des Hasses gegenüber Fremden und Intoleranz gegenüber Dingen, die wir nicht verstehen.
Fazit: Zurück zu unseren Werten!
Etwas haben die Ereignisse von damals aufgezeigt: Hass kann sich über Jahrzehnte ansammeln und in tragischen Ereignissen zum Ausdruck kommen. Intoleranz führt zu Ignoranz und zu einer gewissen Überheblichkeit, die den Blick auf soziale Schieflagen in anderen Teilen der Welt verdeckt. Und wir haben leider NICHTS gelernt. Was wäre, wenn einfache Menschen wir du und ich in Syrien verzweifeln, weil ihnen der Westen nicht hilft (Anmerkung: Schließung aller Routen nach Europa)? Er hat doch den Bürgerkrieg in Syrien mit zu verantworten. Was ist, wenn sich diese Menschen radikalisieren, weil sie das Leben ihrer Kinder verbessern wollen? Was ist, wenn sie etwas ähnlich Schreckliches planen und wir in einigen Jahren wieder genau an der gleichen Stelle wie am 11. September 2001 sitzen? Vielleicht sollten wir anfangen, einen breiteren Blick auf die Geschehnisse in der Welt zu entwickeln und unsere Verantwortung wahrzunehmen. Vielleicht fängt es schon in der Schule an, wo Hass ein absolutes No-Go sein muss …