Erkennen Sie den Schärfenunterschied zwischen den jeweiligen Handydisplays? Natürlich ist die Frage rein rhetorisch. Denn Pixel können über einer Auflösung von 300 ppi vom menschlichen Auge nicht mehr erfasst werden. Unterschiede gibt es noch bei den Panels und allgemein kann festgehalten werden, dass Amoled-Displays intensivere Farben haben. Aber das war es auch schon. Wir warten beim Hersteller mit dem Apfel seit einiger Zeit vergeblich auf „The next Big Thing“, aber es mag nicht kommen. Schläft deshalb eine ganze Industrie oder haben sich die Prioritäten geändert? Und was bedeutet das für die Bildung?
Was brauchen wir wirklich?
Das ist für mich die entscheidende Frage! Brauch ich einen noch schnelleren Computer oder ein noch schnelleres Smartphone? Wenn ich keine Leerzeiten spüre und im Arbeitsprozess nicht gebremst werde, wird die tatsächliche Leistung meiner Hardware nebensächlich. Auf Datenblätter sehe ich nur noch beiläufig beim Kauf. Für mich ist das Experience ausschlaggebend. Sprichwörtlichen Religionskriegen zwischen Anhänger/-innen verschiedener Marken aufgrund technischer Daten kann ich so gar nichts abgewinnen. Genauso sinnvoll wäre es, sich über verschiedene Kühlschränke lautstark auszutauschen. Doch online wird häufig über Dinge gestritten, die wir sowieso nie brauchen werden. Das sagt viel über unsere Streitkultur aus und daraus ergibt sich ein Auftrag für die Pädagogik.
Mein Fokus: Systemische Usability!
Mal wieder werfe ich einen neuen Begriff in die Arena. Was ich mit „systemischer Usability“ meine ist recht einfach: Die Gadgets meines Vertrauens müssen sich nahtlos in mein Lebenssystem möglichst unauffällig integrieren können. Bestenfalls denke ich nicht mehr über sie nach und kann mich auf sie verlassen, wenn ich sie brauche. Sie kommunizieren mit einer großen Datenbank (entweder zu Hause oder in der Cloud) und greifen auf jene Daten zu, die ich dann in diesem Moment benötige. Wenn sie auch noch auf meine Stimmbefehle hören können, perfekt.
Wenn derartige Dinge nicht funktionieren, bremst uns das in der Produktivität! Selten ist es die Leistung der verwendeten Hardware. Auch in der Schule sind es diese Dinge, die eine Lehrkraft davon abhalten, neue Technologien auszuprobieren. „Diese Dinge müssen einfach funktionieren, ohne wenn und aber.“ Diesen Satz habe ich oft gehört. Wir bereiten die Schüler/-innen auf eine moderne (Arbeits-)Welt vor und bis sie erwachsen sind, werden diese Dinge vermutlich reibungslos funktionieren. Ich vergleiche das gerne mit der Entwicklung des Automobils: In seinen Anfangszeiten waren Motorkenntnisse fast Voraussetzung. Heute kann ich gerade einmal das Scheibenwasser nachfüllen. Ähnlich wird es sich auch bei der Technologie verhalten.
Fazit: Fortschritt ist nicht gleich technischer Fortschritt!
Wenn ich heute beurteilen möchte, ob sich eine Technologie durchzusetzen vermag, beleuchte ich die Praktikabilität. Wenn Technik dazu da ist, mich zu entlasten und Leerläufe zu reduzieren, hat sie Zukunft. Aber vermutlich ist das keine Frage der Technik sondern der dahinterstehenden Dienstleistungen. Interagieren unsere Gadgets mit ihnen, vereinfacht sich tatsächlich unser Leben. Wenn ich mit meinem Smartphone bezahle, die Türe öffne oder die Heizung einschalte, ist das eine Erleichterung. Im Schulbetrieb sollten wir unsere Kinder auf einen verantwortungsvollen Umgang mit der Technik vorbereiten. Das Detailverständnis werden wir ihnen nicht mehr vermitteln können, die individuelle Verantwortung schon …